La Paz, höchstgelegener Regierungssitz der Welt, kann auch aus kultureller Sicht als inoffizielle Hauptstadt Boliviens bezeichnet werden. Mit seiner Fülle an Museen und Märkten und zahlreichen Ausflugszielen in seiner Umgebung sollte La Paz auf jeder touristischen Karte für den Bolivien-Urlaub verzeichnet sein.
La Paz, Hauptstadt des gleichnamigen Departments im Westen des Landes und höchstgelegener Regierungssitz der Welt, bietet mitten im Hochplateau Altiplano einen atemberaubenden Anblick. Sie ist zwar nicht die Hauptstadt von Bolivien (das ist Sucre), stellt aber dennoch ein wirtschaftlich und vor allem kulturell bedeutendes Zentrum dar – welches zu unseren Top 10 Sehenswürdigkeiten von Bolivien gehört.
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Die Innenstadt von La Paz ist mit jeder anderen südamerikanischen Großstadt zu vergleichen. Zunehmend verwestlicht dominieren auch hier moderne Bank- und Bürogebäude, Leuchtreklamen und internationale Handelsketten das Stadtbild.
Historische Baudenkmäler aus der Kolonialzeit hat La Paz trotz seiner Bedeutung kaum zu bieten. Um die altehrwürdigen Bauten zu erhalten fehlte oft das Geld und so mancher Grundstückskäufer baute lieber neu, als aufwändig zu restaurieren. Die schönsten Bespiele für Kolonialarchitektur sind auf den zentralen Plätzen in der Innenstadt zu finden.
Inhaltsverzeichnis
Plaza Murillo
Der Plaza Murillo ist der zentrale Platz von La Paz und einer der schönsten der Stadt. Mit der Kathedrale von La Paz, dem Kongressgebäude und dem Regierungspalast wird er an zwei Seiten von den eindrucksvollsten Kolonialbauten der Innenstadt begrenzt. Auch das einst allererste Kino Boliviens im heutigen Grand Hotel Paris ist hier zu finden.
Tipp: Achten Sie auf die Uhr am Giebel des Kongressgebäudes – ihre Zeiger bewegen sich gegen den Uhrzeigersinn!
Auch am Plaza de San Francisco fanden bereits Kundgebungen und Revolutionen statt, seine Bebauung ist jedoch nicht ganz so pompös. Beherrscht wird er von der imposanten Basílíca de San Francisco, die sowohl kostenlos, als auch im Zuge von Führungen besichtigt werden kann.
Die sehenswerte Tour führt nicht nur die die Klosterräumlichkeiten und das angeschlossene Museum mit sakralen Kunstgegenständen, sondern auch in die Krypta, auf den Glockenturm und auf das Dach der Basilika.
Calle Sagarnaga
Südlich des Plaza San Francisco liegt mit der Calle Sagarnaga die wohl touristischste Straße von La Paz. Vor allem Backpacker und Individualreisende tummeln sich hier zwischen den zahlreichen Cafés, günstigen Hotels und Reiseagenturen.
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Aussichtspunkt Killi Killi
Von der Fülle an Aussichtspunkten, die sich in und um La Paz auf den Bergflanken der Cordilla Real erstrecken, ist der Killi Killi sicherlich der schönste. Er liegt als einziger mitten in der Stadt und bietet einen atemberaubenden 360 Grad Rundblick, der über die Dächer von La Paz hinweg bis zum Valle de la Luna reicht.
Der Aufstieg und der Aufenthalt auf 3.600 Meter sind allerdings nicht ohne und sollten nicht ohne vorherige Akklimatisierung an die Höhe gewagt werden. Taxis und Busse fahren ebenfalls zur Aussichtsplattform.
Museo Casa de Murillo
Als Kulturhauptstadt Boliviens ist La Paz eine wahre Schatztruhe für Museums-Liebhaber. Hunderte große und kleine Museen zu allen erdenklichen Themen sind über die gesamte Stadt verstreut. Vier von ihnen, die Museos Municipales, befinden sich in der Nähe des Plaza Murillo in der Calle Jaén, der besterhaltenen Straße aus der Kolonialzeit.
Das größte und bekannteste ist das Museo Casa de Murillo, welches sich am gleichnamigen Platz befindet. Über 6.000 Ausstellungsstücke erzählen im ehemaligen Wohnhaus des Freiheitskämpfers Pedro Domingo Murillo die Geschichte von Boliviens Unabhängigkeit. Neben Dokumenten und historischen Artefakten sind auch koloniale Kunstgegenstände und Mobiliar zu sehen.
Museo de Coca
Mindestens ebenso bekannt, wenn nicht noch bekannter, ist das weltgrößte Koka-Museum, in dem Besucher neben interessanten Kostproben alles über die berühmt-berüchtigte Rauschpflanze erfahren, was es zu wissen gibt.
Museo Nacional de Arte
Kunst-Liebhaber sind im 1775 errichteten Barockbau des Museo Nacional de Arte in der Calle Comercio an der richtigen Adresse. Es legt seinen Fokus mit Gemälden, Mobiliar, Porzellan, Skulpturen und Textilien auf die Kunst Boliviens und gehört in Südamerika zu den größten Kunstmuseen. Den Quechua- und Aymara-inspirierten Skulpturen der bolivianischen Künstlerin Marina Nuñez ist mit dem Casa Museo Marina Nuñez del Prado ein eigenes Museum gewidmet.
Museo Nacional de Arqueología de Bolivia
Wer sich über die interessante Vergangenheit Boliviens und seiner Kulturen informieren möchte, sollte dem Museo Nacional de Arqueología de Bolivia einen Besuch abstatten. Das Archäologische Nationalmuseum widmet sich der präkolumbianischen Geschichte des Landes und präsentiert Jahrhunderte alte Keramik-, Stein- und Metallfundstücke.
Weitere Museen und Kultur in La Paz
Darüber hinaus gibt es in La Paz ein Naturhistorisches Museum, ein Ethnografisches Museum, ein Goldmuseum, ein Museum für Musikinstrumente, das Museo Del Litoral über den gegen Chile verlorenen Salpeterkrieg und das Museo Costumbrista, in dem Porzellanpuppen traditionelle Kleidung aus dem frühen 19. Jahrhundert präsentieren.
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Ebenfalls sehenswert ist das Centro Cultural Museo San Francisco, welches direkt an die Basilika San Francisco am gleichnamigen Platz angeschlossen ist. Es beherbergt kunstvolle Fresken aus dem 17. und 18. Jahrhundert, sowie mehrere sakrale Gemälde, die zum Großteil von indigenen Künstlern stammen.
Ebenso reich wie die Museumsvielfalt gestaltet sich die Kulturszene von La Paz. Nahezu täglich gibt es irgendwo in der Stadt ein Theaterstück, ein Konzert, eine Lesung oder ein Festival zu besuchen. Auffällig ist die Liebe der Einheimischen zu den traditionellen Bolivianischen Tänzen, die bei Umzügen unter freiem Himmel, im Casa de la Cultura, im Teatro Municipal in der Calle Jaén oder einfach nur auf den Plätzen und am Straßenrand ebenfalls eine bedeutende Rolle spielen.
Shopping auf den Märkten von La Paz
La Paz wird oft als einziger großer Marktplatz bezeichnet, denn einkaufen kann man hier an jeder Ecke. Die Auswahl an Kunsthandwerk und Souvenirs ist nirgendwo in Bolivien größer als in La Paz und auch die Preise sind äußerst moderat.
Besonders eindrucksvoll ist das Shopping-Erlebnis auf den zahlreichen offenen Märkten von La Paz, die im Nordwesten des Plaza San Francisco zu finden sind. Am Mercado Negro (er heißt tatsächlich „Schwarzmarkt“) werden kaum Steuern gezahlt, dies wird aufgrund der zahlreichen Arbeitsplätze von der Regierung jedoch geduldet.
Ahnen-Figuren und Lama-Föten am Hexenmarkt
Gleich daneben liegt der als extravagante Sehenswürdigkeit bekannte Mercado de Hechicería oder Mercado de las Brujas. Am „Hexenmarkt“ werden zahlreiche mystische Gegenstände und Zutaten feilgeboten, mit denen in rituellen Zeremonien die Gunst der Ahnen, Geister und Götter erbeten wird. Wer also unbedingt getrocknete Schlangen oder ein ungeborenes (!) Lama mit nach Hause nehmen möchte, sollte den Hexenmarkt nicht versäumen.
Tipp: Die authentischsten Waren und günstigsten Snacks gibt es am Mercado Yungas, wo sich kaum Touristen einfinden.
Entstehung von La Paz
Offiziell gegründet wurde La Paz am 20. Oktober 1548 durch Alonso de Mendoza. Die Region liegt gut 70km vom berühmten Titicaca-See entfernt und war damals bereits vom Franziskanerorden besiedelt. Die neue Stadt sollte als Station auf dem Handelsweg von Potosí nach Callao in Peru dienen.
Zu Füßen der mächtigen vier Gipfel des vergletscherten Berges Illimani trifft nun seit Jahrhunderten indigene Kultur auf die modernen Einflüsse aus Europa. Das Ergebnis ist eine quirlige Mischung aus gläsernen Bürotürmen, High-Tech-Shopping-Malls, traditionellen Straßentänzen und Märkten mit rituellen Zutaten, um die Götter gnädig zu stimmen.
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Mit vollem Namen heißt die im Mittel 3600m hoch gelegene Stadt Nuestra Señora de La Paz („Unsere Liebe Frau des Friedens“), so genannt im Jahr 1825 zur Erinnerung an den Sieg bei Ayacucho im Unabhängigkeitskrieg gegen Spanien.
Daneben hat sie zahlreiche andere Namen, darunter Stadt in den Wolken oder Vertical City. Der Höhen- und Temperaturunterschied zwischen den äußeren Rändern am Berg und den Villen im Talkessel beträgt nämlich rund 1000 Meter und ganze 6 Grad Celsius. Auch das soziale Gefälle ist hier abzulesen – je höher die Häuser, desto ärmer die Menschen.
Mitten in den Anden gelegen reihen sich auch um La Paz zahlreiche Sehenswürdigkeiten, die sich als Tagesausflug anbieten. Wer über kein Mietauto verfügt, kann die öffentlichen Transportmittel nutzen oder sich in den Tourismus-Büros der Stadt nach organisierten Touren erkundigen.
Valle de la Luna (Mondtal)
Das spektakuläre Valle de la Luna liegt nur 10km von La Paz entfernt. Das Mondtal mit seinen erstaunlichen Felsformationen ist am besten mit dem Taxi zu erreichen und macht seinem Namen tatsächlich alle Ehre. Die spärliche Vegetation zwischen den unzähligen Kratern unterstreicht noch den Eindruck von Lebensfeindlichkeit im Valle de la Luna.
Der Muela del Diablorund 40 Autominuten von La Paz entfernt hat tatsächlich gewaltige Ähnlichkeit mit einem umgedrehten Backenzahn. Als eines der Wahrzeichen von La Paz, beliebtes Wander- und Kletterziel und atemberaubende Kulisse für Sonnenuntergänge zahlt sich ein Abstecher zum Teufelszahn in jedem Fall aus!
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Yungas-Straße (Todesstraße)
Als angeblich gefährlichste Straße der Welt führt die „Todesstraße“ El Camino de la Muerte über langgezogene Serpentinen an den Bergflanken der Cordillera Real entlang von La Paz bis in die Yungas-Täler. Die einspurige Straße hat keinerlei Leitplanken, die vor dem nahezu senkrecht abfallenden Abhang schützen würden und ist vor allem bei wagemutigen Mountain-Bikern eine unwiderstehliche Herausforderung.
Der knapp 5.400m hohe Chacaltaya war einst Boliviens einziges und das höchstgelegene Skigebiet der Welt. An Skifahren ist nicht mehr zu denken, dafür ist der knapp 1,5 Stunden vom Stadtzentrum entfernte Berg ein beliebtes Ausflugsziel für Wanderer und Bergsteiger. Mit dem Bus von La Paz erreicht man den Gipfel bis auf 200 Höhenmetern, der Rest ist allerdings aufgrund der großen Höhe nicht zu unterschätzen!
Der Tiwanaku-Platz vor dem Stadion von La Paz gibt bereits einen Vorgeschmack auf diese imposante Ruinenstätte, doch im Original wirken die archäologischen Schätze der Ausgrabung noch um einiges beeindruckender. Neben Machu Picchu in Peru ist Tiwanaku die bedeutendste Stätte Südamerikas, die noch vor der Landung Kolumbus’ errichtet wurde. Sie liegt knapp 2 Stunden von La Paz entfernt und ist nicht nur für kulturinteressierte Bolivien-Reisende ein absolutes Muss.
Noch etwa eine halbe Stunde länger dauert die Fahrt auf der Ruta Nacional 2 zum Ufer des Titicaca-Sees und über den Tiquina-Kanal bis nach Peru. Der Großteil des höchstgelegenen schiffbaren Sees der Welt liegt bereits in Peru, doch viele interessante Sehenswürdigkeiten am Titicaca-See sind auch ohne Grenzübertritt zugänglich.