Die mächtige Festung in der kleinen Oase Al Hazm im Oman war einst ein Meisterwerk der Verteidigungskunst. Heute erstrahlt dieses perfekt renovierte Fort in neuem Glanz und gilt als eines der schönsten und trickreichsten Beispiele einer omanischen Befestigungsanlage.
Die malerische Oase Al-Hazm liegt im Norden des Oman, genau dort, wo die fruchtbare Batinah-Ebene in das raue Hajar-Gebirge übergeht. Etwa 20 Kilometer von Rustaq oder zwei Autostunden von Maskat entfernt, thront hier unübersehbar eine gewaltige Festung. Sie gilt als die jüngste Befestigungsanlage im Oman und ist die bedeutendste Sehenswürdigkeit von Al-Hazm.
Durch ihre schiere Größe hebt sie sich eindrucksvoll von anderen omanischen Festungen ab und verdient ihren Platz auf unserer Liste der 10 schönsten Festungen des Oman.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte einer uneinnehmbaren Festung
Die für die kleine Oase fast überdimensionierte Festung von Al-Hazm wurde im Jahr 1708 von Sultan bin Saif II. errichtet und diente ihm während seiner Regentschaft als Imam als prunkvolle Residenz. Die Herrschaft von bin Saif II., dem letzten Imam der Al-Ya’aruba-Dynastie, währte allerdings nur sieben Jahre.
Bereits im Jahr 1718 verstarb er und fand im Westturm seiner Festung seine letzte Ruhestätte. Nach seinem Tod führten die Streitigkeiten um seine Nachfolge zu einem Bürgerkrieg, in dessen Verlauf der Imamsitz je nach Herrscher mehrmals zwischen Al-Hazm, Rustaq, Nizwa und Jabrin wechselte.
Geniale Verteidigung und architektonische Raffinesse
Al Hazm ist ein prachtvolles Beispiel des omanischen Festungsbaus, perfekt konzipiert für eine unerbittliche Verteidigung und ausgestattet mit zahlreichen trickreichen Details, um Belagerungen besonders lange standzuhalten. Noch im Jahr 1870 widerstand die Festung von Al-Hazm einer erstaunlichen neunmonatigen Belagerung.
Die gegenüberliegenden Ecken des Forts werden von zwei gewaltigen Kanonentürmen mit Plattformen gekrönt, die zu drei Vierteln freistehen. Dies bot zwar weniger direkten Schutz, ermöglichte es aber, den gesamten Umkreis der Festung unter Beschuss zu nehmen. Der Feind fand nicht einmal entlang der mächtigen Mauern einen toten Winkel, in dem er sich vor den Kugeln der portugiesischen Geschütze verbergen konnte.
Neben der Küche im Erdgeschoss wurde ein spezieller Raum eingerichtet, in dem Sirup oder Öl in aller Eile erhitzt werden konnte, um herannahende Feinde damit zu übergießen – eine perfide, aber effektive Verteidigungsstrategie. Darüber hinaus waren im Erdgeschoss die Badezimmer und die Lagerräume untergebracht.
Unter dem Erdgeschoss fließt ein kleiner Kanal, dessen angenehm kühles Plätschern im ganzen Fort zu hören ist. Sollte bei einem Angriff der Kanal einmal abgeschnitten werden, konnte das Wasser in einem riesigen Becken gesammelt werden, um die Trinkwasserversorgung zu sichern – ein beeindruckendes Beispiel für vorausschauende Planung.
Al-Hazm: Ein Labyrinth aus Geschichte und Schönheit
Die erste Etage der Festung besteht zum Großteil aus versteckten Zimmern und geheimen Verließen, in denen Gefangene oft einfach ihrem Schicksal überlassen wurden. In der zweiten Etage liegen die Wohnräume, die sich um einen kleinen Innenhof gruppieren. Einige von ihnen verfügen über einen verborgenen Gewölbegang, der ihren Bewohnern eine rasche und unbemerkte Flucht aus der Festung ermöglichte. Bei drohender Gefahr konnte der Imam heimlich bis kurz vor das 20 Kilometer entfernte Rustaq oder sogar bis an die Küste fliehen.
Die gesamte Befestigungsanlage von Al-Hazm gleicht mit ihren zahlreichen Gewölben, verwinkelten Gängen und Treppen einem regelrechten Irrgarten, in dem ein unkundiger Angreifer sofort die Orientierung verlieren würde. Heutzutage brauchen Sie sich glücklicherweise keine Sorgen mehr um Ihr Leben zu machen, sollten Sie sich in den engen Gassen der Festung von Al-Hazm verirren. Nehmen Sie sich stattdessen genug Zeit, diesen prachtvollen Bau zu genießen. Das mächtige Bollwerk wurde 2012 umfassend renoviert und zeigt sich heute von seiner ganzen damaligen Pracht.
Besonders bemerkenswert sind die vielen kunstvoll geschnitzten Holztüren des Al-Hazm-Forts, allen voran das über zwei Meter hohe und 30 Zentimeter dicke Eingangstor der Festung, das mit zahlreichen Ornamenten und Inschriften geschmückt ist – ein wahres Meisterwerk der Handwerkskunst.
Tipp: Um kein Highlight dieser faszinierenden Festung zu verpassen und sich in dem Labyrinth der Anlage gut zurechtzufinden, empfiehlt sich die Buchung einer englischsprachigen Führung.
Infos für Oman-Reisende: Al Hazm Festung im Überblick
Kategorie | Details |
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📍 Lage | Oase Al Hazm, Nördlicher Oman; Übergang Batinah-Ebene zum Hajar-Gebirge |
🗺️ Koordinaten | 23.593° N, 57.778° O (ungefähre Angabe für Festung) |
🗓️ Erbauung | 1708 (durch Sultan bin Saif II.) |
👑 Funktion | Residenz des Imams, administratives Zentrum |
🛡️ Verteidigung | Ausgeklügelte Bauweise, zwei Kanonentürme, „Tote Winkel“ vermieden, Heißöl-/Sirup-Vorkehrungen, unterirdischer Kanal/Wasserbecken, Labyrinth-Struktur |
📏 Besonderheiten | Jüngste Befestigungsanlage im Oman, bemerkenswerte Größe, reiche Holzschnitzereien (Eingangstor) |
⏳ Belagerung | Hielt 1870 einer neunmonatigen Belagerung stand |
🛏️ Innenräume | Versteckte Zimmer, Verliese, Wohnräume mit Fluchtwegen |
✨ Renovierung | Umfassend 2012 renoviert |
🚶 Besuchertipp | Englischsprachige Führung empfehlenswert |