Das historische Zentrum von Sansibar Stadt wird aufgrund seiner prachtvollen Kolonialbauten aus Korallenstein als „Steinerne Stadt“ („Stone Town“) bezeichnet und zählt zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten der tansanischen Insel Sansibar.
Als „Steinerne Stadt“ wird das historische Zentrum von Sansibar-Stadt bezeichnet, der Hauptstadt des semi-autonomen Archipels Sansibar vor der Küste Tansanias. Die fantastischen Kolonialbauten aus Korallengestein der verschiedensten Kulturen zählen seit dem Jahr 2000 zum Weltkulturerbe der UNESCO und stehen auch auf unserer Liste der Top 10 Sehenswürdigkeiten von Tansania.
Die knapp 100 Hektar umfassende Steinerne Stadt von Sansibar wird in Swahili als „Mji Mkongwe“ („alte Stadt“) bezeichnet. Der Großteil der gemauerten Häuser in Stone Town entstand Mitte des 18. Jahrhunderts. Damals wurden in der florierenden Hauptstadt des durch Gewürz- und Sklavenhandel reichen Sultanats prachtvolle Gebäude errichtet. Die exotische Symphonie aus Swahili, arabischem, persischem, indischem und europäischem Stil macht die Steinerne Stadt von Sansibar so einzigartig.
Inhaltsverzeichnis
Wie kommt man am besten nach Sansibar?
Zu erreichen ist Sansibar-Stadt mit dem Flugzeug, der Flughafen liegt etwa 6km südlich von Stone Town. Fähren und Daus verkehren außerdem zwischen Sansibar-Stadt und Daressalam am tansanischen Festland, sowie der Nachbarinsel Pemba.
Highlights von Stone Town
Das Zentrum der Steinernen Stadt von Sansibar besteht aus einem Gewirr aus verwinkelten Gassen, die von Korallenstein-Häusern, Läden, Basaren und Moscheen gesäumt werden. Viele der Korallensteinbauten wurden in den letzten Jahren umfassend restauriert und so zählt Stone Town mittlerweile zu den wichtigsten Touristenattraktionen auf Sansibar. Einige sind aber leider immer noch dem Zerfall überlassen.
Autos passen in die engen Sträßchen nicht hinein, dafür Unmengen an Fahrräder und Mopeds. Lediglich in der Nähe der Uferpromenade, wo die Straßen breiter sind, geht es nicht ganz so chaotisch zu.
Charakteristisch für die Architektur in Stone Town sind die erhöhten Gehsteige, die vor Hochwasser schützen sollen und bei Trockenheit als Bänke genutzt werden, die großzügigen Veranden und die wundervoll dekorierten und geschnitzten Holztüren. Die rechteckigen sind übrigens im Omani- die abgerundeten im indischen Stil.
Beit-el-Ajaib (Palast der Wunder)
Der Palast der Wunder ist wohl das bestbekannte Gebäude der Steinernen Stadt. Seinen spektakulären Namen erhielt der Palast der Wunder, weil er das erste Gebäude Sansibars war, das mit elektrischem Strom ausgestattet wurde, und das erste Gebäude Ostafrikas, welches einen Aufzug besaß.
Geschichte des Beit-el-Ajaib
Der Beit-el-Ajaib wurde im Jahr 1883 als größter und höchster der sechs Paläste in der Steinernen Stadt von Sultan Barghash bin Said erbaut. Der zweite Sultan Sansibars machten den schneeweißen Prachtbau zu seiner Residenz und nutzte ihn für Zeremonien und öffentliche Empfänge. Angeblich soll hier im 17. Jahrhundert der Palast von Fatuma, Königin von Zanzibar, gestanden haben.
Das Design des Beit-el-Ajaib geht auf einen britischen Marine-Ingenieur zurück, der völlig neue Stilelemente auf der ostafrikanischen Insel einführte, wie zum Beispiel die weitläufige Veranda rund um den Palast der Wunder. Tragende Elemente aus Gusseisen ermöglichten erstmals den Bau von unüblich hohen Räumen.
Geschlossene Gänge bewahrten die königlichen Damen vor neugierigen Blicken, wenn sie zu den benachbarten Palästen Beit-el-Hukum und Beit-el-Sahel spazierten. Das Hauptportal des Palastes war groß genug, dass es der Sultan auf seinem Elefanten passieren konnte. Die gigantischen geschnitzten Tore, vor denen wilde Tiere angekettet waren, sind angeblich die größten Ostafrikas.
Der Uhrturm des Beit-el-Ajaib wurde erst nachträglich im Jahr 1897 eingebaut, nachdem der Palast der Wunder im Anglo-Sansibarischen-Krieg beschädigt wurde. 1911 wurde der Sultanspalast zum Sitz der Regierung und des britischen Sekretariats umfunktioniert. Nach der Sansibar-Revolution im Jahr 1964 wurde es zur Schule und zum Museum. In den frühen 1990er-Jahren wurde das Museum weiter ausgebaut.
Der kürzeste Krieg der Weltgeschichte
1890 erlangten die Briten durch den Helgoland-Sansibar-Vertrag das Protektorat über Sansibar und beschränkten die Sultane in ihrer Macht. Als der fünfte Sultan von Sansibar im Jahr 1896 verstarb, bezog Khalid bin Barghash gegen den Willen der Briten den Palast. Darauf wurde der Palast von der britischen Marine beschossen, worauf der unrechtmäßige Sultan nach nur 38min in die deutsche Botschaft flüchtete. Die beiden benachbarten Gebäude trafen die Zerstörungen noch schlimmer als den Beit-el-Ajaib. Dieses Ereignis ging als der Anglo-Sansibarische Krieg in die ostafrikanische Geschichte ein.
Besuch des Beit-el-Ajaib
Der Palast der Wunder befindet sich heute an der Mizingani Road zwischen der Alten Festung und dem Beit-el-Sahel, der heute als Palastmuseum genutzt wird. Er beherbergt das kunst- und kulturhistorische Museum von Sansibar und der Suaheli-Küste und zählt zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten der Steinernen Stadt.
Der Palast der Wunder beherbergt einige Dauerausstellungen über die ostafrikanische Kultur, deren Highlight sicherlich die lebensgroße Mtepe darstellt, ein Suaheli-Segelboot, das in einem der Innenhöfe thront. Das Innere des Beit-el-Ajaib lässt seine damalige Pracht erahnen. Großzügige Innenhöfe werden von malerischen Galerien umsäumt und die Räumlichkeiten sind mit Marmorböden, Silberschmuck und kunstvollen Holzschnitzereien ausgestattet.
Rund um den Innenhof breiten sich auf drei Stöcken weitere Exponate aus, unter anderem Fischerei-Werkzeuge, Stücke der Palastmöblierung, zwei portugiesische Kanonen aus dem 16. Jahrhundert, das Herrscher-Fahrzeug von Präsident Abeid Karume, zeremonielle Kangas (ein vielfältig verwendbares afrikanisches Tuch) und Porträts der Sultane und anderer wichtiger Persönlichkeiten der vergangenen Jahrhunderte.
Alle Ausstellungsstücke sind in Suaheli und Englisch beschriftet und geben den Besuchern einen faszinierenden Einblick in die ostafrikanische Kultur. Der Beit-el-Ajaib ist übrigens auf dem 5.000er-Schein und dem 10.000er-Schein des Tansanischen Shillings zu sehen.
Ngome Kongwe (Alte Festung)
Die alte Festung, ein omanisches Bollwerk aus dem 17. Jahrhundert, liegt gleich neben dem Palast der Wunder. Hinter seinen wuchtigen Mauern verbirgt sich ein fast quadratischer Innenhof, der bereits als Markthalle und Tennisplatz genutzt wurde. Heute findet man dort ein Kulturzentrum, Shops und eine kleinen Bühne, auf der jeden Tag musikalische und tänzerische Darbietungen stattfinden.
Forodhani-Garten
Gleich neben dem Alten Fort und dem Palast der Wunder liegt dieser kleine Park, in dem nach Sonnenuntergang in kleinen Grill- und Garküchen sensationelle sansibarische Köstlichkeiten serviert werden.
Alte Apotheke
Die Alte Apotheke entstand Ende des 19. Jahrhunderts und zählt zu den schönsten Gebäuden der Steinernen Stadt. Die neoklassizistische stuckverzierte Fassade ist von bemalten Glasfenstern unterbrochen und mit kunstvoll geschnitzten Balkonen und Balustraden geschmückt.
Früher als Armenkrankenhaus genutzt wurde es in den 1980er-Jahren großzügig restauriert und beherbergt heute ein Kulturzentrum. Ganz in der Nähe befindet sich ein riesiger Feigenbaum, der „Big Tree“, an dem sich die Einwohner Sansibars gerne auf ein Schwätzchen treffen.
Beit-el-Sahel (Palast des Sultans)
Am Seeufer nördlich vom Palast der Wunder liegt der Palast des Sultans, der ebenfalls als Museum fungiert. Das imposante Gebäude stammt aus dem späten 19. Jahrhundert und erzählt heute in seinen prunkvollen Gemächern die Geschichte von Sansibars königlichen Familien, darunter Prinzessin Sayyida Salme, die 1868 von Sansibar nach Europa flüchtete, um mit ihrem deutschen Ehemann zusammen sein zu können. Vom obersten Stockwerk aus bietet sich ein sehenswerter Ausblick über die Hafenbucht der Steinernen Stadt.
Anglikanische Kirche
Die anglikanische Kirche im Herzen von Stone Town steht auf dem einstigen Zentrum des Sklavenhandels von Sansibar. Sie wurde im 19. Jahrhundert unter dem britischen Bischof Edward Steere erbaut. Ihr Altar befindet sich exakt an der Stelle, wo früher die Sklaven ausgepeitscht wurden. Ein Denkmal und ein Museum neben der Kirche erinnern an den damaligen Menschenhandel.
Darajani-Markt
Der Darajani ist der Hauptbasar von Sansibar und befindet sich gleich in der Nähe der anglikanischen Kirche. Sein wirres Labyrinth aus Verkaufsständen, in denen von Früchten und Fisch über Gewürze und Kleidung bis hin zu Elektronikartikel so ziemlich alles verkauft wird, zählt zu den wichtigsten Attraktionen von Stone Town. Achtung vor Taschendieben!
Tipp: Gleich in der Nähe des Darajani-Marktes befindet sich der Taxistand für die Daladalas. Die Sammeltaxis sind das Hauptverkehrsmittel in Stone Town. Für längere Distanzen stehen hier auch die so genannten Mabasi (umgebaute Trucks) zur Verfügung.
St. Josephs-Kirche
Die römisch-katholische St. Josephs-Kirche wurde Ende des 19. Jahrhunderts von französischen Missionaren erbaut. Ihre beiden schlanken Glockentürme ragen markant über das Häusermeer von Stone Town.
Moscheen in Stone Town
Die Malindini Moschee zählt zu den ältesten Moscheen in Sansibar. Sie sticht aus den übrigen Moscheen durch ihr dreieckiges Minarett und ihre quadratische Plattform hervor. Die Aga Khan Moschee ist eine interessante Mischung aus islamischer und gotischer Architektur.
Historische Häuser
Der kleine Palast des Sultans Majid bin Said war später Residenz des schottischen Missionars und Afrikaforschers David Livingstone. Einige medizinische Gerätschaften von ihm können übrigens im Peace Memorial Museum über die Geschichte von Sansibar besichtigt werden. Ein weiteres großes Gebäude in Stone Town gehörte einst Tippu Tip, dem gefürchtetsten Sklavenhändler von Sansibar.
Feste in der Steinernen Stadt von Sansibar
Jedes Jahr findet in Stone Town das „Zanzibar International Film Festival“ statt, welches für die afrikanische Filmindustrie von besonderer Bedeutung ist. Zur gleichen Zeit wird auch das „Festival of the Dhow Countries“ abgehalten, das sich der Kultur der Swahili in all ihren Facetten widmet.
Musiklegende aus Stone Town
Freddie Mercury, der Lead-Sänger der weltbekannten Rockband „Queen“, stammt aus Sansibar-Stadt. Er wurde hier im Jahr 1946 unter dem Namen Farrokh Bulsara geboren.