Die Felsmalereien von Kondoa im Nordosten Tansanias sind stumme Zeugen der Jagd- und Lebensweise der afrikanischen Ureinwohner vor 1.500 Jahren. Bis heute sind sie nicht restlos erforscht.
Die Felsmalereien von Kondoa befinden sich im Distrikt Kondoa im Nordosten des Landes und zählen zu unseren Top 10 Sehenswürdigkeiten von Tansania. An über hundert Stätten wurde vor etwa 1.500 Jahren die Jagd- und Lebensweise der damaligen afrikanischen Bewohner auf Steinwänden skizziert. 2006 wurden die Felszeichnungen von Kondoa von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt.
Auf einer Reihe von Hügeln im Westen des Great Rift Valley über der Massai-Steppe befinden sich die Felsmalereien von Kondoa direkt auf den Hügeln selbst, auf Felsüberhängen und in Höhlen.
Die gesamte Sammlung der kunsthistorisch wertvollen Bilder erstreckt sich über 150 verschiedene Fundorte auf einer Fläche von 2.300km². Bis heute sind einige hundert Höhlen bekannt, an denen die farbigen Felsgravuren angebracht wurden. In erster Linie sind Menschen, Tiere und Jagdszenen dargestellt, manche der Darstellungen sind jedoch auch stumme Zeugen der damaligen Lebensweise und Viehwirtschaft.
Felsmalereien von Kondoa als Rätsel der Wissenschaft
Die ersten Erzählungen von Felsmalereien in der Gegend stammen von Missionaren aus dem frühen 20. Jahrhundert, die in der Nähe von Bukoba stationiert waren. Der erste schriftliche Artikel über die Felsgravuren wurde von T.A.M. Nash verfasst und erschien 1929 im „Königlichen anthropologischen Instituts Journal“.
In den 1930er Jahren wurden die Felsmalereien von Kondoa das erste Mal wissenschaftlich untersucht, eine vollständige systematische Erforschung und Katalogisierung fehlt bis heute. Zurzeit wird von der tansanischen Antikenverwaltung eine Datenbank der einzelnen Felsgravuren aufgebaut, da die Ergebnisse der jüngsten Forschungen nur in unzureichender Dokumentation vorhanden sind. Nicht einmal, wie viele einzelne Felsbilder existieren, ist aus Aufzeichnungen ersichtlich.
Damals führte der britisch-stämmige Paläoanthropologe Louis Leaky, der dem kenianischen Kikuyu-Stam angehörte, die ersten Aufzeichnungen über die eindrucksvollen Felszeichnungen durch. 1936 brachte er das Buch „Steinzeit in Afrika“ heraus, in dem die Felsmalereien von Kondoa erstmals stilistisch eingeordnet waren.
Damals schätzte er ihr Alter auf mehrere tausend Jahre, was durch moderne Forschungsmethoden mittlerweile widerlegt wurde. Heute geht man von einem Alter von etwa 1.500 Jahren aus. Viele der Felszeichnungen von Kondoa gehen auf die Stämme der Hadza und Sandawe zurück, die die bemalten Stätten teilweise noch heute für ihre Riten nutzen.
Wie kommt man zu den Felszeichnungen von Kondoa?
Die Felsmalereien von Kondoa sind mit dem Auto gut zu erreichen. Die Hauptverkehrsstrecke von der Stadt Dodoma nach Arusha führt nur etwa 10km entfernt an den Felszeichnungen vorbei.
Die Familie von Louis Leaky hat in den 1970er-Jahren in der kleinen Ortschaft Kolo ein Informationszentrum für die Besucher der Felsmalereien von Kondoa eingerichtet. Leakys Ehefrau Mary war es auch, die mit ihrem Buch „Africa’s Vanishin Art“ die Felsmalereien von Kondoa in der Öffentlichkeit bekannt machte. Das Infozentrum wird mittlerweile von der tansanischen Antikenverwaltung geführt, die auch die Führungen durch die spektakulären historischen Malereien anbietet.