Arabiens Norwegen: Omans Exklave Musandam

Auf den ersten Blick schroff und lebensfeindlich, offenbart die Halbinsel Musandam mit ihren wilden, unberührten Gipfeln, abenteuerlichen Pisten, atemberaubenden Buchten und fantastischen Tauchspots ein unvergessliches Reiseerlebnis.

An der nördlichsten Spitze der Arabischen Halbinsel, geografisch durch die Vereinigten Arabischen Emirate vom restlichen Oman abgeschnitten, liegt eine einzigartige Perle: die omanische Exklave Musandam. Hier ragen die Ausläufer des mächtigen Hajar-Gebirges dramatisch bis an die Meeresküste heran und prägen eine Landschaft, die ihresgleichen sucht.

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BILDER: Musandam

Musandam – Das „Norwegen Arabiens“: Eine einzigartige Landschaft

Die zerklüftete Küste Musandams spitzt sich im Norden zu einer Vielzahl von kleinen Inseln und fjordähnlichen Buchten zu, die der Halbinsel den treffenden Spitznamen „Norwegen Arabiens“ eingebracht haben. Das wüstenartige Klima mit kaum Niederschlägen macht es der Vegetation schwer; grünes Leben findet man in Musandam nur in künstlich bewässerten Oasen. Dennoch muten einige vegetationsreiche Ebenen in der sonst kargen Bergwelt paradiesisch an und bilden einen faszinierenden Kontrast zur steinigen Landschaft.

Geschichte und Eigenständigkeit der Exklave

Mit Allradantrieb gelangt man zu den schönsten Plätzen in der Gebirgswelt von Musandam, allerdings sind die anspruchsvollen Strecken nichts für Anfänger, Oman - © Styve Reineck / Shutterstock
© Styve Reineck / Shutterstock

Die karge Landschaft Musandams war auch der Grund, warum die Region lange Zeit nicht im Fokus der amtierenden Herrscher stand. Lediglich Sultan Thuwaini bin Said deklarierte Musandam im späten 19. Jahrhundert als Teil des Oman, den Ratschlägen seiner britischen Berater folgend, die Musandams strategische Bedeutung für ihr Kolonialreich erkannten. Erst 1970 wurde die Zugehörigkeit zum Oman durch ein Grenzabkommen mit den Vereinigten Arabischen Emiraten fixiert, doch die Halbinsel blieb isoliert.

Ein Meilenstein in der Entwicklung Musandams war die Erklärung ihrer Eigenständigkeit im Jahr 1979 und die Ausstattung mit einem eigenen Budget. Ein Jahr später revolutionierten Telefon, Radio und Fernsehen das Leben in der Exklave. Zudem wurde ein Flughafen gebaut, der die bis dahin oft mehrtägige Dhau-Fahrt als einzige Anreisemöglichkeit ablöste.

Wirtschaft und Tourismus im Wandel

Die rund 35.000 Einwohner Musandams leben traditionell von der Fischerei, der Oasenwirtschaft sowie Import und Export. Viele finden auch Lohnarbeit in größeren Städten wie Musandams Hauptstadt Khasab oder in den Vereinigten Arabischen Emiraten. Seit 1992 hat sich auch der Tourismus als wichtige Einnahmequelle etabliert, nachdem die gesamte Halbinsel zuvor militärisches Sperrgebiet war. Besonders interessant sind Allrad-Touren durch die zerklüftete Bergwelt, Tauchausflüge und Bootsfahrten an imposanten Steilwänden vorbei.

Das omanische Militär sichert hier weiterhin die strategisch wichtige Straße von Hormuz, eine der meistbefahrenen Wasserstraßen der Welt, die täglich von 20 bis 30 Frachtschiffen durchquert wird.

Anreise nach Musandam

Die Klippen im Norden der Halbinsel Musandam streben bis zu 900 Metern hoch aus dem Meer, Oman - © Joseph Calev / Shutterstock
© Joseph Calev / Shutterstock

Die Anreise in diese abgeschiedene, aber lohnenswerte Region kann auf verschiedene Weisen erfolgen:

  • Mit dem Flugzeug: Die bequemste Option ist der Flug von Muscat nach Khasab. Aufgrund der begrenzten Sitzplätze in den kleinen Maschinen empfiehlt sich eine frühzeitige Buchung.

Geheimtipp: Für die beste Aussicht auf die spektakulären Fjorde von Musandam sollten Sie im Flugzeug von Muscat aus auf der linken Seite sitzen!

  • Mit der Fähre: Seit 2009 verkehrt eine Fähre zwischen Muscat und Khasab, die ihre Passagiere nach etwa sechs Stunden ans Ziel bringt und eine malerische Alternative zur Luftreise bietet.
  • Auf dem Landweg: Es gibt zwei Straßen, die nach Musandam führen. Die Strecke von Dibba ist oft militärisch gesperrt. Die einfachere und meist genutzte Route führt über Ras al Khaimah und die VAE. Auf dieser Straße erreichen Sie Khasab in nur zwei Stunden von Dubai.

Wichtiger Hinweis für Mietwagenfahrer in den VAE: Für Fahrten mit einem Mietwagen durch die VAE benötigen Sie eine Bestätigung des Autovermieters über die VAE-Versicherung. Das Visum ist unter normalen Umständen an der jeweiligen Grenze erhältlich, allerdings kann es hier zu Wartezeiten von mehreren Stunden kommen.

Beste Reisezeit für Musandam

Auf der omanischen Halbinsel Musandam sind traditionelle Fischerboote für Touristenfahrten mit Gemütlichkeit ausgestattet - © Fotonium / Shutterstock
© Fotonium / Shutterstock

Die beste Reisezeit für Musandam sind die Herbst- und Wintermonate (Oktober bis April). In dieser Zeit sind die Temperaturen angenehm warm und ideal für Erkundungen und Outdoor-Aktivitäten.

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Im Sommer klettert das Thermometer nicht selten auf für Europäer ziemlich unerträgliche 50°C, und auch die Wassertemperatur liegt über 30°C, was viele Aktivitäten einschränkt. Im Februar und März muss man mit vermehrten Regenschauern rechnen. Diese Niederschläge sind zwar kurz, aber heftig und können Reisepläne, insbesondere für Offroad-Touren oder Bootsausflüge, beeinträchtigen.

Unterwegs auf Musandam

Die Halbinsel selbst hat an klassischen Sehenswürdigkeiten nicht viele Highlights zu bieten. Mit dem Auto kommt man überall hin, es gibt jedoch nur wenige Kilometer asphaltierte Straßen. Deshalb gibt es auf Musandam auch mehr Boote als Autos. In etwa drei Tagen hat man die gesamte Enklave gesehen. Unbedingt unternehmen sollte man eine Fahrt in die zerklüftete und großteils völlig menschenleere Bergwelt und eine Tour durch Musandams atemberaubende Fjorde.

Tipp: Vor allem im Winter können auf Musandam zwar seltene, aber heftige Regenschauer niedergehen. Die unüblichen Wassermassen führen zur Unpassierbarkeit vieler Pisten und zur Stornierung von Flügen und Bootsausflügen. Dieses Risiko muss man leider eingehen, wenn man Musandam kennen lernen möchte.