Sur: Traditions-Dhaus und Traumstrände an Omans Ostküste

Die Hafenstadt Sur an der Nordostküste des Oman ist bis heute das Zentrum des traditionellen Dhau-Baus. Der malerische Hafen, die traumhaften Strände und die historische Altstadt mit ihren reich verzierten Holztüren machen Sur zu einem einzigartigen Reiseziel.

Sur war einst ein bedeutender Knotenpunkt im Seehandel mit Ostafrika, Indien und China. Heute lockt die Stadt mit einem charmanten Mix aus maritimem Erbe, arabischer Architektur und entspannter Atmosphäre. Neben den legendären Holzbooten, den sogenannten Dhaus, bietet Sur auch zwei sehenswerte Festungen, eine malerische Corniche und Zugang zu einigen der schönsten Strände des Landes.

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BILDER: Hafenstadt Sur

Anfahrt nach Sur: bequeme Fahrt an die Ostküste

Die omanische Stadt Sur erreichen Sie von Muscat aus bequem über eine gut ausgebaute Straße, deren zweite Hälfte sogar als vierspurige Autobahn bis kurz vor die Stadt führt. Das Zentrum von Sur mit seinen überschaubaren Geschäften, Restaurants und Hotels lässt sich leicht zu Fuß erkunden.

Sehenswürdigkeiten von Sur: Tradition trifft Moderne

Im westlichen Teil von Sur zeugen moderne Villen vom gestiegenen Wohlstand einiger Einwohner, während in den Wohnvierteln zwischen dem Geschäftszentrum und den traditionellen Dhau-Werften noch immer Häuser mit kunstvoll geschnitzten Holztüren zu finden sind. Diese Türen mit ihren charakteristischen Blütenmotiven spiegeln den historischen Einfluss Ostafrikas und Indiens wider. Viele dieser beeindruckenden Türen wurden einst in ihren Ursprungsländern gefertigt, in Einzelteile zerlegt nach Sur verschifft und hier wieder zusammengefügt.

Ein besonders sehenswertes Wahrzeichen von Sur sind die beiden eleganten weiß-blauen Minarette der Hauptmoschee, die sich weithin sichtbar über die Dächer der Stadt erheben.

💡 Reise-Tipp: Wenn Sie planen, Ihre Reise mit dem Auto weiter in den Süden fortzusetzen (beispielsweise entlang der Küste bis nach Salalah), nutzen Sie die Gelegenheit, in den kleineren Supermärkten in Sur Ihre Lebensmittelvorräte aufzufüllen. Die Einkaufsmöglichkeiten südlich von Sur sind oft sehr begrenzt.

Corniche von Sur

Die Dhaus, die traditionellen Holzboote der Omanis, werden im Hafen von Sur noch wie vor 200 Jahren von Hand gefertigt - © dr322 / Shutterstock
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Die langgestreckte, geschwungene Hafenpromenade entlang der Lagune von Sur schlängelt sich um den gesamten Stadtkern und zählt zu den schönsten Hafenpromenaden im Oman. Ihr Ende wird von einem charmanten Leuchtturm vor der strahlend weißen Kulisse der Häuser markiert. Am Vormittag beobachten Sie hier die geschäftigen Fischer, die ihren frischen Fang entladen, während die Corniche am Nachmittag zum beliebten Treffpunkt für Spaziergänger und die fußballspielende Jugend wird.

Dhaus: Traditionelle Holzboote in Sur

Im Dhau-Museum von Sur, Oman, sind entlang der Hafenstraße die schönsten Exemplare der traditionell arabischen Holzboote ausgestellt - © FRASHO / franks-travelbox
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Sur ist einer der wenigen Orte weltweit, an denen noch die traditionellen arabischen Holzboote, die Dhaus, gebaut werden. In den Werften am Hafen von Sur werden diese beeindruckenden Schiffe noch heute nach alter Tradition und teils in reiner Handarbeit gefertigt – ohne moderne, elektrisch betriebene Maschinen und ohne detaillierte Baupläne. Das Wissen um diese Handwerkskunst wird von Generation zu Generation weitergegeben.

Neben einheimischem Holz werden für den Bau der Dhaus auch hochwertige Materialien aus Indien, Malaysia und Myanmar verwendet. Aus elastischer Zeder oder Akazie entsteht der formschöne Rumpf, während für den robusten Kiel und die widerstandsfähigen Planken Teakholz zum Einsatz kommt.

Die eleganten Dhaus werden oft im Auftrag einflussreicher Scheichs, wohlhabender Geschäftsleute aus Katar oder den Vereinigten Arabischen Emiraten oder sogar des Sultans persönlich gefertigt. Je nach Größe und luxuriöser Ausstattung kann ein solches hölzernes Meisterwerk bis zu 200.000 omanische Rial (umgerechnet rund 400.000 Euro) kosten.

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Traditionell gibt es keinen Stapellauf mit Champagner oder eine feierliche Schiffstaufe – Alkohol ist im arabischen Raum nicht üblich. Auch eine Art „Schiffs-TÜV“ ist unbekannt; die fertigen Dhaus werden stattdessen ausgiebig zehn Tage lang auf See probegefahren.

Dhau-Museum in Sur

Im Dhau-Museum von Sur, Oman, sind die traditionellen Dhaus in verschiedensten Farben, Formen und Größen zu bewundern - © FRASHO / franks-travelbox
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Entlang der Uferstraße können Sie in einem faszinierenden Freiluftmuseum die beeindruckenden Dhaus bewundern, die omanische Seefahrer schon vor Jahrhunderten bis nach Indien, China und Sansibar trugen.

Das unbestrittene Highlight des Dhau-Museums ist die majestätische Fatah al-Khair aus dem Jahr 1920, ein 300 Tonnen schweres, elegant geschwungenes Schiff. Als eines der letzten seiner Art thront es als Denkmal auf einer Plattform am Ufer von Sur. Sultan Qaboos ließ dieses fast schon verrottete Schiff in den 1990er-Jahren aufwendig restaurieren und erhob es so zum stolzen Symbol der Stadt Sur und ihrer reichen maritimen Geschichte.

In einem kleinen Besucherzentrum, dessen Öffnungszeiten variieren können, erfahren Sie alles Wissenswerte über die verschiedenen Arten von Dhaus und ihre historische Bedeutung. Das Dhau-Museum von Sur kann ganztägig kostenlos besichtigt werden.

BILDER: Dhau Museum in Sur

Fort Sinesilas und Fort Bilad Sur

Historische Wächter der Stadt: Die beiden Festungen von Sur liegen an der Hauptstraße nach Al-Kamil. Das klassisch rechteckige Fort Sinesilas mit seinen vier markanten Rundtürmen ist leicht an den dekorativen Schiffssteuern am Eingang zu erkennen. Etwas außerhalb des Stadtzentrums, inmitten grüner Oasengärten, liegt das etwas kleinere Fort Bilad Sur, das erst im Jahr 1990 für Besucher geöffnet wurde und einen Einblick in die lokale Geschichte bietet.

Al-Ayjah: Malerisches Dorf gegenüber den Dhau-Werften

Der kleine Ort Al-Ayjah liegt direkt gegenüber den Dhau-Werften von Sur und ist wirtschaftlich eng mit der Stadt verbunden. Viele Bewohner arbeiten in Sur, und die traditionelle Verbindung zur Stadt waren einst Fährboote über die Lagune.

Heute lockt Al-Ayjah nicht nur mit seiner kleinen Festung und einer beschaulichen Werft, sondern vor allem mit seinen malerisch verwinkelten Gassen, die von alten Häusern mit wunderschön geschnitzten Holztüren gesäumt werden – ein charmantes Ziel für einen Spaziergang.

Ras Al Jinz: Begegnung mit Meeresschildkröten

Schildkrötenspuren im Sand, Schildkrötenreservat Ras al Jinz im Sultanat Oman - © Ilyas Kalimullin / Shutterstock
© Ilyas Kalimullin / Shutterstock

Von Sur aus lohnt sich ein Ausflug nach Ras Al Jinz, das an der östlichsten Spitze der arabischen Halbinsel liegt. Hier befindet sich das Ras Al Jinz Turtle Reserve, eines von zwei bedeutenden Schutzgebieten für Meeresschildkröten im Oman.

Der traumhafte Strand von Ras Al Jinz zählt ebenfalls zu den schönsten Stränden des Oman und bietet Besuchern die einzigartige Gelegenheit, nachts die faszinierende Eiablage der Meeresschildkröten oder am frühen Morgen das Schlüpfen der Jungtiere in freier Wildbahn zu beobachten – ein unvergessliches Naturerlebnis.

Sur im Überblick

Kategorie Info
📍 Lage Nordostküste des Oman, ca. 150 km südöstlich von Muscat
🚗 Anfahrt Über gut ausgebaute 4-spurige Schnellstraße (ca. 2 Std. Fahrt)
🛏️ Unterkunft Kleine Hotels und Gästehäuser in Stadtlage und an der Küste
🍽️ Essen & Trinken Lokale Restaurants, viele kleine Supermärkte
🛠️ Sehenswertes Dhau-Werften, Dhau-Museum, Corniche, Fort Sinesilas, Al Ayjah
🐢 Tagesausflug Ras Al Jinz Turtle Reserve (Meeresschildkröten beobachten)
🛒 Reisetipp Lebensmittelvorräte in Sur auffüllen vor Weiterreise nach Süden

Geschichte von Sur: Glorreiche Seefahrer-Vergangenheit

Bereits im 6. Jahrhundert war Sur ein wichtiger Umschlagplatz für Handelswaren aus Ostafrika, wobei das damalige bedeutendste Handelszentrum die nahegelegene Stadt Qalhat war. Beide Städte gerieten jedoch unter portugiesischen Einfluss und wurden zeitweise von ihnen beherrscht. Knapp ein Jahrhundert später erlebte Sur seine größte Blütezeit und entwickelte sich zum bedeutendsten Schiffbauzentrum des Landes. Nach der Vertreibung der Portugiesen und der Zerstörung Qalhats übernahm Sur vom 17. bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts neben der omanischen Hauptstadt Muscat die Rolle des führenden Handelszentrums. Täglich ankerten bis zu 150 Schiffe im Hafen von Sur, die mit dem Wintermonsun südwärts segelten, beladen mit Datteln, um diese gegen Gewürze, Stoffe, Hirse, Kaffee, Mangrovenholz und später auch Sklaven einzutauschen. Mit dem Sommermonsun kehrten sie in den Oman zurück oder setzten ihre Reise weiter nach Indien fort.

Die traditionellen Holzboote, die Dhau, spielten dabei eine entscheidende Rolle. In den Werften von Sur wurden diese beeindruckenden Schiffe in traditioneller Handarbeit gefertigt und ermöglichten den omanischen Seeleuten, die sieben Weltmeere zu befahren und ferne Länder wie Indien, China und Sansibar zu erreichen. Sur war somit über Jahrhunderte ein wichtiger Knotenpunkt im globalen Seehandel.

Im 19. Jahrhundert jedoch verlor Sur allmählich seine herausragende Bedeutung. Das britische Verbot des Sklavenhandels, die zunehmende Konkurrenz durch moderne Dampfschiffe und die Teilung des Sultanats Sansibar in Ostafrika trugen dazu bei. Die Zerstörung der Stadt durch saudi-arabische Wahhabiten im Jahr 1865 und die Eröffnung des Suezkanals als alternative, schnellere Handelsroute nach Indien führten schließlich zum Niedergang von Sur als führendes Handelszentrum.

Dennoch bewahrt die Stadt bis heute ihr reiches maritimes Erbe und ist einer der wenigen Orte weltweit, an denen die traditionelle Dhau-Baukunst weiterhin lebendig ist. Auch wenn die Nachfrage nach Dhaus in den letzten Jahren gesunken ist und einige Dhau-Hersteller in die Vereinigten Arabischen Emirate ausgewandert sind, bleibt Sur ein faszinierendes Zeugnis einer glorreichen maritimen Vergangenheit.