Atlantis der Wüste: Ausgrabungsstätte Shisr (Ubar), Oman

Am Rande der Rub al-Khali im Süden des Oman liegt die Ausgrabungsstätte der legendären Handelsstadt Ubar. Ihre prachtvollen Bauten sollen mitsamt ihren Bewohnern laut dem Koran vor 2.000 Jahren von Allah im Sand versenkt worden sein.

Die moderne Stadt Shisr im Süden des Oman, unweit von Salalah und am Rande der Rub al-Khali gelegen, ist Schauplatz zahlreicher faszinierender Legenden. Die bekannteste identifiziert Shisr mit der sagenhaften Stadt Ubar, deren Mythos spätestens seit dem Buch „Atlantis of the Sands“ des britischen Abenteurers Ranulph Fiennes weltweite Bekanntheit erlangte. Gemeinsam mit anderen bedeutenden Stätten entlang der historischen Weihrauchstraße zählt Shisr (als mutmaßliches Ubar) zum UNESCO-Weltkulturerbe.

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Einst war Ubar ein wichtiger Knotenpunkt von Karawanenwegen, der durch den Handel mit wertvollem Weihrauch, exotischen Gewürzen, begehrtem Kupfer und vermutlich auch edlen Araberpferden zu großem Reichtum gelangte. Sogar die legendäre Königin von Saba soll hier einst geweilt haben, um duftenden Weihrauch aus dem Wadi Dawkah zu erwerben.

Ubar wird sowohl in der Bibel als auch im Koran erwähnt und als prachtvolle Stadt mit beeindruckenden Säulen beschrieben. Auch der griechische Geograf Claudius Ptolemäus und der arabische Historiker Mohammad Al Hassan Al Hamdani berichteten in ihren Schriften von dem sagenhaften Ubar. Trotz intensiver und langwieriger Suche konnte die legendäre Stadt jedoch lange Zeit nicht lokalisiert werden.

Die spektakuläre Entdeckung von Ubar

Eine der Orientierungstafeln in der Ausgrabungsstätte von Ubar in Shisr, Oman - © FRASHO / franks-travelbox
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Den ersten konkreten Hinweis auf den möglichen Standort von Ubar erhielt der britische Entdecker Bertram Thomas, der im Jahr 1932 die gefürchtete Rub al-Khali durchquerte. Damals berichtete ihm einer seiner arabischen Begleiter, dass hier einst die Straße nach Ubar verlaufen sei. Obwohl Thomas diese Information in seinem Reisebericht „Arabia Felix“ festhielt, verfolgte er die Spur nicht weiter.

Ein weiterer entscheidender Hinweis lieferte erst viele Jahre später das Radar der NASA-Raumfähre Challenger, das unter dem scheinbar endlosen Sand eine rund 100 Kilometer lange, alte Straße am Rande der Rub al-Khali entdeckte. Die alten Karawanenwege waren somit wiedergefunden, doch von der einstigen Pracht der Stadt fehlte weiterhin jede Spur.

Schließlich machte sich im Jahr 1990 ein engagiertes Forscherteam der Southwest Missouri State University auf den Weg, um das Rätsel von Ubar endgültig zu lösen. Zu diesem Team gehörten der renommierte Spezialist für arabische Archäologie Dr. Yuris Zarin, der US-amerikanische Schriftsteller, Filmemacher und Hobby-Archäologe Nicholas Clapp (oft als der „echte Indiana Jones“ bezeichnet) sowie der britische Abenteurer Sir Ranulph Fiennes.

Und tatsächlich gelang dem Team im Jahr 1992 mithilfe der NASA-Satellitenbilder und den historischen Aufzeichnungen von Thomas die bahnbrechende Entdeckung einer alten Karawanserei mit einer lebensnotwendigen Quelle – dem vermutlich letzten Stopp vor der scheinbar unendlichen Sandwüste.

Die Stadt selbst schien auf dramatische Weise im wahrsten Sinne des Wortes vom Erdboden verschluckt worden zu sein, vermutlich durch eine natürliche Absenkung des Untergrunds. Einige der freigelegten Gebäude konnten auf das dritte Jahrtausend vor Christus datiert werden. Die aufregende Suche nach Ubar und seine atemberaubende Entdeckung wurden von Sir Ranulph Fiennes in seinem fesselnden Buch „Atlantis of the Sands – The Search for the lost City of Ubar“ festgehalten und machten die historische Stätte weltweit berühmt.

Besichtigung von Shisr/Ubar: Ein Hauch von Mythos in der Wüste

Am Eingang zur Ruinenstätte in Shisr gibt es einen Raum, der als Mini-Museum dient und einige alte Zeitungsauschnitte und Fotografien zeigt, Oman - © FRASHO / franks-travelbox
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Die Anreise nach Shisr erfolgt über die Stadt Thumrayt. Nach etwa 16 Kilometern zweigt eine landschaftlich eher eintönige Piste in westlicher Richtung ab, auf der Sie weitere 75 Kilometer bis nach Shisr zurücklegen.

💡 Wichtiger Reise-Tipp: Tanken Sie in Thumrayt unbedingt noch einmal Ihr Fahrzeug voll, da es auf der Weiterfahrt in Richtung der abgelegenen Wüstenregion keine weiteren Tankstellen gibt.

Das moderne Shisr empfängt seine Besucher mit zwei markanten, schneeweißen Rundtürmen. Dahinter erstreckt sich eine Reihe unspektakulärer, einstöckiger Häuser, deren etwa 150 Einwohner von der wiederentdeckten, lebensspendenden Quelle versorgt werden.

Unwillkürlich mag sich beim Anblick des beschaulichen Shisr ein Zweifel einschleichen, ob man sich hier tatsächlich am Standort des legendären Ubar befindet, jener prachtvollen Stadt, von der der Koran berichtet, dass „derengleichen nie im ganzen Land gebaut worden sein soll“. Hinter einem schattigen Hain aus Dattelpalmen befindet sich, eingezäunt, die eigentliche Ausgrabungsstätte der sagenumwobenen Stadt.

Die Ausgrabungsstätte von Ubar: Spuren im Wüstensand

Die archäologische Stätte des verlorenen Ubar ist leider wenig eindrucksvoll. Bis auf einige Steinhaufen im Wüstensand und einen gewaltigen Spalt im Boden gibt es wenig zu sehen, Oman - © FRASHO / franks-travelbox
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Die archäologische Stätte des verlorenen Ubar präsentiert sich dem Besucher leider eher unscheinbar. Bis auf einige verstreute Steinhaufen im feinen Wüstensand und einen gewaltigen, tiefen Spalt im Boden gibt es auf den ersten Blick wenig zu sehen, was auf eine einst prächtige Metropole hindeuten würde. Obwohl bei den Ausgrabungen Keramikscherben aus China, dem Römischen Reich und Ägypten gefunden wurden, die auf weitreichende Handelsbeziehungen schließen lassen, entspricht das Ausmaß der freigelegten Überreste nicht den Beschreibungen einer Stadt von außergewöhnlicher Größe.

Dennoch sind sich Dr. Yuris Zarin und sein wissenschaftliches Team weiterhin sicher, dass sie das legendäre Ubar entdeckt haben. Der Koran berichtet, dass Allah Ubar aufgrund des verschwenderischen und sündhaften Lebensstils seiner Bewohner im Sand versinken ließ. Und tatsächlich befindet sich mitten in der Ausgrabungsstätte ein beeindruckender, etwa zwölf Meter tiefer Krater, dessen Entstehung auf die Zeit um 500 nach Christus datiert wird – möglicherweise der geologische Beweis für die biblische und koranische Überlieferung.

Ob sich ein Abstecher zum „Atlantis der Wüste“ letztendlich lohnt, mag jeder Besucher für sich selbst entscheiden. Für Liebhaber von Mythen und Legenden birgt ein Spaziergang durch das legendäre Ubar inmitten der stillen Wüstenlandschaft zweifellos einen ganz besonderen Reiz und regt die Fantasie an, über die einstige Pracht und den geheimnisvollen Untergang dieser faszinierenden Stadt nachzusinnen.

Legendäres Ubar im Überblick

Kategorie Information
📍 Lage Shisr, ca. 91 km westlich von Thumrayt, Oman
🌐 Koordinaten 18.2547° N, 53.6481° E
🕰 Zugang Jederzeit möglich; keine geregelten Öffnungszeiten
🎟 Eintritt Kostenlos (Stand 2024); kleines Infohäuschen vor Ort
🏜 Tipp Tankstopp in Thumrayt einlegen; in Shisr keine Tankstelle
🌍 Besonderheiten Tiefer Krater, Quelle, Ausgrabungen, mythische Atmosphäre
📚 Sehenswürdigkeit Teil des UNESCO-Welterbes „Land des Weihrauchs“
🚗 Anfahrt Nur mit Allradfahrzeug empfohlen, besonders bei Sandverwehungen

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