Der Skadar-See (Skadarsko Jezero) ist das größte Binnengewässer des Balkans und erstreckt sich über Montenegro und Albanien. Mit seinen unberührten Landschaften, einer einzigartigen Flora und Fauna sowie historischen Klöstern gehört er zu den faszinierendsten Naturerlebnissen der Region.
Der Skadar-See liegt nur 7 Kilometer von der Adriaküste entfernt und wird oft als „Herz und Seele Montenegros“ bezeichnet. Mit einer Fläche von bis zu 550 km² im Winter ist er sogar größer als der Bodensee, bleibt aber deutlich ruhiger und ursprünglicher. Seit 1983 steht der montenegrinische Teil als Skadarsko Jezero Nationalpark unter Naturschutz. Der 40.000 Hektar große Nationalpark schließt nicht nur den See selbst, sondern auch weitläufige Ufergebiete ein.
Die Kulisse aus sanften Hügeln, tiefblauem Wasser und schwimmenden Seerosenfeldern ist atemberaubend – besonders vom Aussichtspunkt Pavlova Strana, der eine der bekanntesten Panoramaaussichten Montenegros bietet.
Inhaltsverzeichnis
BILDER: Skadar-See
Artenvielfalt: Ein Paradies für Naturfreunde

Der Skadar-See ist ein Hotspot der Biodiversität:
- Über 250 Vogelarten, darunter Seeadler, Kormorane und eine der letzten Pelikankolonien Europas.
- 40 Fischarten, von denen sieben ausschließlich hier vorkommen.
- An Land sind Schildkröten, Eidechsen, Schlangen und Wildschweine zu finden.
Für Vogelbeobachter ist der See ein absolutes Highlight, besonders im Frühling und Herbst während der Zugzeit.
Unterwegs im Skadar-See-Nationalpark
Die erste Anlaufstelle für Besucher ist das Informationszentrum auf der Halbinsel Vranjina. Neben einer kleinen Ausstellung über die Tier- und Pflanzenwelt am Skadar-See sind hier auch eine hilfreiche Karte des Nationalpark-Gebietes sowie eine Anglerlizenz erhältlich. Campen ist nicht erlaubt.
Eine der besten Möglichkeiten, den See zu entdecken, ist eine Bootstour ab Virpazar. Vom Wasser aus lässt sich die beeindruckende Natur noch intensiver erleben. Alternativ kann man den See mit dem Kajak erkunden – eine ruhigere und naturnähere Alternative.
Klosterroute

Die sogenannte Klosterroute ist eine der faszinierendsten Panoramastraßen Montenegros. Die knapp 60km lange Strecke führt vom Bade-Ort Ulcinj nach Virpazar und man benötigt dafür mit dem PKW in etwa 2 bis 3 Stunden Fahrzeit. Alternativ kann man die Strecke mit dem Fahrrad bewältigen, sie ist aber ziemlich anspruchsvoll.
Im Jahr 1233 wurde am lebensspendenden Wasser des Skadar-Sees beim heutigen Vranjina das Kloster Sveti Nikola errichtet, das zum Bischofssitz der neu gegründeten Diözese des frühserbischen Zeta-Staates wurde. Nach und nach folgten weitere Klosterbauten, insgesamt neun an der Zahl.
Nachdem der Skadar-See immer wieder Schauplatz von Gefechten, vor allem gegen die Türken, war, wurden einige der Klöster zerstört. Manche sind aber noch heute von Nonnen und Mönchen bewohnt.
Tipp: Die schönsten Ausblicke auf der Klosterroute hat man, wenn man die Route von Südost nach Nordwest befährt. Fährt man anders herum, sollte man häufige Stopps zum betrachten des Panoramas einplanen.
Ostros – lebendiger Mittwochs-Markt
Das erste Örtchen, das man auf der Klosterroute passiert, ist Ostros. Das Dorf gibt nicht viel her, nicht einmal der See ist von hier aus zu sehen. Jeden Mittwoch ist hier allerdings traditioneller Markt: ein stimmungsvolles Spektakel voller Farben und Düfte.
Murići – Badestrand und Klosterkirche

Das einst albanische Dorf am Westufer des Skadar-Sees liegt am Fuß des fast 1.600m hohen Rumija und verfügt über einen Zugang zum See. Das Dorf ist kaum sehenswert, der lange, saubere Strand und das klare, angenehm warme Wasser schon eher. Am Strand gibt es ein kleines Restaurant und man kann einfache Hüttenzimmer mieten oder Campen.
Murići ist auch der Ausgangspunkt für Ausflüge auf die vorgelagerten Inselchen im Skadar-See. Die Insel Beška liegt gleich gegenüber von Murići und kann auch schwimmend erreicht werden. Man kann auf der Insel Beška die Klosterkirche Sveti Đorđe besichtigen, die im 14. Jahrhundert errichtet wurde.
Die Insel Starčevo ist von Murići aus mit dem Boot erreichbar. Mit etwas Glück kann man die dort befindliche Kirche auf Anfrage besichtigen.
Skje – ehemaliges Fischerdorf
Das Dorf Skje ist so gut wie nicht mehr vorhanden. Die Zufahrt zur alten Hafenmole ist einspurig und steil. Wer vermeiden will im Retourgang bergauf zurück zu fahren (manchmal parken die Fischer ihre Fahrzeuge mitten auf der Straße), der sollte den letzten Kilometer zu Fuß in Angriff nehmen. Wer Lust hat, kann hier recht ungestört baden.
Godinje – Blick auf die Gefängnisinsel
Die Ortschaft Godinje ist vor allem wegen seiner einzigartigen, für die Grmnica-Region typischen Architektur aus dem 17. Jahrhundert sehenswert. In der Bucht vor Godinje ist die ehemalige winzige Gefängnisinsel Grmožur auszumachen, die im 19. Jahrhundert von den Türken errichtet wurde. Die Insel ist heute völlig verlassen.
💡 Tipp: In Godinje sind Mitglieder der montenegrinischen Weinstraße zu finden!
Virpazar – Tor zum Skadar See

Virpazar, ein winziges Dörfchen am westlichen Ufer mit nicht einmal 400 Einwohnern, ist die einzige „touristische“ Siedlung am herrlichen Skadar See. Die Kulisse aus Fluss und See, sanften Hügeln und saftiger Vegetation ist in Verbindung mit der dünnen Besiedlung Balsam für jede gestresste Seele. Virpazar ist die einzige Siedlung, die am Skadar-See mit kleinen Pensionen und dem Virpazar-Hotel, sowie einigen Restaurants aufwarten kann. Besonders einladend ist die Konoba, deren sonnige Terrasse direkt am Wasser liegt.
Einzige nennenswerte Sehenswürdigkeiten in dem verschlafenen Nest sind der malerische Seehafen und das gewaltige Kriegerdenkmal an der Brücke, wo hölzerne Soldaten auf einem riesigen Felsen thronen. Eine kleine Wanderung führt außerdem zu den Ruinen der Besac-Burg, von deren Hügel sich ein herrlicher Ausblick über den Crmnica und den Skadar-See auftut.
Im Sommer starten in Virpazar Ausflugsboote über den See. Auch die Bahn zwischen Belgrad und Bar macht einen Zwischenstopp in Virpazar, ebenso wie Busse aus Podgorica oder der Küstenstadt Sutomore. Wer öffentlich an den Skadar-See anreist, wird dies also über Virpazar tun.
Festungen am Skadar-See
Von Virpazar aus nach der Brücke über dem See liegt Lesondro, wo einst die Festung des berühmten Dichterfürsten Njegoš thronte, dessen Mausoleum ein beliebtes Ausflugsziel im Lovćen-Nationalpark ist. Die Festung wurde 1843 zur Verstärkung der Grenze zum Osmanischen Reich errichtet.
Bedeutender war einst die Festung Žabljak Crnojevića nördlich von Lesondro. Die heutige Ruinenstadt war einst Sitz der Herrscherdynastie Crnojević, jenem Geschlecht, das nach der Vertreibung durch die Türken die damalige Hauptstadt Cetinje gründeten.
Rijeka Crnojevića – königlicher Sommersitz

Von Virpazar aus kann man den Skadar-See noch weiter Richtung Norden umrunden. Fantastische Ausblicke auf den See sind garantiert. Die einzige Ortschaft, die man durchfährt, ist am Ende des Sees das malerische Rijeka Crnojevića in seinem märchenhaften Flusstal.
Doch Rijeka Crnojevića wird nicht nur wegen seiner atemberaubenden Landschaft angefahren. Man glaubt es kaum, doch Rijeka Crnojevića war einst Sommersitz der Herrschenden aus Cetinje, die hier im 15. Jahrhundert eine Festung, ein Kloster und sogar den Bischofssitz etablierten. Im 19. Jahrhundert diente das wunderbare grüne Tal dem Prinzen Nikola als Jagdrevier.
Stari Most in Rijeka Crnojevića
Ein Highlight des Dorfes ist die Stari Most („Alte Brücke“), die nach seinem Bauherrn Prinz Danilo II. eigentlich Danilov Most heißt. Die Fußgängerbrücke im Ortskern wurde 1855 vom Nachfolger des Dichterfürsten Petar II. Njegoš errichtet. Sein Mausoleum im Lovcen Nationalpark ist übrigens äußerst sehenswert!
Die Stari Most erstreckt sich auf einer Länge von 43 Metern in zwei Bögen über den schmalen Fluss. Das Restaurant gleich neben der Brücke ist übrigens sowohl aufgrund der Aussicht als auch aufgrund seiner Fischspezialitäten zu empfehlen.
💡 Tipp: Die Stari Most von Rijeka Crnojevića ist bei Nacht noch viel schöner, wenn sie mit Hilfe von Unterwasserscheinwerfern gekonnt in Szene gesetzt wird.
Karuč – atemberaubender Ausblick

Wer von Rijeka Crnojevića weiter in Richtung Podgorica fährt, sollte abermals die Kamera bereithalten. Vom Hotel Gazidova aus eröffnet sich jener atemberaubende Blick auf eine Mäander des Flusses um einen saftig grünen Hügel, der DAS Vorzeigemotiv der Region darstellt.
Und noch ist es mit den traumhaften Ausblicken nicht vorbei. Vom Örtchen Karuč aus, das nach der Rijeka Crnojevića am nächsten „Ausläufer“ des Skadar-Sees liegt, kann sich das Auge an den intensiven Blau- und Grüntönen gar nicht satt sehen. Das atemberaubende Bild, das der geschwungene Fluss zwischen grünen Hängen, sanften Hügeln und dem blauen Himmel abgibt, ist fast surreal schön!
Anreise & Tipps für den Besuch
- Der Skadar-See ist von Podgorica (30 km) und Budva (60 km) leicht erreichbar.
- Beste Reisezeit: Frühling und Herbst sind ideal für Natur- und Vogelbeobachtungen.
- Unbedingt probieren: Karpfen und Aal, zwei der regionalen Spezialitäten aus dem See.
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