Sighetu Marmatiei, Rumänien

Mit Kirchen und Lokalen, kleinen Shops und Hotels sowie einigen imposanten Museen zählt Sighetu Marmatiei im Kreis Baia Mare zu den wichtigsten Touristendestinationen Rumäniens.

Die fröhliche Siedlung Sighetu Marmatiei im äußersten Norden Rumäniens ist seit jeher ein Schmelztiegel zahlreicher Völker. Rumänen, Ukrainer, Ungarn und Deutsche, sowie Katholiken, Orthodoxe und Juden haben der Kleinstadt ihren Stempel aufgedrückt und das besonnene Städtchen bis heute für den Tourismus interessant gemacht. So interessant, dass es zu unseren Top 10 Sehenswürdigkeiten von Rumänien zählt.

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BILDER: Sighetu Marmatiei

Fotogalerie: Sighetu Marmatiei

Geschichte von Sighetu Marmatiei

Sighetu Marmatiei war in seiner Vergangenheit bereits Hauptstadt vieler Reiche. Ihre erste Besiedlung geht bis auf die Bronzezeit zurück. Seit damals residierten in Sighet die Fürsten von Moldau und Siebenbürgen, bis die Stadt 1733 schließlich zu Ungarn und ab 1960 endgültig zu Rumänien gehörte.

Sowohl im Zweiten Weltkrieg als auch in der darauffolgenden Herrschaft des Kommunismus wurde Sighetu Marmatiei Schauplatz politischer Verfolgung und Unterdrückung. Die furchtbare Zeit von damals kann im eindrucksvollen und teils verstörenden Sighet Memorial nachvollzogen werden.

Sehenswürdigkeiten von Sighetu Marmatiei

Der Piața Libertății ist der beste Ausgangspunkt für eine Sightseeing-Tour durch Sighetu Marmatiei, Rumänien - © Fraba / gemeinfrei/Wiki
© Fraba / gemeinfrei/Wiki

Alle wichtigen Sehenswürdigkeiten von Sighetu Marmatiei befinden sich im Stadtzentrum in Laufweite und können innerhalb eines Tages erkundet werden. Lediglich für den Weg ins Freilichtmuseum am Stadtrand ist ein Auto von Vorteil.

Piața Libertății

Die orthodoxe Kirche in Sighetu Marmatiei, Rumänien, ist das wohl auffälligste Gebäude der Stadt - © Fuchs / CC BY-SA 3.0/W
© Fuchs / CC BY-SA 3.0/W

Der beste Ausgangspunkt für eine Sightseeing-Tour durch Sighetu Marmatiei ist der Piața Libertății, der Freiheitsplatz im Zentrum der beiden Hauptstraßen, die von Ost nach West durch die Stadt führen. Um den länglichen Platz mit dem kleinen Park in der Mitte gruppiert sich der Großteil der sehenswerten Museen und Kirchen von Sighetu Marmatiei.

Im Osten findet sich das Rathaus und gegenüber thront die eindrucksvolle Biserica Reformată aus sonnengelben Ziegeln. Teile es Gotteshauses stammen aus dem 11. Jahrhundert, was es zur ältesten Kirche der Stadt macht.

Ebenso eindrucksvoll präsentiert sich die orthodoxe Kirche mit ihren gewaltigen Türmen, wohl das auffälligste Gebäude von Sighetu Marmatiei. Auch die Touristeninformation ist hier zu finden.

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Ethnografisches Museum der Maramureș

Manche Räume im Freilichtmuseum von Sighetu Marmatiei wirken regelrecht kunstvoll, Rumänien - © FRASHO / franks-travelbox
© FRASHO / franks-travelbox

Das Muzeul Etnografic al Maramureșului liegt an der Nordseite des Freiheitsplatzes neben der 1736 erbauten römisch-katholischen Kirche des Hl. Borromäus. Es zeigt in Form von Teppichen, Toren und Gerätschaften das typische ländliche Leben in den Maramureș. Am sehenswertesten ist jedoch seine Außenstelle, das Freilichtmuseum am Stadtrand.

Dr. Ioan Mihalyi de Apșa-Museum

Dem Maramureș-Museum schräg gegenüber liegt das Casa Muzeu Dr. Ioan Mihalyi de Apșa, in dem nicht das ländliche, sondern das gutbürgerliche Leben der Region vorgestellt wird. Das 1844 erbaute Wohnhaus gehörte einst einem gewissen Adeligen namens Dr. Ioan Mihalyi de Apșa und zeigt mit eigener Bibliothek wertvolles Rokoko-Mobiliar und hübsche Gemälde des Politikers, Wissenschaftlers und Kunstsammlers.

Gedenkstätte „Sighet Memorial“

Das Sighet Memorial präsentiert in einem ehemaligen politischen Gefängnis auf eindrucksvolle Weise die Schrecken des Kommunismus in Rumänien - © FRASHO / franks-travelbox
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An das totalitäre Regime und die Opfer des Kommunismus und dessen Widerstands erinnert heute das Sighet Memorial. Die Gedenkstätte besteht aus einem Museum und dem Internationalen Zentrum für Studien über den Kommunismus. Es wurde 1993 vom rumänischen Schriftsteller-Ehepaar Ana Blandiana, der Vorsitzenden der Bürger-Allianz, und Romulus Rusan, dem heutigen Leiter der Gedenkstätte, ins Leben gerufen.

BILDER: Sighet Memorial in Sighetu Marmatiei

Fotogalerie: Sighet Memorial in Sighetu Marmatiei

1998 ernannte der Europarat das Sighet Memorial zu einer der wichtigsten Gedenkstätten Europas. Bis 1997 noch unter Druck der postkommunistischen Regime wurde das Denkmal schließlich auch von der nationalen Regierung anerkannt und unterstützt.

Sighet Museum

Im Museum im ehemaligen Gefängnis in Sighet, Rumänien, ist die düstere Stimmung bis heute noch zu spüren - © FRASHO / franks-travelbox
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Das Sighet-Museum befindet sich im Gebäude der einstigen Strafvollzugsanstalt von Sighet. Das Gefängnis wurde bereits 1897 unter österreichisch-ungarischer Herrschaft errichtet. 1948 wurde es in ein politisches Gefängnis der Kommunisten umgewandelt, welches aufgrund der strengen Haftbedingungen (keine Heizung und karge Mahlzeiten) bis 1989 berüchtigt war.

In insgesamt 50 Ausstellungsräumen, die sich in ehemaligen Gefängniszellen befinden, werden die furchtbaren Geschehnisse zu Zeiten des Kommunismus in Rumänien präsentiert. Dabei ist das Museum penibel darauf bedacht, sich an originale Fakten zu halten und auf Dokumentationslücken hinzuweisen.

Ausstellungen in den Gefängniszellen und berühmte Insassen

Der Saal des Kitsch-Kommunismus im Sighet Memorial in Rumänien zeigt das „goldene Zeitalter“, welches Rumänien nach dem Zweiten Weltkrieg vorgegaukelt wurde - © FRASHO / franks-travelbox
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Zu den Gefangenen zählten führende Kirchenmitglieder, Spitzenpolitiker und Minister der „falschen“ Parteien, Generäle und kritische Kommunisten. Zu den berühmtesten Insassen zählten der rumänische Ministerpräsident und Führer der Nationalen Bauernpartei Iuliu Maniu, der als einer der Väter der rumänischen Demokratie gilt, oder der später selig gesprochene katholische Bischof Anton Durcovici.

Einige Todeszellen erinnern heute an ihre berühmten Insassen, in manchen Zellen kann das unmenschliche Gefängnisleben nachvollzogen werden und andere beschäftigen sich mit dem totalitären Regime im Allgemeinen. Ein Raum im Sighet Memorial ist zum Beispiel all jenen historischen Bauten gewidmet, die für den Parlamentspalast in Bukarest zerstört wurden.

Gebets- und Meditationsstätte am Sighet Memorial

An den Wänden der Rampe zur unterirdischen Gedenkstätte am Sighet Memorial sind die Namen tausender Opfer aus den Gefängnissen in Rumänien eingraviert - © FRASHO / franks-travelbox
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Im Jahr 1996 wurde das Sighet Memorial in Rumänien um eine unterirdische Gebets- und Meditationsstätte erweitert. An den Wänden der Rampe zum „Raum der Besinnung und des Gebets“ sind die Namen von 8.000 Opfer aus den Gefängnissen, Lagern und Deportationsorten in Rumänien vermerkt. Im Innenhof und am Armenfriedhof in Rauchsteinplatten eingraviert prangen die Namen weiterer Insassen, die einst aus politischen Gründen in Sighet inhaftiert waren.

Denkmal „Der Opferzug“

Das Bronze-Denkmal „Der Opferzug“ im Sighet Memorial in Rumänien wurde im Jahr 1998 von Aurel Vlad geschaffen - © FRASHO / franks-travelbox
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In einem Innenhof des weitläufigen Gefängnisses befindet sich das im Jahr 1998 von Aurel Vlad geschaffene Bronze-Denkmal „Der Opferzug“. Die 18 Gestalten des Denkmals ziehen mit teils erhobenen Händen auf eine Mauer zu, die ihnen – ähnlich wie der Kommunismus – die Freiheit raubt und den Blick auf den Horizont versperrt. Die unverwechselbare Form der Statuen wurden mittlerweile zu einem Art Wahrzeichen des Sighet Memorials.

Internationales Zentrum für Studien über den Kommunismus

Der zweite Teil des Sighet Memorials ist das Internationale Zentrum für die Studien über den Kommunismus in der rumänischen Hauptstadt Bukarest, welches von Romulus Rusan geleitet wird. Neben der Forschungsabteilung beherbergt das Zentrum auch ein Archiv, einen Verlag, eine Abteilung für Zeitzeugen und Ausstellungsräumlichkeiten. Hier wurden Dokumente, Fotografien, Zeitzeugen-Berichte und Objekte gesammelt, die anschließend im Museum ausgestellt wurden.

Internationale Sommerschule für Jugendliche

Seit 1998 ist auch die Internationale Sommerschule für Jugendliche Teil des Sighet Memorials. Die Leitung der Sommerschule unterliegt dem französischen Historiker Stéphane Courtois, der 1997 für die Herausgabe des „Schwarzbuches des Kommunismus“ bekannt wurde. Jedes Jahr im Juli unterrichten hier Historiker, Journalisten, Schriftsteller, Ärzte, Wirtschaftler, Komponisten und internationale Filmemacher.

„Schtetl“ – Jüdisches Viertel

Vom Sighet Memorial auf der anderen Seite der beiden Hauptstraßen liegt mit dem „Schtetl“ das Jüdische Viertel von Sighetu Marmatiei, wo der Reisende gleich an der Strada Basarabiei mit der Synagoge aus dem Jahr 1854 begrüßt wird.

Die Synagoge im jüdischen Viertel „Schtetl“ ist die letzte von ehemals acht, die in Sighetu Marmatiei nach dem Zweiten Weltkrieg noch übrig ist, Rumänien - © Vberger PD/Wiki
© Vberger PD/Wiki

Sie ist die letzte, die noch übrig ist. Früher gab es in Sighet acht Synagogen mit eigenen jüdischen Friedhöfen und eine jiddische Zeitung. Seit dem Zweiten Weltkrieg, als bis 1944 rund 12.400 Juden aus Sighet deportiert wurden, leben nur noch rund 100 Juden in der Stadt.

Casa Elie Wiesel

Einer der berühmtesten Juden in Sighetu Marmatiei war der Nobelpreisträger Elie Wiesel, der mit seiner Familie 1944 ins Konzentrationslager nach Auschwitz deportiert und ein Jahr darauf im KZ Buchenwald befreit wurde.

Gegen eine freiwillige Spende als Eintritt kann sein Geburtshaus an der Tudor Vladimirescu besichtigt werden, welches neben seinem Leben auch die Zeit des Holocaust in Sighet vorstellt.

Viehmarkt (Târgul de animale)

Etwas länger dauert der Fußmarsch zum Viehmarkt auf der Strada Nicolae Bălcescu, der vom Schtetl in rund einer halben Stunde zu erreichen ist. Hier werden bis etwa 13 Uhr mitten in der Stadt nicht nur Futter und Haushaltswaren, sondern auch lebende Rinder, Kälber und Schweine verkauft. Ein Spektakel der besonderen Art, das an jedem ersten Montag im Monat besonders groß aufgezogen wird.

Freilichtmuseum des Ethnografischen Museums der Maramureș

Das Freilichtmuseum am Stadtrand von Sighetu Marmatiei ist eine Außenstelle des Ethnografischen Museums der Maramureș, das sich im Stadtzentrum am Freiheitsplatz befindet. Neben dem eindrucksvollen Sighet-Memorial ist das Museumsdorf die zweitwichtigste Sehenswürdigkeit der Kleinstadt im Norden von Rumänien.

BILDER: Dorfmuseum in Sighetu Marmatiei

Fotogalerie: Dorfmuseum in Sighetu Marmatiei

Besuch des Museumsdorfes von Sighetu Marmatiei

Das Freilichtmuseum liegt im Osten der Stadt und ist über die Bogdan Vodă zu erreichen. Von dort zweigt die Strada Muzeului ab, die direkt zur 1981 eingerichteten Freilichtabteilung des Maramureș-Museums führt. Gegen eine geringe Eintrittsgebühr kann das idyllische Gelände betreten werden, auf dem sich der Besucher sofort ins rumänische Leben des 16. und 17. Jahrhunderts versetzt fühlt.

Unterwegs im Dorfmuseum von Sighetu Marmatiei

Manche Räume im Freilichtmuseum von Sighetu Marmatiei wirken regelrecht kunstvoll, Rumänien - © FRASHO / franks-travelbox
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Auf grünen Wiesen unter schattenspendenden Bäumen sind an die 30 historische Höfe verteilt, deren Vorratskammern, Wohnzimmer, Küchen und Schlafräume vollständig eingerichtet sind.

Manche Räumlichkeiten sind einfach gehalten und bestehen lediglich aus nackten Steinmauern und gestampften Lehmböden. Andere wiederum wirken mit holzvertäfelten Wänden, sorgfältig geschnitztem Mobiliar und farbenfrohen Teppichen regelrecht kunstvoll.

Zwischen den Gehöften lassen Brunnen, Webstühle, Mühlen, Pressen und andere landwirtschaftliche Gerätschaften, das Leben von damals wieder auferstehen.

Tipp: Am Sonntag um den 18. Mai wird im Freilichtmuseum jedes Jahr ein Volksfest abgehalten, bei dem historische Kulisse mit Trachten, Tänzen, traditionellen Speisen und Souvenir-Ständen zum Leben erweckt wird.

Kunstvolle Schnitzereien

Aufwändige Schnitzerei an einem Torbogen im Freilichtmuseum von Sighetu Marmatiei, Rumänien - © FRASHO / franks-travelbox
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Beim Streifzug durch die Museumshöfe lohnt sich auch ein genauerer Blick auf die kunstvollen Verzierungen der hölzernen Brunnen, Tore und Balken. All diese bestehen aus handbearbeitetem Bauholz und repräsentieren die damalige Bauweise der Slawen, Ungarn und Rumänen. Viele Torbögen sind mit aufwändigen Schnitzereien verziert, die aus kyrillischen und manchmal sogar arabischen Zeichen bestehen.

Holzkirche von Oncesti

Auf einem Hügel im Museumsdorf thront die traditionelle Holzkirche von Oncesti aus dem 16. Jahrhundert, Sighetu Marmatiei, Rumänien - © FRASHO / franks-travelbox
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Auf einem Hügel im Museumsdorf thront die traditionelle Holzkirche von Oncesti aus dem 16. Jahrhundert. Sie wurde zwischen 1572 und 1614 errichtet und ist das älteste Gebäude im Freilichtmuseum. Im Gegensatz zu vielen anderen Holzkirchen der Maramureș, von denen einige zum UNESCO-Weltkulturerbe zählen, sind von ihren einst prächtigen Wandmalereien nur wenige Fragmente erhalten.

Festival der Winterbräuche

Wer im Winter in Sighetu Marmatiei weilt, wird von 20. bis 27. Dezember Zeuge eines bunten Festivals mit Umzügen, Tänzen, Theater und Trachten. Bei der abschließenden Maskenparade am 27. Dezember, die gleichzeitig den Höhepunkt des Festivals darstellt, treten die Bewohner der Kleinstadt als Oma und Opa, Bären, Ziegen und Teufel auf und so mancher traut sich hinter der Maske zu äußern, was er bereits das ganze Jahr über los werden wollte.

Weiterführende Links:

Offizielle Website des Sighet Memorials

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