Kloster Santa Teresa in Potosí, Bolivien

Im Karmeliter-Kloster Santa Teresa in der bolivianischen UNESCO-Weltkulturerbe-Stadt Potosí kann das abgeschottete Leben der Nonnen auf beeindruckende Weise nachvollzogen werden.

Das Kloster Santa Teresa in Potosí entstand ab dem Jahr 1685, seine Fertigstellung dauerte 7 Jahre. Damals zählte es zu den angesehensten Klöstern Boliviens, heute gehört es zu unseren Top 10 Sehenswürdigkeiten von Potosí. Nur sehr wohlhabende Familien konnten es sich leisten, ihre Töchter hier unterzubringen.

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Isolation als Privileg – Leben im Kloster Santa Teresa

Die auserwählten Karmeliter-Nonnen verbrachten ihr gesamtes Leben im Kloster Santa Teresa von Potosí und wurden auch hier bestattet, Bolivien - © Matyas Rehak / Shutterstock
© Matyas Rehak / Shutterstock

Nur die jeweils zweite Tochter durfte gegen Bezahlung eines kleinen Vermögens im Alter von 15 Jahren ins Klosterleben eintreten. Was für die Eltern von Reichtum und Prestige zeugte, war für die jungen Karmeliter-Nonnen meist eine Qual, denn sie lebten in völliger Isolation. Den einzigen Kontakt zur Außenwelt stellten ein vergittertes Fenster und eine Drehtür dar, durch die Gegenstände gereicht werden konnten.

Die Nonnen durften mit ihren Angehörigen nur reden, Berührungen und Blickkontakt waren streng verboten. Sogar der Verkauf von Kunsthandwerk oder Lebensmitteln, die von den Nonnen hergestellt wurden, durfte nur über die Drehtür passieren. Erst mit dem zweiten Vatikanischen Konzil von 1962 bis 1965 wurden die Vorschriften etwas gelockert.

Die Nonnen verbrachten ihr gesamtes Leben im Kloster und wurden auch hier bestattet. Ihre Gräber verbergen sich bis heute unter hölzernen Falltüren in den Gebetsräumen. Noch immer leben einige Frauen im abgeschotteten Teil des Klosters, der von Besuchern nicht betreten werden darf.

Besuch des Klosters Santa Teresa

Die Räumlichkeiten des Klosters Santa Teresa in Potosí zeigen auf beeindruckende Weise, in welcher Abgeschiedenheit die Karmeliter-Nonnen hier einst lebten, Bolivien - © Matyas Rehak / Shutterstock
© Matyas Rehak / Shutterstock

Über dem Eingangsportal wird der Besucher von drei Wappen begrüßt. Links und rechts des Karmeliter-Wappens sind die Mitbegründer des Klosters porträtiert. Der Glockenturm des Klosters war damals der erste seiner Art in dieser Region Boliviens.

Das Interieur der einschiffigen Kirche ist mit steinernen Säulen, Goldlege-Arbeiten und Schnitzereien aus Zedernholz verziert. Das Fenster rechts neben dem Altar war für die Nonnen bestimmt, die durch dieses den Altar sehen konnten – allerdings nur, wenn die Kirche menschenleer war, denn niemand von außen durfte sie zu Gesicht bekommen.

Die ausführliche Tour durch die Klosterräumlichkeiten dauert an die 2-3 Stunden. Die Wohn- und Gebetsräume zeigen auf beeindruckende Weise, in welcher Abgeschiedenheit die Karmeliter-Nonnen hier einst lebten. Im zweiten Kreuzgang befindet sich das Klostermuseum, welches eine der bedeutendsten Gemälde-Sammlungen Boliviens beherbergt. Neben Sakralkunst zeigt das Museum auch Holzschnitzereien, Mobiliar, Reliquien und wertvolle Bücher und Schriften aus dem 17. und 18. Jahrhundert.

Am Ende der Tour wartet eine süße Überraschung auf die Besucher. Diese verführerische Köstlichkeit aus Marzipan wurde von den Nonnen des Santa Teresa-Klosters schon vor dreihundert Jahren auf diese Weise hergestellt.

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