Als Ursprung und Herz der Jesuiten-Missionen in Lateinamerika zählt der Jesuitenblock in Cordoba seit 2000 zum Weltkulturerbe der UNESCO und verströmt bis heute die machtvolle Aura dieser unglaublichen Pionier-Leistung.
Der faszinierende „Jesuitenblock“ in Cordoba ist ein eindrucksvolles Vermächtnis der jesuitischen Missionare in Argentinien und zählt zu unseren Top 10 Sehenswürdigkeiten von Cordoba.
Gemeinsam mit den zugehörigen Ländereien, die über die gesamte Provinz Cordoba verteilt sind, wurde er im Jahr 2000 als „Manzana Jesuítica y Estancias de Córdoba“ (Jesuitischer Häuserblock und Ländereien von Córdoba) zum Weltkulturerbe der UNESCO ernannt.
Inhaltsverzeichnis
BILDER: Jesuitenblock und Estancias von Cordoba
Fotogalerie: Manzana de los Jesuitas (Jesuitenblock) in Cordoba
Entstehung des Jesuitenblocks
Die Jesuiten kamen im Jahr 1599 ins heutige Cordoba und verfolgten die Mission, unter der einheimischen Bevölkerung das Christentum zu verbreiten. In Cordoba entstand um 1615 unter der Leitung von Ignatius Loyola die Basis eines noch nie da gewesenen religiösen, sozialen und wirtschaftlichen Projektes.
Neben der Verbreitung des Christentums widmete sich der Jesuitenblock auch kulturellen und intellektuellen Angelegenheiten. Von überall her kamen die Menschen auf der Suche nach wissenschaftlichem Rat und zahlreiche renommierte Künstler, Ärzte und Anwälte graduierten an der Universität.
Mutter der Missionarsstation in ganz Lateinamerika
Im Zuge dessen wurden Missionarsstationen in ganz Lateinamerika errichtet und betrieben. Die Missionarsstation San Ignacio Míní in der Provinz Misiones im Nordosten Argentiniens ist von allen am besten erhalten und aufgrund ihrer einfachen Erreichbarkeit auch eine der meistbesuchten.
Die Missionsstationen mussten allerdings (so wie der gesamte Kontinent) auf Befehl von König Karl III. von Spanien im Jahr 1767 von den Mönchen verlassen werden. Die Einrichtungen wurden von den Franziskanern übernommen oder dem Verfall preisgegeben. Erst 1853 durften die Jesuiten wieder nach Südamerika zurückkehren.
Sehenswürdigkeiten im Jesuitenblock von Cordoba
Der Jesuitenblock umfasst, wie der Name schon sagt, einen gesamten Häuserblock ganz in der Nähe des zentralen Plaza San Martin im Herzen von Cordoba. Der Großteil der Gebäude, die ab 1610 im Lauf eines ganzen Jahrhunderts errichtet wurden, gehört zur Universidad Nacional de Córdoba.
Darüber hinaus besteht das UNESCO Weltkulturerbe aus der prächtigen Jesuiten-Kirche, einer Hochschule, einem Priesterseminar, einer Novizinnenschule, sowie mehreren Wohngebäuden. Jorge Mario Bergoglio, besser bekannt als Papst Franziskus, war ebenfalls im Jesuitenblock beheimatet.
Die Gebäude und Innenhöfe des Komplexes können gegen eine kleine Eintrittsgebühr von Touristen besichtigt werden. Es werden auch spanisch- und englischsprachige Führungen angeboten, die faszinierendes Hintergrundwissen über das für damalige Zeiten unglaubliche Projekt der Jesuiten liefern.
Universität von Cordoba
Die Gründung der ältesten Universität Argentiniens erfolgte im Jahr 1613 durch die Jesuiten, die die Studieneinrichtung bis ins 20. Jahrhundert verwalteten. Damals war sie nicht nur die erste Universität Argentiniens, sondern auch eine der ersten in ganz Südamerika.
Bis heute ist der Zugang zur Universität unbeschränkt und kostenlos. Nach der Universität von Buenos Aires ist jene in Cordoba mit 13 Fakultäten und rund 115.000 Studierenden auch die größte Uni des Landes.
In der Universitätsbibliothek wird ein seltenes Exemplar einer Bibel aus dem Jahr 1645 aufbewahrt, die in sieben verschiedenen Sprachen verfasst wurde. 22 weitere uralte Bände, so genannte Inkunabeln, die noch vor 1500 gedruckt wurden, sind ebenfalls hier archiviert.
Jesuitenkirche La Companía de Jesús
Die Kirche des Jesuitenblocks wurde von 1644 bis 1674 errichtet und die älteste Kirche Argentiniens. Sie ist eine der wenigen Gotteshäuser der Missionsstationen Argentiniens, die bis heute nicht zerstört wurde oder verfallen ist.
Ihre Architektur und Wandmalerei stellt einen weltweit einzigartigen Mix aus europäischem Barock und indigenen Schmuckelementen dar. Auch die Zedernholz-Decke der Kirche ist bemerkenswert – errichtet vom Bootsbauer Padre Philippe Lemaire erinnert sie stark an einen umgedrehten Schiffsrumpf, in dem übrigens kein einziger Nagel steckt. Die angeschlossene Hauskapelle entpuppt sich ebenfalls als Schatzkammer des südamerikanischen Barocks.
Estancias: Landsitze zur Versorgung des Jesuitenblocks
Um den umfangreichen Komplex wirtschaftlich und finanziell zu erhalten, unterhielten die Jesuiten sechs „Estancias“ in der Umgebung von Cordoba, die Getreide, Obst und Gemüse anbauten und Viehzucht betrieben: Caroya, Jesús María, Santa Catalina, Alta Gracia, Candelaria und San Ignacio.
Befestigungsanlagen, Bewässerungskanäle, Mühlen und Textilfabriken ließen Landwirtschaft und Produktion florieren und bescherten der Region Schutz und Wohlstand. Aus diesen Landsitzen, die alle selbst über eine eigene Kirche und Wohngebäude verfügten, entstanden im Lauf der Zeit größere Siedlungen und Städte.
Die Estancias sind bis heute durch die 250km lange „Straße der jesuitischen Ländereien“ verbunden und gelten als beliebte Pilger- und Urlaubsziele in Argentinien. Alle Landsitze sind mit dem PKW oder lokalen Bussen zu erreichen, nur San Ignacio gibt es nicht mehr.
Alta Gracia ist dem Jesuitenblock am nächsten gelegen und vor allem bekannt, weil der junge Che Guevara dort 12 Jahre seines Lebens verbrachte. In Form einer Statue, die auf einer Brüstung sitzt, ist er heute noch in Alta Gracia zugegen.
Tipp: Die Besichtigung aller 5 Estancias der Jesuiten ist grundsätzlich an einem Tag zu schaffen, für Alta Gracia lohnt es sich allerdings, etwas mehr Zeit einzuplanen (und damit den Besuch auf einen eigenen Tag zu verlegen).