Mit idyllischen Palmenhainen und einem Jahrtausende alten Bewässerungssystem, das zum Weltagrarerbe der UNESCO gehört, vermittelt die Al Ain Oase im Herzen der Stadt einen treffenden Eindruck des ursprünglichen Abu Dhabi vor dem Öl-Boom.
Vogelgezwitscher und rauschende Palmwedel bilden die Geräuschkulisse in der Al Ain Oase mitten im Stadtlärm von Al Ain. Auf den labyrinthartigen Spazierpfaden unter den Dattelpalmen herrscht angenehme Kühle, der kostenlose Besuch des Palmengartens ist aber nicht nur zu empfehlen, um der Hitze zu entfliehen.
Jahrtausende alte Landwirtschafts-Technik
Der 1200 Hektar große Palmengarten wird heute noch bewirtschaftet und offenbart hinter Mauern die ausgeklügelte Bewässerungs- und Bepflanzungstechnik, die die Oasenstadt Al Ain seit 3000 Jahren landwirtschaftlich so erfolgreich macht.
Ganz unten wachsen Gemüse und Futtermittel, eine Etage höher gedeihen Bananen- und Orangenbäume und die dritte Stufe nehmen die mächtigen Dattelpalmen ein, die mit ihren ausladenden Wedeln die niedrigeren Gewächse vor der sengenden Sonne schützen. 100 verschiedene Arten von Dattelpalmen gedeihen in der Al Ain Oase, die als bedeutendes Beispiel für Biodiversität und frühe Landwirtschaft 2011 als Agrarerbe auf die Welterbeliste der UNESCO aufgenommen wurde.
Die Bewässerung erfolgt mit Hilfe der so genannten Falaj-Kanäle, die in regelmäßigen Abständen mit Grundwasser oder Wasser aus saisonalen Flüssen geflutet werden. Wie in der archäologischen Stätte von Hili ersichtlich, wurde dieses System schon vor rund 3000 Jahren eingesetzt. Damals liefen diese Kanäle oft über viele Kilometer, um aus unterirdischen Wasserspeichern das notwendige Gefälle zu schaffen.
Heute wird die Bewässerung der knapp 150.000 Dattelpalmen zum Großteil von vor Ort gegrabenen Brunnen und Elektropumpen übernommen. Dennoch vermittelt die Al Ain Oase einen treffenden Eindruck des ursprünglichen Abu Dhabi vor dem Öl-Boom.
Sehenswürdigkeiten in der Al Ain Oase
Neben der faszinierenden Landwirtschafts-Technik und dem Schatten der Bäume sind im und um den Palmengarten auch noch weitere Highlights der Oasenstadt zu finden. Die acht Eingänge der Al Ain Oase und die gepflasterten Wege führen zu zwei Museen, einer Festung und dem Tiermarkt. Außerdem stößt man zwischen den Palmen teils unvermutet auf das Oasis Restaurant, ein Wasserpfeifen-Café, das Stadion von Al Ain oder einer der drei kleinen Moscheen.
Al Ain Palastmuseum
Die einstige Privatresidenz des Präsidenten der VAE liegt inmitten der berühmten Dattelpalmengärten der Oasenstadt Al Ain und zeigt das Leben und Walten der einstigen Herrscherfamilie von Abu Dhabi.
Sehenswürdigkeiten im Palastmuseum
Der Palast, in dem das Museum heute untergebracht ist, war einst Sitz des Präsidenten der Vereinigten Arabischen Emirate, des 2004 verstorbenen Sheikh Zayed bin Sultan al Nahyan. Hinter dem mit Koranversen kunstvoll verziertes Eingangstor eröffnen sich die ehemaligen Wohn- und Repräsentationsräumlichkeiten der Herrscherfamilie, die alle im nahöstlichen Stil des frühen 20. Jahrhunderts möbliert sind.
Die Gäste der Herrschergattin Sheikha Fatima bint Mubarak Al Ketbi wurden im Untergeschoß empfangen, während dem Scheich und seinen männlichen Gästen das Obergeschoß vorbehalten war.
Bei der allseits bekannten Gastfreundschaft von Sheikh Zayed durfte nach dem Empfang in einem der „Majlis“ („Ratshallen“) der obligatorische arabische Kaffee nicht fehlen, der damals im gesamten Palast verfügbar war.
Die Palasträumlichkeiten beherbergen heute unter anderem eine Kunstgalerie, das originale Studienzimmer des Herrschersohnes und eine ehemalige kleine Koranschule. In einem neu hinzugefügten Gebäude ist der Stammbaum der Regierungsfamilie zu bestaunen.
Sehenswürdigkeiten um das Palastmuseum
Ebenfalls ein Highlight sind die sechs begrünten Innenhöfe des Palastmuseums. In der „Garden City“ Al Ain mit ihren vielen Gärten und Oasen stellen sie mit Kakteen, Dattelpalmen und Magnolien ein besonders schönes Beispiel der hiesigen Flora dar.
Der Land Rover im Hof des Palastmuseums ähnelt den Original-Fahrzeugen von Sheikh Zayed, mit dem er immer die Beduinenstämme in der Wüste besucht hat.
Sein Respekt für andere Kulturen zeigt sich in einem westlich eingerichteten Meeting-Raum und in einem Hof wurde sogar ein repräsentatives Beduinenzelt errichtet, damit sich die Vertreter der Bedu im Palast wohlfühlen.
Entstehung des Palastmuseums von Al Ain
Nach dem 1910 errichteten Sultan bin Zayed Fort am östlichen Ende der Al Ain Oase wurde der elegante Palast am westlichen Ende im Jahr 1937 fertiggestellt. Bis 1966 bewohnte ihn der Scheich mit seiner Familie, danach begann er zu verfallen, bis zum Teil nur noch die Grundmauern erhalten waren.
Der Wiederaufbau und Umbau zum Museum wurde 1998 in Angriff genommen und drei Jahre später wurde das Palastmuseum für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht.
Auch nach der Renovierung, im Zuge derer zwei Bauten hinzugefügt wurden, vermittelt der Qasr Al Ain einen hervorragenden Eindruck der traditionell arabischen Architektur in Abu Dhabi. Die neu errichteten Türme ähneln jenem das Al Jahili Forts, und das Baumaterial besteht überwiegend aus regional verfügbarem Ton, Naturstein und Palmenholz. Windtürme und Lüftungskanäle sorgen wie schon vor Jahrhunderten auch in der schlimmsten Sommerhitze für Kühle im Palast.
BILDER: Palastmuseum in Al Ain
Fotogalerie: Palastmuseum in Al Ain
Nationalmuseum von Al Ain
Auf der Ostseite des Palmengartens liegt das Nationalmuseum von Al Ain, das älteste Museum der Vereinigten Arabischen Emirate. Es wurde am 2. November 1971 von Sheikh Tahnoun bin Mohammed Al Nahyan eröffnet. Die ethnologische und archäologische Ausstellung informieren über das traditionelle Leben in Al Ain, als die Oasenstadt noch hauptsächlich von Bauern und Beduinen bevölkert war.
Die ältesten Artefakte sind 7000 Jahre alt und beweisen, dass die Region bereits in der Steinzeit besiedelt war. Auch von den bronzezeitlichen Gräbern des Hili Archäologie-Parks sind einige Funde ausgestellt. Fotos dokumentieren die Entwicklung von Al Ain zur modernen Stadt von heute. Ebenfalls interessant sind die ausgestellten Geschenke an den Sheikh Zayed, die der Staatsgründer von diversen Regierungsbesuchen erhalten hat.
Sultan bin Zayed Fort (Al-Sharqi Fort)
Auch die Lehmfestung von Sheikh Zayed bin Sultan al Nahyan neben dem Nationalmuseum ist für Besucher zugänglich. Das „östliche Fort“ (al-Shaqi-Fort) wurde 1910 vom Vater von Shaikh Zayed als sein Herrschersitz errichtet. Die renovierte Festung präsentiert hinter einem eindrucksvollen, von Kanonen flankierten Eingangstor das Leben in Al Ain in den 1950er und 1960er-Jahren.
Tiermarkt
Der Tiermarkt von Al Ain ist noch sehr ursprünglich und sein grober Charme kaum mit den touristischen Souqs in Abu Dhabi oder Dubai zu vergleichen. Unter den Blechdächern der Stände werden vor allem Ziegen, Schafe und Kühe bzw. deren Futtermittel gehandelt – und das lautstark und alles andere als zimperlich.
Weiterführende Links:
Öffnungszeiten und Eintrittspreise des Palastmuseums in Al Ain