Haiti – Sehenswertes und Reisetipps

Wer Haiti kennenlernen möchte, findet ein touristisch noch nahezu unerschlossenes Land, das Reisenden abseits von Luxushotels und Strandparadiesen die andere, gänzlich ursprüngliche Seite der Karibik offenbart. 

Traumhafte Strände mit typisch karibischem Flair machen Haiti eigentlich zu einer wunderbaren Urlaubsdestination. Das von bitterer Armut, politischer Instabilität und Naturkatastrophen gebeutelte Land ist allerdings alles andere als ein klassisches Ferienziel.

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Kann man auf Haiti Urlaub machen?

Im Gegensatz zu seinem touristisch äußerst populären Nachbarn, der Dominikanischen Republik, ist Haiti auf kaum einer Bucket List zu finden. Politische Unruhen, regelmäßige Erdbeben und Überschwemmungen, tropische Wirbelstürme und die damit verbundenen mangelhaften hygienischen Bedingungen gepaart mit der Armut der Bevölkerung – lauter Gründe, aus denen Haiti bisher touristisch noch kaum erschlossen ist und daher auf der Liste der klassischen Urlaubsländer sehr weit unten zu finden ist.

Wer sich davon nicht abschrecken lässt, findet jedoch auch auf Haiti palmengesäumte Strände und interessante Städte, deren historische Bauten von der kolonialen Vergangenheit berichten. Es wird allerdings dringend geraten, abgesehen von geführten Touren in der Sicherheit der Hotelanlagen zu bleiben.

Wie kommt man am besten nach Haiti?

Haiti liegt in der Karibik auf der Insel Hispaniola westlich der Dominikanischen Republik. Flüge aus Mitteleuropa landen am internationalen Flughafen von Port-au-Prince oder Cap-Haïtien. Kreuzfahrtschiffe legen in der Bucht von Labedee in der Nähe von Cap-Haïtien an. Immer mehr Individualreisende nutzen außerdem die Möglichkeit, die Grenze nach Haiti von der Dominikanischen Republik mit dem Bus zu überqueren.

Beste Reisezeit für Haiti

Die optimale Reisezeit für Haiti liegt in den Trockenzeiten von Ende Juni bis Ende Juli und von Dezember bis März zu empfehlen. Letztere sind außerdem zu bevorzugen, da in den Sommermonaten vermehrt Hurrikans auftreten können.

Kalt wird es auf im tropischen Klima von Haiti nie, die Temperaturen klettern auch im Winter auf rund 30°C, im Sommer auf über 35°C. Nächte unter 20°C sind ebenfalls selten.

Cap Haïtien

Die gut erhaltene Kathedrale Nôtre Dame in Cap Haïtien ist wohl das schönste Gebäude der Stadt, Haiti - © Rémi Kaupp CC BY-SA3.0/Wiki
© Rémi Kaupp CC BY-SA3.0/Wiki

Obwohl nach der Hauptstadt Port-au-Prince die zweitgrößte Stadt des Landes, ist in Cap Haïtien an der Nordküste von der Hektik einer Großstadt fast nichts zu spüren. Nach ihrer Gründung im Jahr 1670 war sie für etwa ein Jahrhundert die Hauptstadt der damals noch französischen Kolonie Haiti, bis sie diesen Titel im Jahr 1770 an Port-au-Prince abgab. Heute ist die über 100.000-Einwohner-Stadt das wirtschaftliche Zentrum der Region und seit 1861 ein Erzbistum.

Zur Zeit der französischen Kolonie war Cap Haïtien eine der reichsten Städte in der ganzen Karibik und war auch unter „Paris der Antillen“ bekannt. Der damalige Prunk ist zwar mittlerweile etwas geschwunden, doch die Atmosphäre ist immer noch entspannt und relaxed.

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Unterwegs in Cap Haïtien

Mit dem neuen Highway von Port-au-Prince aus wurde die Reisezeit von Haitis Hauptstadt von 11 auf 3 Stunden verkürzt. Cap Haïtien, von der einheimischen Bevölkerung auch kreolisch „O’Kap“ genannt, ist heute beliebtes Urlaubsziel von Haitis gehobener Gesellschaft. Dementsprechend gibt es mehrere hochpreisige Luxushotels, aber auch eher billige Unterkünfte; dazwischen ist die Auswahl eher gering bis nicht vorhanden.

Im Schachbrettmuster der Straßen kann man sich kaum verlaufen. Die rechtwinklig angelegten Gassen sind ideal für die systematische Erkundung der Stadt angelegt. Bei einem Spaziergang durch Cap Haïtien schlendert man vorbei an alter Hafenarchitektur, der monumentalen Kathedrale Nôtre Dame, hohen Fassaden und verschnörkelten Balkonen, die noch an den Reichtum vergangener Zeiten erinnern.

Mittlerweile gibt es leider auch in Cap Haïtien einen Großteil an Armut. Maßnahmen, diese zu bekämpfen, sowie eine flächendeckende Wasserversorgung und Müllabfuhr beginnen langsam aber sicher zu greifen.

Neben der kolonialen Architektur und dem unvergleichlichen Flair einer karibischen Hafenstadt gibt es in Cap Haitien eher wenig zu entdecken. Die ruhige Küstenstadt ist jedoch der ideale Ausgangspunkte für Touren zu anderen Sehenswürdigkeiten Haitis, wie zum Beispiel die atemberaubenden Strände um Plage Labadee oder die zum UNESCO-Weltkulturerbe gehörige Festung La Citadelle la Ferrière.

Citadelle Laferrière

Die Citadelle Laferrière im nördlichen Haiti ist die größte Befestigungsanlage des amerikanischen Kontinents und so etwas wie das inoffizielle Wahrzeichen des Karibikstaates - © SPC Gibran Torres PD/Wiki
© SPC Gibran Torres PD/Wiki

Die gigantische Citadelle Laferrière, auch bekannt unter der Bezeichnung Citadelle Henry Christophe, im nördlichen Haiti ist die größte Befestigungsanlage des amerikanischen Kontinents und so etwas wie das inoffizielle Wahrzeichen des Karibikstaates. Auch schon als achtes Weltwunder bezeichnet wurde sie im Jahr 1982 von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt.

Etwa 10 Kilometer von Milot entfernt thront die kolossale Festung auf einer Seehöhe von knapp 1.000 Meter auf dem Berg Bonnet a L’Eveque, von dem aus sich die umliegenden Täler perfekt überblicken lassen. Auch das knapp 30 Kilometer nördlich liegende Cap Haïtien, sowie der Atlantische Ozean können von seinen Dächern aus gesehen werden. An klaren Tagen sollte sogar die 140km entfernte Küste Kubas sichtbar sein.

40 Meter ragen die mächtigen Steinmauern in die Höhe, welche eine Anlage von gigantischen 10.000 Quadratmetern umfassen. Innerhalb der bis zu 4 Meter dicken Mauern gab es genug Stauraum, um 5.000 Menschen ein Jahr lang versorgen zu können, sogar Residenzen für die Königsfamilie waren für den Notfall vorgesehen. Die Außenmauern wurden durch Mörtel direkt mit dem steinigen Untergrund verbunden und sind so besonders widerstandsfähig.

Geschichte der Citadelle Laferrière

Errichtet wurde die eindrucksvolle Citadelle Laferrière von Henri Christophe, einem General der haitianischen Armee. Er war auch Schlüsselfigur im Sklavenaufstand Anfang des 19. Jahrhunderts und ernannte sich übrigens 1811, 5 Jahre nach einem Putsch gegen den amtierenden Herrscher Jean-Jaques Dessalines, selbst zum König Haitis.

Über einen Zeitraum von 15 Jahren waren bis zu 20.000 Handwerker mit dem Bau der imposanten Anlage beschäftigt, bis sie 1820 fertiggestellt wurde. Das Grab des Erbauers befindet sich innerhalb der Mauern „seines“ Forts, nachdem er sich nach einem Schlaganfall der Legende nach selbst das Leben nahm.

Die Intention war, die kürzlich durch den Aufstand erreichte Unabhängigkeit von Frankreich mit allen Mitteln zu verteidigen. Den Franzosen, die mit der Rückeroberung gedroht hatten, sollten 365 Kanonen in verschiedenen Größen und unglaubliche Mengen an vorrätigen Kanonenkugeln entgegengesetzt werden, die teilweise heute noch an den Steinwänden zu Pyramiden aufgeschichtet besichtigt werden können.

Gegen die gefürchteten ehemaligen Kolonialherren hat sich das gewaltige Bollwerk nie behaupten müssen – doch hielt es bereits erfolgreich mehreren Erdbeben stand und musste in all den Jahrzehnten vergleichbar wenig renoviert werden.

Besuch der Citadelle Laferrière

Der Weg zur Citadelle Laferrière ist steil und unwegsam, Erdrutsche verhindern oft sogar ein Vorankommen mit Vierradantrieb. Es kann also passieren, dass man die stundenlange anstrengende Strecke von Milot aus also entweder zu Fuß oder hoch zu Ross zurücklegen muss. Zumindest die letzten drei Kilometer der schmalen steil ansteigenden Straße durch Bananen- und Kaffeeplantagen sind für Autos nicht zu schaffen.

Tipp: Beim Aufstieg zur Citadelle Laferrière auf jeden Fall genügend Wasservorrat, Kopfbedeckung und Sonnenschutz mitnehmen!

Doch auf der imposanten Festung angekommen lohnt sich jegliche Anstrengung allemal! Den prächtigen Anblick der majestätischen Burg, sowie den unvergleichlichen Ausblick von der achtstöckigen Festung aus vergisst man wohl sein Leben lang nicht. Die Innenräume der Befestigungsanlage sind zum Großteil für Besucher zugänglich, viele der Treppen dürfen bis ganz nach oben zur atemberaubenden Aussicht bestiegen werden.

Jacmel

Palmen am Stadtstrand von Jacmel, der Hauptstadt des Departements Sud-Est im Karibikstaat Haiti - © TomB / Fotolia
© TomB / Fotolia

Jacmel ist die Hauptstadt des Departements Sud-Est im Karibikstaat Haiti und viertgrößte Stadt des Landes. Die 1989 gegründete Stadt weist viele historische Gebäude im Kolonialstil auf und wurde 2004 von der UNESCO als mögliches Weltkulturerbe in Betracht gezogen.

Die Partnerstadt vom französischen Straßburg liegt an der idyllischen Südküste am Karibischen Meer, etwa 80 Kilometer südlich von Haitis Hauptstadt Port-au-Prince. Bereits die Fahrt dorthin ist eine Attraktion für sich, sie führt über eine der schönsten Panoramastraßen Haitis. Die Bergstraße windet sich durch eine traumhafte Landschaft, die immer wieder atemberaubende Ausblicke auf die umgebende Kulisse gewährt.

Sehenswürdigkeiten in Jacmel

Aufgrund ihrer geringen Größe kann die Stadt leicht zu Fuß erkundet werden, die frische Brise vom Meer her macht den Aufenthalt in Jacmel um einiges angenehmer als in anderen innerländischen haitianischen Städten.

  • Der kleine schmucke Hafen schmiegt sich in eine drei Kilometer lange sandige Bucht. Großen Auflauf gibt es dort selten, da Kreuzfahrtschiffe ihn aufgrund des seichten Wassers nicht anlaufen können.
  • Daher der ideale Ort, um wieder neue Energiereserven zu tanken, sei es bei einem gemütlichen Spaziergang durch Jacmels Altstadt-Gässchen an den viktorianischen Häusern vorbei oder beim Flanieren durch Jacmels Handwerksmärkte, welche das Städtchen zur inoffiziellen Kunsthauptstadt Haitis machen.
  • Wenn Sie auf den Märkten einmal ein auffallendes Angebot an Papiermasken wahrnehmen, ist wohl Karneval-Zeit in Jacmel.
  • Wer sich von den Anstrengungen des Herumwanderns erholen möchte, nimmt am besten ein erfrischendes Bad am lokalen (leider nicht immer hundertprozentig sauberen) Stadtstrand oder begibt sich an den etwa 7 Kilometer entfernten Civadier-Strand, ein paradiesisches Fleckchen Erde in einer von Kokospalmen gesäumten Bucht.

Geschichte von Jacmel

Im 18. Jahrhundert war Jacmel ein wichtiger Handelshafen, von dem aus vor allem Kaffee exportiert wurde, Mitte des 19. Jahrhunderts gab es kaum ein Dampfschiff, welches keinen Zwischenstopp in Jacmel einlegte. Diese hohe Bedeutung als Hafenstadt ermöglichte auch den technischen Fortschritt und so war Jacmel die erste Stadt Haitis mit einer eigenen Wasserversorgung, Elektrizität und Telefonanbindung.

Ende des 18. Jahrhunderts lehnte sich die mulattische Bevölkerung gegen die Unterdrückung durch die weißen Kolonialherren auf, was blutige Kämpfe nach sich zog.

Heute ist Jacmel ein malerisches Städtchen, welches durch seine Architektur aus der Kolonialzeit besticht. Leider wurden bei dem katastrophalen Erdbeben im Jänner 2010 etwa 70% der Gebäude beschädigt oder zerstört, die meisten davon in den ärmeren Stadtteilen, darunter aber auch das für seine außergewöhnliche Architektur bekannte Alexandra Manor Hotel. Andere jedoch hielten den Erdstößen stand, wie zum Beispiel die Markthalle aus dem Jahr 1895 oder einige Herrenhäuser, mit schmiedeeisernen Balkonen, die die Mauern zusammenhielten.

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