Altstadt von Alba Iulia, Rumänien

Als Wiege der Nation und Symbol für den Kampf gegen soziale Ungerechtigkeit spielte Alba Iulia in der Geschichte Rumäniens stets eine bedeutende Rolle und beeindruckt heute durch ihre Festungsmauern und die prächtige Krönungskathedrale.

Alba Iulia, auch Weißenburg oder Karlsburg genannt, liegt mitten am Hochplateau von Transsilvanien. Alba Iulia gehört zu den ältesten Siedlungen Rumäniens und geht in ihrem Ursprung noch auf die dakische Zeit zurück.

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Im Lauf der Zeit war sie Hauptstadt vieler Reiche und wurde von Römern, Slawen und Ungarn beherrscht. Die Nationalversammlung in Alba Iulia nach dem Ersten Weltkrieg ist den Rumänen bis heute als Moment der nationalen Einheit von „Großrumänien“ im Gedächtnis.

BILDER: Altstadt von Alba Iulia

Fotogalerie: Altstadt von Alba Iulia

Sehenswürdigkeiten von Alba Iulia

Die wichtigsten Sehenswürdigkeiten von Karlsburg konzentrieren sich auf die Altstadt innerhalb der sternförmig angelegten Festung von Alba Iulia. Außerhalb der Festung dominieren sozialistische Plattenbauten, die – meist vergeblich – durch Tischchen und bunte Schirme von Pizzerien und Cafés freundlicher gestaltet werden sollen.

Ein Rundgang durch das historische Zentrum von Alba Iulia beginnt am besten am Piata Unirii (Platz der Einheit), wo sich auch ein großer Parkplatz befindet.

Orthodoxe Kathedrale (Krönungskathedrale)

 Die prächtige Orthodoxe Kathedrale von Alba Iulia wurde im Jahr 1922 für die Krönung von Ferdinand I. und Maria als Königspaar des neuen Rumänien errichtet - © FRASHO / franks-travelbox
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Die Rumänisch-Orthodoxe Dreifaltigkeitskathedrale im Zentrum von Alba Iulia kann ohne Bedenken als schönste Kirche der Stadt bezeichnet werden. Ihre prächtigen Kuppeln und ihr monumentaler Glockenturm thronen in der Mihai Viteazul Straße gleich neben der im Vergleich eher schlicht gehaltenen römisch-katholischen St. Michaels-Kathedrale.

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Fotogalerie: Orthodoxe Kathedrale von Alba Iulia

Entstehung der Orthodoxen Kathedrale von Alba Iulia

Die rumänisch-orthodoxe Bischofskirche wurde nach dem Ersten Weltkrieg zur Feier der Eingliederung von Siebenbürgen in das neu geschaffene Königreich Großrumänien errichtet. Der Bau der neobyzantinischen Kathedrale erfolgte nach Plänen von Victor Gheorghe Ștefănescu und wurde von 1921 bis 1923 durchgeführt.

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„Geburtsort“ des neuen Rumänien

Das orthodoxe Kathedrale in Alba Iulia fungierte als Krönungskirche für Ferdinand I. und Maria als Königspaar des neuen Rumänien - © FRASHO / franks-travelbox
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Das neu geschaffene Gotteshaus fungierte auch gleich als Krönungskirche für Ferdinand I. und Maria als Königspaar des neuen Rumänien. An diese Krönungszeremonie erinnern noch heute die beiden Fresken von König und Königin links und rechts am Hauptschiff. Im Jahr 2008 wurden Büsten zu Ehren des königlichen Paares errichtet. Dementsprechend wird die Dreifaltigkeitskirche auch „Krönungskathedrale“ und „Kathedrale der Wiedervereinigung der Nation“ genannt.

Ebenfalls Geschichte schrieb die Kathedrale gut 30 Jahre später, als 1948 die rumänische griechisch-katholische Kirche durch das kommunistische Regime verboten und zahlreiche protestierende Priester und Zivilisten verhaftet wurden.

Besuch der Krönungskathedrale von Alba Iulia

 Das Gelände der orthodoxen Kathedrale von Alba Iulia, Rumänien, wird durch einen monumentalen Glockenturm betreten - © FRASHO / franks-travelbox
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Das Gelände der orthodoxen Kathedrale wird durch einen monumentalen, 58m hohen Glockenturm betreten, dessen Portal in einen hübsch angelegten Arkadenhof führt. Rund um die Kirche reihen sich Verwaltungs-, Wohn- und Sozialgebäude.

Der Fassadenschmuck, die Nischen, Bögen, Säulen und Kuppeln erinnern stilistisch an die Sakralbauten der Walachei. Ihr Inneres beherbergt eine reiche Mixtur aus byzantinisch-orthodoxen Ikonographien, bereichert um westliche Einflüsse. Das goldene Mosaik über dem Portal zeigt die beiden Erzengel Michael und Gabriel, denen die Kathedrale neben der Heiligen Dreifaltigkeit geweiht ist.

Das goldene Mosaik über dem Eingangsportal der Orthodoxen Kathedrale von Alba Iulia zeigt die beiden Erzengel Michael und Gabriel, Rumänien - © FRASHO / franks-travelbox
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Links und rechts des Portals erzählen Marmortafeln von vier wichtigen Ereignisse in der Geschichte Rumäniens: die erste Vereinigung der drei rumänischen Länder unter Michael dem Tapferen 1600, den Druck des ersten Neuen Testaments in rumänischer Sprache 1648, die Hinrichtung der Helden des Bauernaufstandes 1785, an die auch der Obelisk vor der Festung erinnert, und die Vereinigung der rumänischen griechisch-katholischen und der orthodoxen Kirche 1948.

Die Kuppel der Krönungskathedrale von Alba Iulia wird von Marmorsäulen getragen und wird von einem Gemälde von Christus, dem Erlöser gekrönt, Rumänien - © FRASHO / franks-travelbox
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Die Kuppel der Krönungskathedrale von Alba Iulia wird von vier marmornen Säulen getragen und wird von einem Gemälde von Christus, dem Erlöser gekrönt. Die übrigen Gemälde in der Kathedrale zeigen Michael den Tapferen und seine Ehefrau, wiederum das Königspaar Ferdinand I. und Maria, weitere Heiligenfiguren und berühmten Persönlichkeiten, sowie Szenen aus der Bibel.

Römisch-Katholische Kathedrale

 Die Römisch-Katholische Kathedrale von Alba Iulia aus dem 13. Jahrhundert zählt zu den wertvollsten mittelalterlichen Baudenkmälern Siebenbürgens, Rumänien - © FRASHO / franks-travelbox
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Die römisch-katholische Kathedrale von Alba Iulia ist Sitz des Erzbistums der Stadt und liegt gleich neben der Krönungskathedrale. Nach ihrem Gründer, Stephan I., wird die katholische Kathedrale auch St. Stephans Kathedrale genannt. Mit Baustart nach der Gründung des Bistums im Jahr 1009 ist sie sowohl die älteste als auch längste katholische Kirche in ganz Rumänien.

BILDER: Katholische Kathedrale von Alba Iulia

Fotogalerie: Katholische Kathedrale von Alba Iulia

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Der heutige Bau der Kathedrale stammt aus dem 13. und 14. Jahrhundert, nachdem ihr die Mongolen 1241 schwere Schäden zugefügt hatten. Dank der Reformation kurz calvinistisch, wurde die Kirche durch die Herrschaft der Habsburger um 1700 wieder re-katholisiert.

Schlichte Architektur der römisch-katholischen Kathedrale

Von den augenscheinlich zwei geplanten Türmen der katholischen Kirche von Alba Iulia, Rumänien, wurde nur der südliche errichtet - © FRASHO / franks-travelbox
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Im Gegensatz zu ihrer mit Kuppeln und Kreuzen versehenen Nachbarin ist die katholische Kirche von Alba Iulia von außen eher schlicht anzusehen. Von den augenscheinlich zwei geplanten Türmen der romanisch-gotischen Basilika wurde nur der südliche errichtet und auch die steinerne Fassade weist kaum Verzierungen auf.

Lediglich über dem Portal blicken vier Heiligenstatuen aus dem 18. Jahrhundert auf den Eintretenden. Dennoch zählt die katholische Kathedrale von Alba Iulia mit ihren Elementen aus Romanik, Gotik und Renaissance zu den wertvollsten mittelalterlichen Baudenkmälern Siebenbürgens.

Besichtigung der römisch-katholischen Kathedrale von Alba Iulia

Das geschnitzte Chorgestühl und der goldene Altar sind die einzige Zierde im schlichten Altarraum der katholischen Kathedrale von Alba Iulia, Rumänien - © FRASHO / franks-travelbox
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Große Fenster und helle Mauern lassen das Interieur der schlicht gehaltenen katholischen Kathedrale in Alba Iulia freundlich wirken. Die hohen, frühgotischen Bögen und Gewölbe des Hauptschiffes verleihen der dreischiffigen Kathedrale eine erhabene Atmosphäre.

Bemerkenswert sind die mit Blattgold verzierte Barock-Kanzel, das kunstvoll geschnitzte Chorgestühl im schlichten Altarraum und zwei romanische Reliefs des Erzengels Michael.

Die Fresken im Inneren der Kirche, sowie die Renaissance-Kapelle auf der Nordseite wurden im 16. Jahrhundert geschaffen. Das spätgotische Gewölbe im Norden der Kathedrale wird noch mit den einstigen Wappen der siebenbürgischen Fürsten geschmückt. Die Orgel der katholischen Kathedrale von Alba Iulia verfügt über 2209 Pfeifen und wurde 1877 von Istvan Kolonics geschaffen.

Letzte Ruhestätte der Hunyadis

 In der katholischen Kirche von Alba Iulia, Rumänien, liegt die Familie Hunyadi begraben, von denen János von 1446 bis 1452 König von Ungarn war - © FRASHO / franks-travelbox
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Berühmtester „Bewohner“ der katholischen Kirche von Alba Iulia ist János Hunyadi, von 1446 bis 1452 König von Ungarn. Er ließ die schmucke Kathedrale im 15. Jahrhundert restaurieren und erwählte sie zum Familiengrab der Hunyadis. Somit liegt in der Krypta nicht nur János begraben, sondern auch seine Ehefrau Isabella Jagiellonica und ihre beiden Söhne Ladislaus Hunyadi und Johann Sigismund Zápolya, beide ebenfalls Könige von Ungarn.

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Erinnerung an Mihai Viteazul

Zwischen den beiden Kathedralen führt die Strada Mihai Viteazul, der Ende des 16. Jahrhunderts einen Vorläufer von Großrumänien gründete. Nach der Römisch-Katholischen Kathedrale erinnert ein Reiterdenkmal an den einstigen Regenten, der auch Michael der Tapfere genannt wird.

Hinter der Statue thront der einst prächtig verzierte und heute eher schmucklose Palatul Priniciar, einstige Residenz des Fürsten, die nach seiner Zeit von den Türken zerstört wurde.

Sala Unirii (Saal der Einheit)

Der Sala Unirii in Alba Iulia schrieb im Jahr 1918 Geschichte, als im ehemaligen Militärcasino die Entstehung eines neuen Rumänien beschlossen wurde - © FRASHO / franks-travelbox
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Gegenüber liegt der Sala Unirii, der im Jahr 1918 Geschichte schrieb, als im ehemaligen Militärcasino die Entstehung von Großrumänien beschlossen wurde. Die Einigung wurde damals von 100.000 Rumänen bejubelt. Dokumente und Fotos im Saal der Einheit erinnern noch heute an das geschichtsträchtige Großereignis.

Muzeul Unirii (Museum der Einheit)

Auf der anderen Seite der Strada Muzeului liegt das Museum der Einheit. Das Anfang der 1850er-Jahre errichtete Militärgebäude mit der imposanten Fassade informiert seine Besucher über die Geschichte Alba Iulias von den Dakern über Römer, Slawen und Ungarn bis heute.

In über 100 Ausstellungsräumen auf zwei Stockwerken werden im Museum der Einheit unter anderem die Schlachten mit den Türken, die Revolution von 1848 und die Einigung 1918 präsentiert.

Biblioteca Bathyány und Palatul Apor

Spaziert man die Strada Muzeului weiter entlang, gelangt man zur Biblioteca Bathyány, die in einer einstigen barocken Kirche untergebracht ist, und heute wertvolle Bücher und Schriften aus dem 9. Jahrhundert beherbergt. 1792 entstand hier das erste astronomische Observatorium Rumäniens. Schräg gegenüber liegt der Palatul Apor. Dieser stammt aus der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts und war einst Residenz des Grafen Apor.

Stadttore und Festung von Alba Iulia

Wieder zurück und weiter auf der Strada Mihai Viteazul gelangt man zu den Stadttoren I, II und III von Alba Iulia, die um einiges spektakulärer anzusehen sind, als jenes bei der Orthodoxen Kathedrale. Die zugehörige Zitadelle Alba Carolina zählt heute zu den eindrucksvollsten Bollwerken Europas. Die gesamte Festung von Alba Iulia besteht aus sieben Basteien, die mit einer 12km langen Mauer in Sternform verbunden sind.

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BILDER: Festung von Alba Iulia

Fotogalerie: Festung von Alba Iulia

Entstehung der Festung von Alba Iulia

Die ältesten Teile gehen auf das Castrum Apulum der Römer zurück, weitere Teile wurden in den 1620er-Jahren im Auftrag des Prinzen Eugen von Savoyen und gut 100 Jahre später unter dem ungarischen König Karl VI. errichtet. Aus dieser Zeit erhielt Alba Iulia („Weißenburg“) den Beinamen „Karlsburg“.

Rundgang durch die Festung von Alba Iulia

Im „Weg der drei Festungen“ können die drei Bauepochen der Festungsanlage von Alba Iulia nachvollzogen werden, Rumänien - © FRASHO / franks-travelbox
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Im „Weg der drei Festungen“ können die drei Bauepochen nachvollzogen werden. Eine Besichtigung der Zitadelle von Alba Iulia startet unweigerlich bei einem der drei Stadttore von Alba Iulia. Sie alle sind mit Figuren, Statuen und Reliefs der antiken Mythologie geschmückt und erstaunlich gut erhalten.

Von den Stadttoren der Festung von Alba Iulia ist das Poarta III mit seinem reichen Figurenschmuck das spektakulärste. Beim Tor III zur Festungsanlage von Alba Iulia kann heute noch die Zugbrücke hochgezogen werden.

 Von den Stadttoren der Festung von Alba Iulia ist das Poarta III mit seinem reichen Figurenschmuck das spektakulärste, Rumänien - © FRASHO / franks-travelbox
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Ebenfalls sehenswert ist die Festungsparade, die jeden Tag um 11:30 stattfindet. Uniformierte Soldaten der Festungswache zeigen hier Uniformen aus dem 18. Jahrhundert und marschieren samstags sogar mit der Kavallerie auf.

Obeliscul Horea, Cloșca și Crișan

Vor dem Poarta III erinnert der kolossale Obeliscul Horea, Cloșca și Crișan an die drei Anführer des Bauernaufstandes von 1784, die in Alba Iulia hingerichtet wurden, Rumänien - © FRASHO / franks-travelbox
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Am anderen Ende der Zugbrücke am prächtigen Poarta III erinnert der kolossale Obeliscul Horea, Cloșca și Crișan aus Granit mit Engelsstatue und Relief an drei Helden eines Bauernaufstandes. Die gewaltige Säule erinnert mit Engelsstatue und Relief an die drei Anführer des Bauernaufstandes von 1784, die in Alba Iulia hingerichtet wurden. Bis heute stehen die drei Namen für Widerstand und Kampf gegen Unterdrückung und soziale Ungerechtigkeit.

Geschichte von Alba Iulia

Mildes Klima und fruchtbarer Boden machten die Gegend um Alba Iulia schon in den ersten Jahrhunderten vor Christus für das Daker-Volk interessant. Das damalige Apoulon der Daker wurde 106 von den Römern zerstört und als Apulum wieder aufgebaut.

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Im 6. Jahrhundert ging die Stadt, oder was nach dem Rückzug der Römer Ende des 3. Jahrhunderts noch übrig war, an die Slawen, die Alba Iulia Balgrad (Weiße Burg) nannten und so die Basis für den späteren deutschen Namen Weißenburg legten.

300 Jahre später zogen die Ungarn unter dem Herrscher Gyula in die Region ein und nannten die Stadt Gyulafehérvár (Gyuals Weißenburg). Daraus entstand später das heutige Alba Iulia („Weißer Julius“).

Zwischen 1541 und 1690 war Alba Iulia Regierungssitz und Hauptstadt von Transsilvanien und wurde weiter ausgebaut. Am 1. November 1599 rief der damalige Fürst Mihai Viteazul die Einigung von Transsilvanien, Walachei und Moldau aus.

Von 1714 bis 1738 wurde unter der Herrschaft des ungarischen Habsburger-Königs Karl VI. die Festung von Alba Iulia errichtet, seitdem tauchte auch der Name Karlsburg für Alba Iulia in den Geschichtsbüchern auf.

Ihrer Bezeichnung als „Wiege der Nation“ seit 1599 machte Alba Iulia am 1. Dezember 1918 wiederum alle Ehre, als nach dem Ersten Weltkrieg die Rumänen aus Transsilvanien, dem Banat, den Maramures und dem Kreischgebiet ihren Anschluss an Rumänien erklärten. Ferdinand I. wurde vier Jahre später zum König von Rumänien gekrönt. Der 1. Dezember gilt heute als Nationalfeiertag.

Nach dem Sozialismus wurden in Alba Iulia Millionen investiert, um die heute schmucke kleine Altstadt für den Tourismus interessant zu machen.

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