Ausgrabungen von Chersones auf der Halbinsel Krim, Ukraine

Die antike griechische Stadt Chersones im Westen der Halbinsel Krim nahe dem heutigen Sewastopol zählt zu den bedeutendsten archäologischen Stätten der Ukraine. Die berühmten Ruinen der einstigen Hafenstadt können als Freilichtmuseum erkundet werden

Die Ausgrabungen von Chersones zählen zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten der Halbinsel Krim im Süden der Ukraine. Sie liegen am Schwarzen Meer ganz im Westen der Halbinsel im Süden der größten Bucht von Sewastopol, der größten Stadt auf Krim. Seit 2013 zählt die antike Stadt Chersones von Tauria zum Weltkulturerbe der UNESCO.

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Sehenswürdigkeiten der antiken Stadt Chersones

Die Ausgrabungen von Chersones sind heute als „Chersones von Tauria“ bekannt und können als griechisch-byzantinisch-römisches Freilichtmuseum besichtigt werden. Häuser, Straßen, Grabsteine, Plätze und Mauern der einstigen Hafenstadt kamen langsam wieder ans Licht. Auch als „ukrainisches Pompeji“ oder „russisches Troja“ bezeichnet zählt Chersones seit 2007 zu den Sieben Weltwundern der Ukraine. Im Museum von Chersones sind Fundstücke der Ausgrabungen ausgestellt, darunter Schriften, Münzen, Keramiken und architektonische Fragmente.

Glocke von Chersones

Nicht zu übersehen ist die berühmte Glocke von Chersones. Die zwischen zwei steinernen Säulen aufgehängte „Nebelglocke“ gilt als Symbol der Ausgrabungsstätte und zählt zu den bekanntesten Sehenswürdigkeiten um Sewastopol.

Die Glocke von Chersones wurde im Jahr 1778 aus türkischen Kanonen gegossen, die im russisch-türkischen Krieg erbeutet wurden, und hing einst in der St. Nicholas-Kirche in der russischen Hafenstadt Taganrog am Asowschen Meer. Als der Marinestützpunkt der Russen inklusive der Schwarzmeerflotte nach Sewastopol verlegt wurde, kam auch die Glocke in eine neu erbaute St. Nicholas-Kirche in Sewastopol. Im Krimkrieg wurde die Glocke von Chersones von den Franzosen entführt und schlug kurzzeitig in der berühmten Nôtre Dame in Paris. 1913 wurde sie an das Kloster von Chersones zurückgegeben, das 1925 geschlossen wurde, hängt seitdem an ihrem Platz und warnte bei Nebel bis in die 1960er-Jahre ankommende Schiffe.

1935-Basilika

Die markantesten Überreste von Chersones sind die Mauern und Säulen der 1935-Basilika, neben der Glocke das berühmteste Bauwerk von Chersones. Sie wurde so genannt, da sie im Jahr 1935 entdeckt worden war und stammt vermutlich aus dem 6. Jahrhundert.

Amphitheater

Im freigelegten römischen Amphitheater von Chersones finden immer Sommer im Zuge der „Spiele von Chersones“ immer wieder Aufführungen statt.

St. Vladimir-Kathedrale

Die byzantinische St. Vladimir-Kathedrale ist eigentlich nicht wirklich Teil der antiken Stadt Chersones und liegt auch nicht in Ruinen. Sie wurde im Jahr 1892 fertiggestellt und gedenkt jener Stätte, an der der Heilige Vladimir getauft wurde. Vladimir I. war damals Großfürst von Kiew und belagerte im Jahr 985 die Stadt, denn er wollte Anna, die Tochter des byzantinischen Königs heiraten. Da byzantinische Prinzessinnen normalerweise nicht mit Nicht-Griechen verheiratet wurden, willigte Byzanz zwar ein, um Chersones frei zu bekommen, allerdings waren die Taufe Vladimirs und die Christianisierung der Kiewer Rus weitere Bedingungen für die Vermählung.

Die St. Vlaidimir-Kathedrale an der Ausgrabungsstätte Chersones auf der Halbinsel Krim stammt aus dem 19. Jahrhundert, Ukraine - © Andrew Butko CC BY-SA3.0/Wiki
© Andrew Butko CC BY-SA3.0/Wiki

Geschichte von Chersones

Das Gebiet der antiken Stadt Chersones war angeblich schon in der Urzeit besiedelt. Schon vor 3.000 Jahren haben unsere Vorfahren in Höhlen und Grotten im Westen der heutigen Halbinsel Krim gewohnt.

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Die erste feste Siedlung entstand im Jahr 422 vor Christus unter den Griechen. Damals war Krim fest in der Hand der räuberischen Taurer, die jedoch von den Griechen besiegt wurden. Krim wurde damals unter den griechischen Kolonisten aufgeteilt. Die Ioner aus Milet ließen sich im heutigen Kertsch im Osten von Krim nieder und die dorischen Kolonisten aus Herakleia Pontike blieben im Südwesten und gründeten neben Chersones („chersonesos“ bedeutet „Halbinsel“) auch noch die Vorläufer-Städte des heutigen Sewastopol und Jewpatorija.

Chersones hatte immer mit den Barbaren aus dem Osten zu kämpfen und bat im ersten Jahrhundert nach Christus das Römische Reich um Schutz. Die Römer versprachen Chersones Hilfe und nahmen die Stadt in ihr Imperium auf – plötzlich hatten sie ohne großes Federlesen eine Außenstelle am Schwarzen Meer, von dem aus die römischen Handelswege und Feldzüge in den Osten ausgedehnt werden konnten. Rom nutzte das weit abgelegene Chersones auch als Ziel für seine Verbannten, zu denen unter anderem Papst Clemens I., Papst Martin I. und Kaiser Justinian II. gehörten. Im 8. und 9. Jahrhundert während des byzantinischen Bilderstreites flohen immer mehr Byzantiner nach Chersones, die in der Architektur ihren Einfluss hinterließen. 838 ging die Stadt als Gegenleistung für die Unterstützung beim Bau der Festung Sarkel an die Byzantiner.

Das Ende von Chersones war um 1400 gekommen, als es von der Weißen Horde, einem kriegerischen Nomadenvolk der Mongolen, zerstört wurde. Die antike Stadt wurde nicht wieder aufgebaut, jedoch – bis auf ein paar militärische Bauten – auch nicht überbaut und so begannen russische Archäologen im Jahr 1820 mit den Ausgrabungen.

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