Die Vermessungspunkte des Struve-Bogens vom Nördlichen Eismeer bis zum Schwarzen Meer dienten im 19. Jahrhundert der Feststellung von Größe und Form der Erde. Einige davon können heute noch besucht werden.
Der Struve-Bogen stellt ein über 2.800km langes Netz von geodätischen Vermessungspunkten entlang eines Meridians dar, das in der Feststellung von Größe und Form unseres Planeten eine maßgebliche Rolle spielte. Insgesamt verläuft er von Fuglenes (nahe Hammerfest) am Nördlichen Eismeer in Norwegen bis nach Staro-Nekrasowka in der Ukraine am Schwarzen Meer über 265 Messpunkte in zehn Ländern.
Entstehung des Struve-Bogens
In den Jahren 1816 bis 1855 wurde das Vermessungs-Projekt unter der Leitung des Astronomen Wilhelm Struve umgesetzt. Die finanzielle Unterstützung dazu kam vom russischen Zar Alexander I. Damals, nach der Niederlage Napoleons, gefolgt vom Kongress in Wien und der Entscheidung im Jahr 1815, die internationalen Grenzen innerhalb Europas festzulegen, war eine genaue Vermessung erforderlich.
Die damalige Kooperation von Wissenschaftlern und Monarchen verschiedener Länder im Dienste der Wissenschaft stellte eine außergewöhnliche Herausforderung dar. Die Messungen mit Hilfe von Triangulation (Aufteilung einer Fläche in Dreiecke) durch Wilhelm Struve waren die ersten dieser Art. Damit konnte mathematisch bewiesen werden, dass unsere Erde an den Polen abgeflacht ist, was einen Meilenstein in der Entwicklung der Erdgeschichte und topografischen Kartierung darstellte.
Auch wenn der Struve-Bogen seine Bedeutung für die Vermessung unseres Planeten an Satelliten und GPS-Systeme abgegeben hat, bleibt er dennoch ein herausragendes Beispiel für die gewichtigen wissenschaftlichen Errungenschaften früherer Zeiten.
Struve-Bogen als UNESCO-Welterbe
Aufgrund seiner enormen Bedeutung für die Wissenschaft und seines erstmaligen Austausches von menschlichen Werten durch wissenschaftliche Kollaboration wurde der Struve Bogen bzw. 34 repräsentative Messpunkte im Jahr 2005 in die Liste des UNESCO-Weltkulturerbes eingetragen. Er ist damit das erste wissenschaftliche Instrument mit dieser Auszeichnung. Die Messpunkte sind durch Landschaftsmerkmale gekennzeichnet, ein Obelisk, ein Steinhügel, ein Loch in einem Felsen oder ein Eisenkreuz.
UNESCO Messpunkte des Struve-Bogens in Norwegen
- Fuglenes, ein Vorort der Stadt Hammerfest, der dortige Meridianstein markiert den Anfang des Struve-Bogens ist wohl das berühmteste Monument des Vermessungsnetzwerkes
- Lille-Raipas, ein Berg nahe der Stadt Alta in der Provinz Finnmark
- Lodiken, ein Berg in der Gemeinde Kautokeino in der Provinz Finnmark
- Muvrávárri, der höchste Berg der Gebirgskette Bealjášvárri in der Gemeinde Kautokeino in der Provinz Finnmark
UNESCO Messpunkte des Struve-Bogens in Finnland
- Stuorrahanoaivi (früher Stuor-oivi) in der Provinz Enontekiö ganz im Norden Finnlands, ein Metallstift in einem Stein
- Aavasaksa (früher Avasaksa) in der Provinz Ylitornio, ein in Stein geritztes Kreuz, über dem 1969 ein Observationsturm errichtet wurde
- Alatornio (früher Tornea) in der gleichnamigen Provinz im Süden von Lappland, an den Wänden der Glockenkammer des Kirchturms von Alatornio
- Oravivuori (früher Puolakka) in der ehemaligen Provinz Korpilahti, ein Turm zur Stellartriangulation (Vermessung der Erde durch den Sternenhimmel als Hintergrund), der vom Finnish Geodetic Institute am ehemaligen Struve-Messpunkt aufgestellt wurde
- Porlammi (früher Porlom II) in der Provinz Lapinjärvi im Süden Finnlands, ebenfalls ein Turm zur Stellartriangulation, der jedoch mittlerweile von Wald überwuchert ist
- Mustaviiri (früher Svartvira) auf einer Felsinsel im Golf von Finnland etwa 30km von der Stadt Loviisa an der Südküste Finnlands entfernt, von der Anlegestelle führt ein Pfad zum Struve-Messpunkt.
UNESCO Messpunkte des Struve-Bogens in Schweden
- Perävaara in der Gemeinde Haparande, ein unscheinbares eingeritztes Kreuz in einen Stein am Boden
- Tynnyrilaki in der Gemeinde Kiruna, eine unscheinbare Markierung in einem Stein am Boden
- Pullinki in der Gemeinde Övertorneå, eine gemauerte Pyramide mit einer Plankette
- Jupukka in der Gemeinde Pajala, ein Wegweiser nach Nekrassowka und Hammerfest inklusive Infoblatt
UNESCO Messpunkte des Struve-Bogens in Litauen
- Karischki in der Stadt Panemunėlis im Bezirk Panevėžys
- Meschkanzi in Nemenčinė im Bezirk Vilnius
- Beresnäki in der Stadt Nemėžis im Bezirk Vilnius
UNESCO Messpunkte des Struve-Bogens in der Ukraine
- Katerinowka in Antonivka im Oblast Chmelnyzkyj, eine dreifüßige Eisenstange mit einer Gedenktafel
- Felschtin in Hvardiiske im Oblast Chmelnyzkyj
- Baranowka in der Stadt Baranivka im Oblast Schytomyr, eine Gedenktafel mit einer Inschrift in ukrainischer Sprache
- Staro-Nekrassowka (Stara Nekrasivka) in Nekrasivka ist das südliche Ende des Struve-Bogens, markiert mit einer turmförmigen Gedenkstätte vor einem goldenen Abbild der Erdkugel.
Weiterführende Links:
Detaillierter Verlauf des Struve-Bogens mit Koordinaten auf Wikipedia