In Norwegen sind die meisten traditionellen Stabkirchen Skandinaviens zu finden. Die hölzernen Gotteshäuser mit dem charakteristisch mächtigen Giebeldach gehen zum Teil noch auf das Mittelalter zurück.
Die Wände der traditionell hölzernen Stabkirchen wurden seit fast 1000 Jahren aus senkrecht stehenden Stäben konstruiert – daher auch der Name. Sie entstanden in Skandinavien zu Beginn des 11. Jahrhunderts als nach 200 Jahren Übergangszeit vom Heidentum zum Christentum das Christentum letztendlich Fuß fasste. Wir haben die imposanten Stabkirchen auf unsere Liste der Top 10 Sehenswürdigkeiten von Norwegen gesetzt.
Die Mehrzahl der Stabkirchen wurde im 12. und 13. Jahrhundert erbaut. Die ersten Stabkirchen waren noch recht einfache Gebäude. Die Stäbe wurden einfach in den Boden eingegraben und verfaulten daher auch recht schnell. Die heute noch erhaltenen Stabkirchen sind technische Weiterentwicklungen, die einen Steinsockel haben und unter anderem durch einen zwiebelartigen Aufbau der Außenwände der Feuchtigkeit besser widerstehen konnten.
Die meisten Kirchen haben mehrfach gestaffelte, steile Dächer. An vielen Kirchen finden sich auch noch Elemente aus der nordischen Mythologie. Die meisten Stabkirchen (33 an der Zahl) stehen heute in Norwegen und haben Großteils noch eine gut erhaltene Bausubstanz aus dem Mittelalter.
Stabkirche in Borgund
Die Stabkirche in Borgund liegt in der Provinz Sogn og Fjordane im Südwesten von Norwegen. Sie stammt aus der Zeit um 1150, ist dem Apostel Andreas geweiht und gehört zu unseren 10 schönsten Kirchen Europas.
Die Stabkirche in Borgund ist eine der am besten erhaltenen Stabkirchen in Norwegen, an der auch keine Veränderungen oder Erweiterungen vorgenommen wurden. Die fensterlose Form von damals wurde bewahrt, sie steht heute genau so da wie vor ca. 800 Jahren.
Sie erinnert ein wenig an ein Knusperhäuschen und repräsentiert die norwegische Stabbaukunst ausgezeichnet. Ihre Verzierungen bestehen aus Drachenköpfen zur Abschreckung böser Geister, Runeninschriften und Portalschnitzereien.
Der Innenraum, in den man durch das Westportal gelangt, ist sehr schlicht gehalten, ohne Sitzgelegenheiten und durch die fehlenden Fenster schummrig-düster. Das wenige Licht dringt durch runde Gucklöcher in den Wänden in das Innere der Stabkirche. Südlich der Kirche steht noch ein separater Glockenturm, dessen Holzkonstruktion auch aus dem Mittelalter stammt.
Von der Kirche zum Museum und Touristenziel
Bis 1868 wurde die Stabkirche in Borgund noch regulär verwendet. Dann wurde 100 Meter weiter eine neue Gemeindekirche errichtet. 1877 wurde die Kirche von einem Verein mit dem Ziel der Erhaltung der Kirche gekauft. Seitdem ist die Stabkirche ein Museum und entwickelte sich immer mehr zu einer begehrten Sehenswürdigkeit.
Die Schattenseite dieser Entwicklung ist, dass durch die vielen Besucher bereits massive Abnutzungserscheinungen an der Kirche registriert wurden. Manche Teile, wie z.B. der Laubengang, sind mittlerweile für Besucher gesperrt. Für den Besuch der Stabkirche wird eine Eintrittsgebühr erhoben, aus der die Erhaltung der Stabkirche finanziert wird.
Die Stabkirche von Borgund liegt direkt an der Europastraße 16 zwischen Fagernes und Sogndal und kann von Anfang Mai bis Ende September tagsüber besichtigt werden. Ganz in der Nähe der Kirche gibt es ein Besucherzentrum mit einer interessanten Ausstellung zu den Stabkirchen in Norwegen.
Stabkirche in Lom
Die Stabkirche von Lom befindet sich in der Provinz Oppland im Südwesten von Norwegen in einem Seitental des Gubrandstal, mit 320km Länge Norwegens längstes Tal. Die Kirche von Lom ist eine der größten Stabkirchen Norwegens und wurde im 12. Jahrhundert errichtet.
BILDER: Stabkirche von Lom
Fotogalerie: Stabkirche von Lom
Besuch der Stabkirche von Lom
Erblickt man die Stabkirche von Lom, sticht als erstes der hohe spitze Turm ins Auge. Dieser entstand bei Umbauarbeiten im 17. Jahrhundert, so wie überhaupt diese Umbauarbeiten das heutige Gesicht der Stabkirche in Lom stark prägen. Von der Innenausstattung aus dem Mittelalter ist nicht viel übrig geblieben: eine geschnitzte Säule zum Choreingang, Wandmalereien, eingeritzte Runenschriften und Figuren in den Wänden. Die letzten Ausbesserungsarbeiten an der Kirche fanden im Jahr 1973 statt.
Früher gab es, wie in den meisten Stabkirchen, nur runde Gucklöcher. Diese wurden im vorigen Jahrhundert durch große Fenster ersetzt. Dadurch gibt es heute im Innenraum der Kirche viel Licht.
Auf den Dachgiebeln sitzen Drachenköpfe die zur Abschreckung böser Geister dienten. Diese stammen noch aus der Frühzeit der Kirche. Zwei der Drachenköpfe wurden mittlerweile durch Kopien ersetzt. Die Originale kann man in Lillehammer im Museum besichtigen. Zum Schutz vor der Witterung ist die gesamte Holzkonstruktion mit Teer gestrichen.
Die Kirche ist von Mai bis September für Besucher geöffnet, wobei die Öffnungszeiten in den einzelnen Monaten leicht variieren. Die Kirche ist kein Museum, sondern wird nach wie vor als Ortskirche genutzt. Dies sollte man bei einem Besuch in Erinnerung behalten. Fotografieren in der Kirche ist nicht erlaubt. Bei Gottesdiensten, Hochzeiten, Beerdigungen, etc. ist die Kirche für Besucher geschlossen.
Weiterführende Links:
Offizielle Seite des Vereins zur Erhaltung der Stabkirche Borgund