Die NS- und Kriegs-Gedenkstätten in Berlin sind über das gesamte Stadtgebiet verteilt. Sie erinnern an die Schrecken des Krieges und gelten als Mahnmal für eine Zukunft ohne Kampf und Unterdrückung.
Die Kriegs-Vergangenheit Berlins ist ein Teil der Stadtgeschichte, vor dem man trotz seines Grauens die Augen nicht verschließen sollte. Die NS-Gedenkstätten und zahlreiche weitere Kriegsvermächtnisse erinnern an Grausamkeit, Opfer, Vertreibung und Leid.
Inhaltsverzeichnis
Holocaust Mahnmal – Gedenkstätte für die ermordeten Juden
In unmittelbarer Nähe zum Reichstag und dem Brandenburger Tor, einem der berühmtesten Wahrzeichen von Berlin, erinnert das Holocaust-Mahnmal an die europäischen Juden, die im Zweiten Weltkrieg verfolgt und ermordet wurden.
BILDER: Holocaust-Mahnmal in Berlin
Fotogalerie: Holocaust-Mahnmal in Berlin
Entstehung des Holocaust-Mahnmals
Das „Denkmal für die ermordeten Juden Europas“ entstand nach einem Beschluss im Juni 1999 und wurde am 10. Mai 2005 nach zwei Jahren Bauzeit eröffnet. Auf einer von Bäumen umgebenen Fläche von 19.000 Quadratmetern erinnern seither 2711 Stelen an die 6 Millionen Juden, die im Zweiten Weltkrieg deportiert und vernichtet wurden. Ihre Höhe reicht von 1 bis 5 Meter, der schwerste Betonblock wiegt 16 Tonnen. Durch die unterschiedlichen Höhen entsteht je nach Blickwinkel ein wellenförmiges Ganzes, welches nahezu harmonische anmutet.
Der Entwurf für das einzigartige Mahnmal stammt vom New Yorker Architekten Peter Eisenman, der mit der wogenden Komposition aus Beton zum Nachdenken anregen möchte. Die Zahl 2711 hat angeblich keine symbolische Bedeutung.
Das eindrucksvolle Feld kann das ganze Jahr über kostenlos von allen Seiten betreten werden. Der gewellte Untergrund, die engen Gänge, in denen keine zwei Personen nebeneinander Platz haben, und die trostlosen, aschgrauen Stelen erzeugen schon bald ein bedrohlich-beklemmendes Gefühl.
Museum „Ort der Information“ zum Holocaust-Mahnmal
An der südöstlichen Ecke unter dem Stelenfeld liefert der „Ort der Information“ Aufklärung über die schrecklichen Ereignisse des Holocausts. Nach einer Einführung in den geschichtlichen Hintergrund gelangt der Besucher in vier Räume, wo die Judenverfolgung mit Fotografien, Dokumenten und Kurzbiografien aus sehr persönlicher Sicht dargestellt wird.
Beim Besuch des Holocaust-Mahnmals sind Betroffenheit und Verunsicherung ständige Begleiter. Ausstellungen über die Opfer und die Stätten des Grauens lassen die schrecklichen Ereignisse Revue passieren. Auch eine Namensliste aller bekannten Holocaust-Opfer ist im Ort der Information verwahrt.
Topographie des Terrors
Als „Topographie des Terrors“ wird heute jener Komplex im Herzen von Berlin bezeichnet, auf dessen Boden sich im Zweiten Weltkrieg die großen Schaltzentralen des NS-Regimes befanden. Er liegt im Schatten der Berliner Mauer, heute geschmückt durch die East Side Gallery, und nicht weit vom Potsdamer Platz entfernt.
Die historische Stätte ist heute Mahnmal, Gedenkstätte und Museum gleichermaßen und zieht jedes Jahr über eine Million Besucher an. Damit zählt die Topographie des Terrors zu den meistbesuchten Gedenkstätten und Museen in ganz Deutschland.
Schaltzentrale des NS-Regimes
Zwischen 1933 und 1945 hatten hier die GESTAPO (Geheime Staatspolizei), die SS der Reichsführung und das Reichssicherheitshauptamt ihren Sitz. Diese drei Institutionen waren für einen Großteil der grausamsten Verbrechen des Nationalsozialismus verantwortlich. Hier liefen die Fäden zusammen, mit Hilfe derer die politischen Parteigegner sowie Juden, Sinti und Roma inner- und außerhalb Deutschlands verfolgt, gefangen genommen und hingerichtet wurden.
Am Ende des Zweiten Weltkriegs zählten die Gebäude dieser Hauptquartiere zu den ersten Zielen von Bombenangriffen auf Berlin und wurden zum Großteil zerstört. Auch nach dem Krieg wollte man die Zeugnisse zahlloser Gräueltaten so gut wie möglich verschwinden lassen und bald gerieten die mittlerweile halb abgerissenen Gebäude in Vergessenheit.
Erst in den 1980er-Jahren wurde man wieder auf die historische Bedeutung des Ortes aufmerksam und 1987 wurde das Gelände im Zuge der 750-Jahr-Feier in Berlin als „Topographie des Terrors“ der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Die Ausstellungen lockten derart viele Besucher an, dass sie beibehalten wurden.
Dokumentierte Zeugnisse der Nazi-Verbrechen
In den Ausstellungen der Topographie des Terrors dreht sich alles um die grausame Geschichte des Ortes und die Verbrechen, die die Nazis in ganz Europa organisierten. Über Jahrzehnte wurden Dokumente, Fotografien und anderes Material gesammelt, die den Terror der Nationalsozialisten schwarz auf weiß belegten.
Neben dem Dokumentationszentrum berichten 15 Stationen auf dem gesamten Gelände über die Schrecken der Nazi-Zeit in Deutschland. 2005 entstand das quaderförmige Gebäude aus einem Architektur-Wettbewerb mit über 300 Entwürfen. Auch die erhaltenen Kellermauern an der Niederkirchnerstraße und das verbliebene Stück der Berliner Mauer, das heute denkmalgeschützt und mit den Kunstwerken der East Side Gallery geschmückt ist, sind Teil der Topographie des Terrors.
Kaiser Wilhelm Gedächtnis-Kirche
Am Kurfürstendamm ragt der zerstörte Kirchturm der Kaiser Wilhelm-Gedächtnis-Kirche in den Himmel. Er wurde weder abgerissen noch wieder aufgebaut und dient als Mahnmal für die Schrecken des Krieges.
Von Gedenkstätte zum Symbol für den Wiederaufbau
Der Bau der neuromanischen Gedächtniskirche geschah im Auftrag von Kaiser Wilhelm II. als Gedenkstätte für seinen Großvater Wilhelm I. Das evangelische Gotteshaus entstand zwischen 1891 und 1895 nach Plänen des deutschen Architekten Franz Schwechten. Die ursprüngliche Gedächtniskirche war ein attraktiver Bau mit vielen Spitztürmen, von denen der höchste mit 113 Metern Höhe einst der höchste Turm von Berlin war. Als Denkmal, das eines Kaisers würdig war, fiel auch die Innenausstattung der Gedächtniskirche mit Wandbildern und Mosaiken besonders prächtig aus.
Im Jahr 1943 erlitt die gesamte Kirche massive Schäden durch die zahlreichen Bombenangriffe auf Berlin. Wie durch ein Wunder stürzte der Kirchturm nicht völlig ein. Dies war wohl auch der Grund, aus dem die Kirche nicht völlig abgerissen, sondern nach einer öffentlichen Diskussion als Symbol für den Wiederaufbau bestehen blieb und unter Denkmalschutz gestellt wurde. 1957 wurde vom Architekten Egon Eiermann um die 68m hohe Turmruine herum eine neue Gedächtniskirche entworfen.
Neubau der Kaiser Wilhelm Gedächtniskirche
Die neue Gedächtniskirche steht in starkem Kontrast zu ihrer neuromanischen Vorgängerin. Der alte Turm, der heute ein kleines Museum beherbergt, wird nun von einem sechseckigen Glockenturm und einem achteckigen Kirchenschiff flankiert. Eine viereckige Kapelle und ein Foyer vervollständigen das Kirchenensemble, welches von den Berlinern rasch den Spitznamen „Lippenstift und Puderdose“ verpasst bekam. Die Einweihung der neuen Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche erfolgte am 17. Dezember 1961 nach nur vier Jahren Bauzeit.
Interieur in mystischem Blau
Erst nach dem Eintreten in die Kirche wird klar, warum auch die neue Gedächtniskirche absolut sehenswert ist. Das Kirchenschiff besteht nahezu zur Gänze aus insgesamt 20.000 Glasfenster-Unikaten. Die ähnlich wie Edelstein geschliffenen Mini-Fenster wurden in Frankreich gefertigt und tauchen den Innenraum in einen faszinierenden Lichtschimmer aus verschiedensten Blautönen. Nach Sonnenuntergang wird die Beleuchtung der 4cm dicken Glaswand von LED-Lampen übernommen.
Auch der gesamte Innenraum der neuen Gedächtniskirche wurde vom Altar über das Taufbecken und die Orgel bis hin zu den Kerzenleuchtern von Egon Eiermann geplant. Der Altarraum ist dank seiner effektvollen Altarwand aus intensiv blauem Glas spartanisch, aber dennoch eindrucksvoll eingerichtet. Die Glaswand sorgt nicht nur für mystische Stimmung, sondern blockiert auch den Straßenlärm, wodurch in der Gedächtniskirche immer eine andächtige Stille herrscht.
Checkpoint Charlie
Viel ist vom originalen Checkpoint Charlie nicht mehr übrig geblieben. Die Mauer zwischen Ost und West ist gefallen und die Schranken und Wachtürme sind längst nicht mehr original – dennoch zählt der berühmte Kontrollpunkt mitten in der Stadt zu unseren Top 10 Sehenswürdigkeiten von Berlin.
BILDER: Checkpoint Charlie in Berlin
Fotogalerie: Checkpoint Charlie in Berlin
Vermächtnis aus dem kalten Krieg
Der Checkpoint Charlie an der heutigen U-Bahn-Station Kochstraße ist der berühmteste Grenzübergang, der zwischen 1961 und 1989 über die Berliner Mauer führte und einer der drei Grenzübergänge, die unter der Aufsicht der Amerikaner standen. Daher hatte der Kontrollpunkt auch seinen Namen. Er wurde nach dem dritten Buchstaben im amerikanischen Alphabet benannt: Alpha, Bravo, Charlie.
Am Checkpoint Charlie wurden damals die Bewegungen zwischen dem westlichen Bezirk Mitte und dem östlichen Bezirk Kreuzberg überwacht. Wer über die Grenze wollte, musste entweder Ausländer oder BRD- bzw. DDR-Funktionär sein.
Im Oktober 1961, kurz bevor die Berliner Mauer und der Checkpoint installiert wurden, standen sich im Zuge des Kalten Krieges die Panzer der Sowjetunion und der Alliierten gefechtsbereit mit scharfer Munition gegenüber. Glücklicherweise kam es jedoch nicht zur Eskalation, was höchstwahrscheinlich den Start des Dritten Weltkriegs bedeutet hätte. Heute ist bekannt, dass beide Seiten den Befehl hatten, im Notfall zu schießen.
Traurige Berühmtheit erlangte der Checkpoint Charlie auch aufgrund zahlreicher Fluchtversuche von der DDR in die BRD, von denen nicht wenige tödlich verliefen.
Checkpoint Charlie heute
Heute ist der ehemalige Checkpoint Charlie eine Gedenkstätte und eine unserer Top 10 Sehenswürdigkeiten von Berlin. Der echte Checkpoint wurde 1990 zwar ins Alliierten-Museum in der Clay Allee verlegt, doch das stört die Besucher wenig.
Seit dem 13. August 2000 ziert den Checkpoint eine Nachbildung des Kontrollhäuschens, komplett mit Uniformierten, Schranken und Sandsäcken (die übrigens nicht mit Sand, sondern mit Beton gefüllt sind). Auch die beiden Hinweistafeln über das Betreten und Verlassen des amerikanischen Sektors sind nicht mehr original.
Mauer-Museum am Checkpoint Charlie
Das Mauer-Museum ist in einem Gebäude direkt gegenüber des Checkpoint Charlie untergebracht. Es wurde am 14. Juni 1963, damals noch gleich neben der Berliner Mauer, eröffnet. Das Museum dokumentiert unter anderem zahlreiche spektakuläre Fluchtversuche und diverse Fluchtobjekte, darunter Autos, Heißluftballons und sogar ein Mini-U-Boot.
Erfolgreiche und missglückte Fluchtversuche sind auch Thema der Freilicht-Galerie, einer fotografischen Open-Air-Ausstellung vom Sommer 2006.
Gedenkstätte Neue Wache
Die Neue Wache am Prachtboulevard Unter den Linden im Bezirk Mitte von Berlin war schon bei ihrer Errichtung als Kriegerdenkmal gedacht. Nach dem Mauerfall wurde sie zur zentralen Gedenkstätte Berlins „für die Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft“.
Geschichte der Neuen Wache in Berlin
Das Gebäude der Neuen Wache entstand noch in der Kaiserzeit zwischen 1816 und 1818. Der preußische König Friedrich Wilhelm II. ließ sie als Denkmal für die Gefallenen der napoleonischen Kriege errichten. Architekt des griechisch anmutenden Bauwerks war Karl Friedrich Schinkel, dessen Schöpfung als eines der Hauptwerke des deutschen Klassizismus angesehen wird. Bekannt wurde er auch durch die Errichtung des berühmten Konzerthauses am Gendarmenmarkt.
Erster Wachaufzug 1818
Im Jahr ihrer Fertigstellung geschah der erste Wachaufzug am 18. September 1818 anlässlich eines Besuchs des russischen Zaren Alexander. Bis zum Ende der Monarchie genau einhundert Jahre, von 1818 bis 1918, war in dem Gebäude die Haupt- und Königswache beheimatet. 1931 wurde die Neue Wache durch Heinrich Tessenow als Ehrenmal für die Opfer des Ersten Weltkriegs gestaltet. Im zweiten Weltkrieg trug auch die Königliche Wache wie nahezu alle Bauten in Berlin schwere Schäden durch Bombenangriffe davon.
Seit 1960 dient die Neue Wache als „Mahnmal für die Opfer des Faschismus und Militarismus“, in deren Mitte nach einer weiteren Umgestaltung 1969 eine Ewige Flamme hinter Glas loderte.
Bis 1990 marschierte jede Woche am Mittwoch und Samstag die Große Ehrenwache vor der Gedenkstätte auf. Tagsüber hielten zwei Soldaten die Ehrenwache. Nach dem Fall der Berliner Mauer wurde die Neue Wache zur „Zentralen Gedenkstätte der Bundesrepublik Deutschland für die Opfer des Krieges und der Gewaltherrschaft“.
Besuch der Neuen Wache
Der wuchtige Portikus mit den strengen, dorischen Säulen verströmt bis heute eine monumentale Aura, die der eines Mahnmals würdig ist.
Am Giebel ist eine Schlacht zu sehen, inmitten derer die Siegesgöttin mit erhobenem Arm die Geschicke des Kampfes lenkt. Ein spezieller Anstrich verleiht dem Giebelfries aus Zinkguss den Anschein, als würde es aus Sandstein bestehen.
Das Innere der neuen Wache besteht aus einem einzigen Raum. In seiner Mitte erinnert die auf 1,6m vergrößerte Figur „Mutter mit totem Sohn“ der deutschen Malerin und Bildhauerin Käthe Kollwitz an das unsägliche Leid zahlreicher Kriege.
Unter einer Gedenkplatte aus schwarzem Granit befinden sich mehrere Urnen mit der Asche eines unbekannten Soldaten, eines unbekannten KZ-Häftlings und Erde aus den Schützengräben.
Weitere Gedenkstätten und Denkmäler in Berlin
- Das Denkmal für die während der NS Zeit ermordeten Sinti und Roma Europas südlich des Reichstags
- Das Denkmal für die ermordeten und verfolgten Homosexuellen im Tiergarten
- Die leere Bibliothek am Bebelplatz zur Erinnerung an die Bücherverbrennung im Jahr 1933
- Das ehemalige Konzentrationslager Sachsenhausen im Umland von Berlin
Weiterführende Links:
Offizielle Website des Holocaust Mahnmals in Berlin mit Öffnungszeiten
Offizielle Website der Topographie des Terrors in Berlin
Öffnungszeiten und Eintrittspreise des Museums am Checkpoint Charlie in Berlin