Melnik, Bulgarien

Das friedliche Melnik, die kleinste Stadt Bulgariens, hat nur rund 200 Häuser und ist mit historischer Architektur, seinem köstlichen Wein und den eindrucksvollen Melnik-Pyramiden im Hintergrund immer einen Besuch wert!

Mit nur einigen wenig hundert Einwohnern ist Melnik die kleinste Stadt von Bulgarien. Sie liegt ganz im Südwesten des Landes an der Grenze zu Griechenland und wurde 1968 zur Museumsstadt erklärt. Neben seinen historisch wertvollen Häusern ist Melnik vor allem für seinen kräftigen Rotwein bis weit über die Landesgrenzen hinaus bekannt.

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Das friedliche Städtchen ist genau der richtige Ort für einen Zwischenstopp, um die teils sanfte, teils bizarre Landschaft zu genießen und bei einem Gläschen köstlichem Melnik-Wein die Seele baumeln zu lassen.

Sehenswürdigkeiten von Melnik

Die hübschen friedlichen Häuser am Fuß eines steilen Gebirgshangs verströmen heute noch die Aura einer typischen Stadt im Stil der Nationalen Wiedergeburt Bulgariens - © FRASHO / franks-travelbox.com
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Die gesamte Stadt zählt zu den 100 nationalen touristischen Objekten von Bulgarien und beherbergt 96 Häuser die zu Kulturdenkmälern erklärt wurden. Das byzantinische Haus aus dem 12. oder 13. Jahrhundert gilt als das älteste zivile Gebäude auf der Balkanhalbinsel. Die hübschen friedlichen Häuser am Fuß eines steilen Gebirgshangs verströmen heute noch die Aura einer typisch bulgarischen Stadt im Stil der Nationalen Wiedergeburt – eingerahmt von bizarren Felsformationen.

Sandsteinpyramiden von Melnik

Die Sand-Pyramiden von Melnik haben teilweise bizarre Formen, Bulgarien - © FRASHO / franks-travelbox.com
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Rund um die Stadt ragt mit den Sandsteinpyramiden von Melnik ein faszinierendes Naturphänomen empor. Die Melnik-Pyramiden erreichen eine Höhe von bis zu 100 Metern und sind damit rund zehnmal so hoch wie die Pyramiden von Stob (dafür nicht so vielfältig und bizarr geformt).

Die steilen Hänge und spitz zulaufenden Gipfel der Melnik-Pyramiden liegen an den südwestlichen Ausläufern des Piringebirges und bestehen aus einem Gemisch aus Erde, Lehm, Tonmineralien und Sandstein.

Die bizarren Berge entstanden durch die außergewöhnlich starke Erosion, die in dieser Region im Südwesten von Bulgarien vorherrscht. Dem Piringebirge ist ihre Entstehung auch zu verdanken, denn ihr „Baumaterial“ stammt großteils aus verwittertem Gestein, das von den Pirin-Bergen in bis zu 150m hohen Schichten hier abgelagert wurde.

Seit 1960 stehen die Sandpyramiden auf einer Fläche von rund 13.500 Hektar unter Naturschutz. Auf dem sandig-lehmigen Boden wachsen Gräser, Gebüsch und Laubbäume, darunter überwiegend Hainbuchen Eichen und Wacholder. In ihren Ästen nisten einige bedrohte Vogelarten, darunter die Lerchen, Bussarde, Grasmücken und der Olivenspötter.

Tipp: Ein idyllischer Spazierweg von Melnik bis zum ebenso sehenswerten Rozhen-Kloster gut 5km entfernt führt mitten durch die herrliche Landschaft der Melnik-Pyramiden.

Wein von Melnik

Die Reben für den Melnik-Wein wachsen nirgendwo sonst auf der Welt und verleihen dem kräftigen, dunkelroten Tropfen einen unvergleichlichen Charakter, Bulgarien - © FRASHO / franks-travelbox.com
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Schon bei der Fahrt nach Melnik lässt die Landschaft auf eine Weingegend schließen. Beim Anblick der sanften Hügel könnte man meinen, in der Toskana zu sein. Die Reben für die Herstellung des Melnik-Weins wachsen nirgendwo sonst auf der Welt und verleihen dem kräftigen, dunkelroten Wein einen unvergleichlichen Charakter.

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Eine Kostprobe des berühmten Rotweins von Melnik sollte man auf keinen Fall versäumen, angeblich wusste ihn bereits Winston Churchill zu schätzen. Zahlreiche nette Restaurants und kleine Hotels in der typischen Architektur der Gegend servieren zum Wein auch andere regionale Spezialitäten.

Kordopulow-Haus

Das Kordopulow-Haus aus dem 18. Jahrhundert schmiegt sich an einen Hang am Rande von Melnik im äußersten Südwesten von Bulgarien - © FRASHO / franks-travelbox.com
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Das Kordopulow-Haus schmiegt sich an einen Hang am Rande von Melnik und stellt als Wohn-Museum das Paradebeispiel für die charakteristische Architektur der gesamten Stadt dar. Als berühmtestes Gebäude in Melnik und zeugt es mit seiner ausgezeichnet renovierten Fassade und den historisch eingerichteten Räumlichkeiten von der Architektur Bulgariens zur Zeit der Nationalen Wiedergeburt. Das heute denkmalgeschützte Kordopulow-Haus wurde 1745 von einem griechischen Händler namens Manol Kordopulow errichtet.

BILDER: Kordopulow-Haus in Melnik

Fotogalerie: Kordopulow-Haus in Melnik

Besuch des Kordopulow-Hauses

Die herrlichen Holzschnitzereien und Wand- bzw. Fenstermalereien des Kordopulow-Hauses sind besonders sehenswert, Bulgarien - © FRASHO / franks-travelbox.com
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Ein geschotterter Weg oder eine Abzweigung steil den Hang hinauf führen direkt bis vor die Pforten des Kordopulow-Hauses. Gegen eine geringe Eintrittsgebühr kann das gesamte Haus auf eigene Faust besichtigt werden. Die großen Räume vermitteln einen interessanten Eindruck, auf welche Art und Weise früher hier gewohnt wurde. Sehenswert sind vor allem die herrlichen Holzschnitzereien und Wand- bzw. Fenstermalereien, mit denen das gesamte Haus verziert ist.

Größter Weinkeller von Melnik

Mit einem Fassungsvermögen von 300 Tonnen Wein verfügt das Kordopulow-Haus über den größten Weinkeller von Melnik, Bulgarien - © FRASHO / franks-travelbox.com
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Auch ein Besuch der Kellerräume des Kordopulow-Hauses zahlt sich aus, denn unterirdisch liegt hier der größte Weinkeller von Melnik mit einem Fassungsvermögen von 300 Tonnen Wein. Die Kellerräume liegen nicht direkt unter dem Haus, sondern wurden in den benachbarten Berg gegraben und durch einen Tunnel mit den Wohnräumlichkeiten verbunden.

In riesigen alten Holzfässern zwischen steinernen Mauern und Lehmboden kann Melniks edler Tropfen in Ruhe reifen. Der hauseigene Wein kann natürlich verkostet und als Souvenir mit nach Hause genommen werden.

Historisches Museum von Melnik

Einst im Paschow-Haus aus dem Jahr 1815 zu finden, ist das Historische Museum nun in einem modernen Bau untergebracht. Hier kann die Handwerks- und Weingeschichte von Melnik anhand vielfältiger Ausstellungsstücke nachvollzogen werden. Auch das Leben der griechischen Familien zur Zeit der Bulgarischen Wiedergeburt wird beleuchtet.

Kirchen von Melnik

In Melnik und Umgebung gab es einst 72 Kirchen und Klöster, die vor allem in den zwei Balkankriegen zum Großteil dem Erdboden gleichgemacht wurden. Von 21 fehlt bis heute jegliche Spur, rund 10 sind bis heute noch erhalten.

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Besichtigt werden können die Nikola-Kirche aus dem 13. Jahrhundert, die Peter-und-Paul-Kirche von 1840, die Nikolas-Kirche von 1756 und die Kirche Sweta Nikola Mirlikijski, die älteste christliche Kirche der Stadt. Von letzterer sind nur noch Ruinen übrig und die beiden Kirchenglocken, die zu den ältesten erhaltenen Glocken Europas zählen und im Historischen Museum ausgestellt sind.

Festung bei Melnik

Rund einen Kilometer südlich der Stadt liegt die mittelalterliche Slawo-Festung, die ebenfalls zum Kulturdenkmal Bulgariens erklärt wurde. Die Festung wurde im 11. Jahrhundert errichtet und im frühen 13. Jahrhundert von Aleksij Slaw erweitert und stärker befestigt – daher ihr Name. Heute sind von der Festung auf dem Sweti Nikola-Hügel nur noch Ruinen zu sehen, darunter die teils 10m hohe Ostmauer.

BILDER: Zentrum und Sandsteinpyramiden von Melnik

Fotogalerie: Melnik und Sandpyramiden von Melnik

Eine Stadt mit nur 300 Einwohnern? – Melniks traurige Geschichte

Melnik war nicht immer so klein. Im späten Mittelalter war Melnik eine wohlhabende Stadt, die rege Handelsbeziehungen mit Konstantinopel (das heutige Istanbul) und Thessaloniki in Griechenland unterhielt. Im Jahr 1880 zählte Melnik zu den größten Städten Bulgariens, hatte noch 22.000 Einwohner, von denen 18.000 Griechen waren, der Rest teilte sich 50:50 auf Bulgaren und Türken auf.

Im späten 19. Jahrhundert allerdings verlor Melnik immer mehr an Bedeutung. Andere Handelsstraßen wurden wichtiger, die Wirtschaft stagnierte und viele Einwohner siedelten in andere bulgarische Städte oder ins heutige Griechenland. 1900 war die Bevölkerung auf 4330 geschrumpft, von denen 2600 Griechen und 1000 Türken waren.

Dann brachen die Balkankriege über Melnik herein. Im ersten Balkankrieg wurden die Türken vertrieben und große Teile der Stadt gingen in Flammen auf. Nach dem zweiten Balkankrieg ging Melnik an Bulgarien. Der griechische König setzte sich dafür ein, dass Melnik nach Griechenland kam, dies wurde von den Großmächten jedoch abgelehnt. Die Regierung stellte der griechischen Bevölkerung Transportmittel zur Verfügung, die sie selbst und ihr Hab und Gut über die neu geschaffene Grenze bringen sollte.

Die griechischen Offiziere hinterließen auf ihrem Rückzug eine Spur des Grauens aus geplünderten Kirchen und Geschäften und verbrannten Dörfern. Viele historische Schätze von Melnik sind heute in den griechischen Klöstern von Athos und in der Griechischen Nationalbibliothek in Athen zu finden.

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Melnik war damit nicht nur seiner Kulturgüter, sondern auch seiner Einwohner zu fast 100% beraubt worden. Von einst 25.000 Einwohnern blieben rund 300 übrig, von den einst 72 Kirchen und Klöstern in Melnik und Umgebung nur 10 erhalten und die einst 2.000 Häuser schrumpften auf die heutigen 200.

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