In Arbanasi siedelten einst reiche Kaufleute des heutigen Bulgarien und Griechenland, denen die Ortschaft prächtige Bürgerhäuser und Kirchen mit herrlichen Wandmalereien verdankt.
Das sehenswerte Museumsdorf Arbanasi liegt im nördlichen Bulgarien rund 4km von Veliko Tarnovo entfernt. Einst eine florierende Handelsstadt, in der Karawanen aus und ein gingen, flanieren heute Touristen durch die kopfsteingepflasterten Gassen und lassen sich von der historischen Atmosphäre beeindrucken. Vom Plateau von Arbanasi tut sich ein herrlicher Blick auf das nahe gelegene Veliko Tarnovo auf, das bereits mehrmals zur schönsten Stadt Bulgariens gewählt wurde.
Inhaltsverzeichnis
BILDER: Arbanasi und Kirche Christi Geburt
Fotogalerie: Museumsdorf Arbanasi und Kirche Christi Geburt
Sehenswürdigkeiten von Arbanasi
Wie in Plovdiv oder Sozopol ist auch das Ortsbild von Arbanasi von den typischen „Häusern der Bulgarischen Wiedergeburt“ geprägt. Die Häuser in Arbanasi sind allerdings einzigartig in Bulgarien. Hinter dicken Mauern versteckt machen sie einen wehrhaften Eindruck und auch ihre großen Innenhöfe mit Ziehbrunnen wurden nur hier so gebaut. Die reichen Kaufleute von damals konnten sich so lange Zeit in ihren Häusern verschanzen, ohne sie verlassen zu müssen.
Tipp: Am besten verbringt man eine Nacht in Arbanasi! Der Charme des Dorfes zeigt sich erst so richtig am späten Abend oder am frühen Morgen ohne Touristenscharen.
Konstantsalieva-Haus
Als schönstes Haus der Bulgarischen Wiedergeburt gilt das Konstantsalieva-Haus. Es liegt direkt an der Hauptstraße in westlicher Richtung. Es wurde bereits im 17. Jahrhundert errichtet und weist noch Elemente osmanischer Architektur auf. Der Kaufmann Atanas Konstantsaliev ließ es später renovieren.
Türen, Fenster und Böden bestehen aus meisterhaften Schnitzarbeiten und zeugen vom damaligen Reichtum des Hausherrn und der Kunstfertigkeit der Baumeister. Im zweiten Stock wurde im ehemaligen Wohnzimmer ein kleines ethnografisches Museum eingerichtet.
Kirche Christi Geburt
Gleich links nach dem Konstantsalieva-Haus führt eine Gasse zur Kirche Christi Geburt. Auch wenn es auf den ersten Blick niemand vermuten würde, sie zählt zu den schönsten Kirchen von ganz Bulgarien. Wie so oft zählen hier die inneren Werte. In der scheinbaren „Scheune“, so gebaut aufgrund der Türkenherrschaft, verbergen sich Ikonenmalereien von unschätzbarem Wert. Lediglich eine kleine Glocke weist von außen auf ihre Funktion als Gotteshaus hin.
Fantastische Malereien in der „Scheune“
Die Kirche wurde in mehreren Perioden im 16. und 17. Jahrhundert erbaut. Die prächtigen Wandmalereien entstanden von 1632 bis 1649 und bedecken wirklich jeden Quadratzentimeter Mauerwerk. Manche Malereien gehen vermutlich noch auf das 16. Jahrhundert zurück.
Die schönsten Szenen sind das „Rad des Lebens“ in der Johannes-der-Täufer-Kapelle, der Stammbaum Christi in der Frauenabteilung und die Deckenmalereien von Jesus Christus und der Dreifaltigkeit im Hauptraum. Über dem Eingangstor ist bereits ein erster Vorgeschmack auf die Verzierungen im Inneren zu sehen – allerdings schon ziemlich verblasst.
Um die Wandmalereien so lange wie möglich zu erhalten, dürfen sich nur maximal 40 Personen maximal 30 Minuten in der Kirche aufhalten. Darauf wird auch geachtet. Fotografieren ist im Inneren ebenfalls streng verboten. Einfach hingehen und wirken lassen!
Kirche der Erzengel Michael und Gabriel
Auch die Kirche der Erzengel Michael und Gabriel ist außen unspektakulär und innen prachtvoll. Sie wurde im 17. Jahrhundert als Klosterkirche errichtet und ebenfalls kunstvoll bemalt. Die gesamte Westwand, die die Frauenabteilung vom Hauptraum trennt, ähnelt einer zweiten Ikonostase. Vor allem die Abbildungen von Christi Geburt und Fegefeuer sind bemerkenswert.
Kirche des Hl. Demetrios
Die Kirche des Hl. Demetrios im Zentrum stammt aus dem 16. Jahrhundert und ist damit das einzige Gotteshaus von Arbanasi, welches so lange überlebt hat. Da die Restaurierung der Wandmalereien immer noch im Gange ist, kann die Kirche nicht besichtigt werden.
Kirche des Hl. Georg
Ebenfalls wie eine Scheune von außen mutet die Kirche des Hl. Georg im Südwesten von Arbanasi an. Hier ist allerdings schon ihre Größe von 21 mal 10 Meter beeindruckend. Sie stammt aus dem späten 17. Jahrhundert und ist ebenfalls über und über mit kunstvollen Wandmalereien bedeckt. Die Fresken wurden im Jahr 1710 vom Lehrer Christo und seinem Gehilfen Stoju angefertigt und in mühevoller Kleinarbeit restauriert. Bis heute beeindrucken sie durch ihren großen Detailreichtum. Staunen – und fotografieren – erlaubt!
BILDER: Kirche des Hl. Georg in Arbanasi
Fotogalerie: Kirche des Hl. Georg in Arbanasi
Geschichte von Arbanasi
Die bulgarischen Könige in der ehemaligen Hauptstadt Veliko Tarnovo nutzten Arbanasi im Mittelalter als Sommersitz. Der Zar von Tarnovo soll hier seine Münzen geprägt haben.
Unter türkischer Herrschaft gewann Arbanasi als Handelsplatz zunehmend an Bedeutung. 1538 machte Sultan Süleyman das Dorf seinem Schwiegersohn zum Geschenk. Die damit verbundenen Steuererleichterungen kurbelten die Wirtschaft an. Die Kaufleute handelten mit Vieh, Wolle und Seide und brachten es zu großem Wohlstand, der den Bau prächtiger Bürgerhäuser ermöglichte. Auch Kirchen und Klöster wurden in dieser Zeit errichtet.
Die Blütezeit von Arbanasi dauerte bis ins späte 18. Jahrhundert, dann wurde das Dorf mehrmals von Räubern zerstört und schließlich verlassen.