Vom einstigen Glanz der Festungsstadt Cherven im südlichen Bulgarien zeugen heute nur noch einige Mauern auf einem Hügel, der neben archäologischen Sehenswürdigkeiten auch eine fantastische Aussicht ins Rhodopen-Gebirge bietet.
Die Festung Cherven im Süden von Bulgarien ist so weitläufig, dass sie als Festungsstadt bezeichnet werden kann. Sie befindet sich im bewaldeten Rhodopen-Gebirge etwa 30km südlich der Stadt Russe und kann mit dem Auto bequem erreicht werden. Im Mittelalter war das strategisch günstig gelegene Bollwerk eine wichtige Verteidigungsanlage der damaligen Hauptstadt Veliko Tarnovo.
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BILDER: Festung Cherven
Besuch der Festung Cherven
Die Festungsstadt Cherven, die 1997 zum archäologischen Reservat ernannt wurde, kann am besten zu Fuß erkundet werden. Von der einst 12m dicken und 3m hohen Steinmauer mit Türmen und Bastionen, sowie den Kirchen und Gebäuden sind heute nur noch einige klägliche Mauerreste übrig.
Beeindruckend ist die ausgeklügelte Bauweise dieser Mauern aber dennoch. Die waagrecht und senkrecht angeordneten Steine und Holzstücke, die mit Mörtel zusammen gehalten wurden, machten die Burgmauern äußerst widerstandsfähig.
Wer zwischen den mittelalterlichen Ruinen spaziert und die weitläufigen Umrisse der Burgmauern betrachtet, kann sich vielleicht vorstellen, dass die Stadt einst zu den mächtigsten Befestigungsanlagen Bulgariens gehörte.
Tipp: Die Festung Cherven liegt an der Grenze des idyllischen Naturparks Russenski Lom. Ein Ausflug zur Festung lässt sich hervorragend mit einer Wanderung durch die üppig grünen Wälder der Rhodopen verbinden.
Geschichte der Festung Cherven
Die uralten Mauern der Festungsstadt gehen auf eine Befestigungsanlage der Byzantiner zurück, die im 6. Jahrhundert errichtet wurde. Der auf drei Seiten vom Fluss Lom umgebene Felsenhügel war zuvor schon von den Thrakern als ideale Verteidigungsposition erkannt worden. Nach und nach wuchs um die innere Zitadelle eine mittelalterliche Stadt empor, die sich am Fuß des Festungshügels ausbreitete.
1235 wurde Cherven zum Bischofssitz und in seiner Umgebung entstanden einige Felsenklöster, darunter die Felsenkirche Iwanovo, die von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt wurde, und das Kloster Basarbovski, welches als einziges Felsenkloster Bulgariens heute noch bewohnt wird. Die Überreste eines quadratischen Turms und eines 60x30m großen Palastes, dem größten Gebäude in Cherven, gehen auf diese Zeit zurück.
Seine Blütezeit erreichte Cherven im 14. Jahrhundert. Damals war die Stadt das administrative, wirtschaftliche und kulturelle Zentrum der Region und zählte zu den wichtigsten Siedlungen im Zweiten Bulgarischen Reich. Alle Reisenden, die von der Donau aus ins Landesinnere wollten, machten in Cherven einen Zwischenstopp. Schriftliche Aufzeichnungen von damals existieren allerdings kaum.
Zerstörung und Wiederaufbau der Festung Cherven
Ihren Untergang hat die Festungsstadt den Osmanen zu verdanken, die Cherven 1388 eroberten und zum Großteil zerstörten. Ihre administrative Funktion blieb unter der türkischen Herrschaft zwar erhalten, zu ihrem alten Glanz fand die Stadt jedoch niemals zurück.
Wie sich bei archäologischen Ausgrabungen herausstellte, ging es mit Cherven erst im 17. Jahrhundert wieder wirtschaftlich bergauf. Nach der Zerstörung durch die Türken und dem allmählichen Zerfall wurden nun wieder einige Gebäude errichtet und zwar insgesamt 13 Kirchen und ein Schloss, sowie Verwaltungs- und Wohngebäude. Eine mächtige Stadtmauer sollte die Bewohner vor einem neuerlichen Angriff schützen.
Eine Vielzahl an archäologischen Funden geht ebenfalls auf diese Zeit zurück, darunter Münzen, Keramik, Werkzeuge und Waffen. Auch der Großteil der Ruinen, die heute noch sichtbar sind, stammt aus dieser letzten Bauperiode. Von den 13 Kirchen wurden bis heute erst 6 gefunden.