Der Reiter von Madara im Nordosten von Bulgarien symbolisiert den Stolz des frühen Bulgarenreiches. Er wurde als einziges frühmittelalterliches Felsrelief in Europa zum Weltkulturerbe ernannt.
Es sieht nach einer nahezu unscheinbaren Schnitzerei im Fels aus – so wie es sie zu Zigtausenden auf der Erde gibt. Und doch hat der Reiter von Madara es geschafft, 1979 von der UNESCO zum Weltkulturerbe und 2008 von der Bevölkerung Bulgariens zum wichtigsten Symbol des Landes ernannt zu werden. Denn 15km von Shumen entfernt kann das einzige frühmittelalterliche Relief Europas besichtigt werden.
Inhaltsverzeichnis
BILDER: Reiter von Madara
Fotogalerie: Reiter von Madara
Besuch des Felsreliefs „Reiter von Madara“
Aufgrund seiner historischen Bedeutung ist die touristische Infrastruktur rund um den Reiter von Madara hervorragend ausgebaut. Beim Eingang zur Treppe, die zum Felsrelief führt, befindet sich nicht nur ein Parkplatz, sondern auch einige kleine Lokale mit Toiletten. Über eine Steinstiege kann das Reiterbild erreicht werden, welches sich in 23 Metern Höhe an einer Felswand befindet.
Etwa auf halbem Weg zum Felsrelief zweigt ein Abstecher nach links zu einem archäologischen Komplex aus dem Mittelalter ab, der jedoch außer einigen niedrigen Mauern kaum etwas zu sehen bietet.
Warum ist der Reiter von Madara so berühmt?
Das Relief selbst stammt aus dem späten 7. oder frühen 8. Jahrhundert und ist damit das einzige Felsbild aus dem Frühmittelalter in ganz Europa – daher seine große geschichtliche Bedeutung.
Der Reiter von Madara ist vermutlich Khan Tervel, der zweite Herrscher des Bulgarenreiches, der im frühen 8. Jahrhundert eine wichtige Rolle in der Verteidigung Europas gegen die Araber spielte. Dargestellt ist der überlebensgroße Reiter, wie er – als Symbol für Siegreichtum und Stolz der Bulgaren – einen Löwen mit einem Speer erlegt, während er von einem Hund begleitet wird.
Rund um das Felsbild wurden Inschriften gefunden, die von bulgarischen Siegen aus der Zeit seiner Entstehung berichten. Farbe und Putz des Reliefs sind durch Wind und Wetter mittlerweile stark verblasst, doch wie eindrucksvoll musste das einst weithin sichtbare Bild auf der nahezu vollkommen senkrechten, rund 100 Meter hohen Felswand vor über 1000 Jahren gewesen sein!
Festung von Madara
Nach dem Relief führt der Weg noch weiter die Felswand hinauf bis zur Festung von Madara. Die Stufen führen an der nahezu senkrecht abfallenden Klippe entlang und erfordern sowohl Kondition als auch Schwindelfreiheit. Auf dem Weg zur Festung von Madara lohnt es sich, immer wieder eine Pause einzulegen. Nicht nur, um wieder zu Atem zu kommen, sondern auch um die herrliche Aussicht in die Umgebung zu genießen.
Alte Mauern mit atemberaubenden Rundblick
Am Plateau angekommen führt ein Fußweg rechterhand zur Festung. Diese wurde im 4. Jahrhundert von den Römern auf einer ehemals thrakischen Siedlung errichtet. Während sich der Wow-Effekt bei den alten Mauern in Grenzen hält, beeindruckt der atemberaubende Rundblick umso mehr.
Felsenkirche und Höhlen von Madara
Der Abstieg von der Festung führt wieder am Reiter von Madara vorbei und endet am Parkplatz. Bevor man die Stätte allerdings verlässt, ist noch ein Besuch der Felsenkirche St. Panteleimon zu empfehlen. Gewaltige Felsüberhänge schützen den Eingang zu einer kleinen Höhle, in der christliche Symbole und zahlreiche Heiligenbilder eine spirituelle Atmosphäre verbreiten.
Nicht weit davon entfernt liegen zwei weitere Höhlen, die von einer mystischen Aura umweht werden und im Sommer für angenehme Kühle sorgen. Mehr als 150 weitere Höhlen, die nicht zugänglich sind, bildeten einst im 14. Jahrhundert eines der größten Steinklöster Bulgariens mit Höhlenkirchen, Klosterkellern, Grabstätten und Lagerräumen.