Bereits in der Steinzeit für Opferzeremonien genutzt war die historische Felsenstadt Perperikon einst eine der bedeutendsten Kultstätten der Thraker. Heute zählt sie mit sensationeller Aussicht zu den meistbesuchten Sehenswürdigkeiten Bulgariens.
Perperikon ist der größte und bekannteste archäologische Komplex des Landes und zählt zu unseren Top 10 Sehenswürdigkeiten von Bulgarien. Die Felsenstadt befindet sich auf einem Hügel im Süden des Landes 20 km nordöstlich der Stadt Kardzhali und wurde bereits in der Steinzeit als rituelle Stätte genutzt.
Inhaltsverzeichnis
BILDER: Felsenstadt Perperikon
Fotogalerie: Felsenstadt Perperikon
Perperikon: Vermächtnis aus der Steinzeit
Perperikon ist ein uraltes Felsenheiligtum, welches das Zentrum vieler Siedlungen im fruchtbaren Flusstal der Perpereshka bildete. Die ältesten Überreste der behauenen Steine stammen aus der Jungsteinzeit, 5000 Jahre vor Christus. Bis in die Bronzezeit wurden auf dem markanten Hügel dem Sonnengott Opfer dargebracht. In der Eisenzeit gelang es schließlich, Fels mit Werkzeugen zu bearbeiten und es entstanden die ersten in den Stein gehauenen Nischen und planierten Opferplätze.
Damals huldigten die Menschen vor allem Dionysos, dem Gott des Weines, wie aus zahlreichen Amphorenscherben geschlossen werden konnte. Manche Wissenschaftler vermuten in Perperikon das von Herodot beschriebene Orakel von Dionysos, das Alexander dem Großen die Herrschaft über die Welt prophezeit hatte.
Wichtigste Kultstätte der Thraker
Seine größte Blütezeit erlebte Perperikon unter den Thrakern, die auf dem markanten, 470m hohen Hügel eine ihrer heiligsten Kultstätte errichteten. Gewidmet war das thrakische Perperikon vor allem dem Kult um Orpheus, jenem thrakischen Sänger und Dichter, der auch in der griechischen Mythologie eine Rolle spielt. Sein Grab soll sich übrigens im rund 40km entfernten Heiligtum bei Tatul befinden.
Neben Altären und einem Tempel errichteten die Thraker eine regelrechte Stadt mit Mauern, Höhlen, Königspalast und Festung, von der bis heute noch ein Turm erhalten ist.
Römer, Goten und Byzantiner in Perperikon
Bis zum 14. Jahrhundert wurde Perperikon nach den Thrakern noch von Römern, Goten (die die Kultstätte 378 völlig zerstörten), Byzantinern und Bulgaren besiedelt. Die Römer bauten auf den Ruinen der heidnischen Tempel von Perperikon christliche Gotteshäuser, von denen die Überreste einer Kathedrale bis heute zu sehen sind, und machten Perperikon zum Bischofssitz der Ost-Rhodopen.
Nach der Zerstörung durch die Osmanen wurde Perperikon allerdings nicht wieder aufgebaut. Seine Ruinen verschwanden unter dichtem Buschwerk und gerieten über die Jahrzehnte in Vergessenheit.
Archäologen wissen heute allerdings um die geschichtliche Bedeutung von Perperikon Bescheid und lassen den Ruhm der uralten Stadt wieder aufleben. Aufgrund der zahlreichen Religionen, die hier ihren Göttern huldigten, den archäologischen Fundstücken, die zum Großteil im Museum von Kardzhali zu besichtigen sind, und der landschaftlichen Attraktivität seiner Umgebung zählt Perperikon längst zu den meistbesuchten Sehenswürdigkeiten von Bulgarien.
Besuch der Felsenstadt Perperikon
Perperikon ist für Besucher sehr gut zu erreichen. Eine neu asphaltierte, gut ausgeschilderte Straße führt nach etwa einem Kilometer direkt zu einem kostenpflichtigen Parkplatz am Fuß des Hügels von Perperikon. An einem kleinen Ticketschalter wird ein geringer Eintrittspreis eingehoben und ein Plan der Felsenstadt zum Kauf angeboten. Führungen können hier ebenfalls gebucht werden, allerdings meist nur in bulgarischer Sprache.
Am Parkplatz beginnt ein schmaler, rund 1,5km langer Weg nach oben zur Felsenstadt, der im letzten Drittel durch einen schattigen Wald führt. Besonders sportliche Besucher können auf halbem Weg vom Pfad auf eine Holztreppe umsteigen. Diese führt am schnellsten, dafür aber auch am beschwerlichsten zur Felsenstadt.
Mit der touristischen Infrastruktur ist es hier so gut wie vorbei, es gibt weder Wegweiser noch Toiletten. Lediglich ein Wächter heißt die Besucher willkommen. Gegen ein Trinkgeld zeigt er gerne die sehenswertesten Ecken des Felsenhügels.
Tipp: Auch nach rechts führt ein Weg, der besser ausgebaut erscheint, als der linke. Dieser führt allerdings nicht zur Felsenstadt. Vor allem im Sommer gilt: Sonnenschutz und ausreichend Wasser nicht vergessen!
Sehenswürdigkeiten von Perperikon
Auf der Festung angekommen erstreckt sich eine der ältesten Megalithanlagen Bulgariens, auf der Wege, Stufen, Altäre, Abwasserkanäle und Grabnischen direkt in den Fels gehauen wurden. Einige spärliche Hinweisschilder informieren über die Felsenstadt und so entdeckt man zwischen den steinernen Mauern Gräber, Weinpressen, Entwässerungsrinnen, Felsschnitzereien und die Überreste von Kathedrale, Festung, Tempel und Heiligtum.
Treppen, Stege und Geländer erleichtern die gefahrlose Erkundung der archäologischen Stätte. Im September 2017 wurde eine weitere Nekropole entdeckt, in der die nur durch Steinplatten getrennten Gräber in bis zu vier Schichten übereinander lagen.
Beinahe noch spektakulärer als die uralte Felsenstadt ist der sensationelle Rundumblick, der sich vom Hügel von Perperikon auftut.