Die Kathedrale Nôtre Dame in der belgischen Stadt Tournai unterscheidet sich durch ihr außergewöhnliches Erscheinungsbild mit fünf Glockentürmen von anderen mittelalterlichen Kirchen.
Die Kathedrale Nôtre Dame in der belgischen Stadt Tournai ist Sitz des gleichnamigen Bistums und zähle zu den schönsten kulturhistorischen Denkmälern Westeuropas. Die eindrucksvolle Kathedrale wurde im Jahr 2000 auf die Weltkulturerbeliste der UNESCO aufgenommen. Zum Kulturerbe von Wallonien zählt sie schon seit 1936.
Erbaut wurde die Kathedrale Nôtre Dame Anfang des 12. Jahrhunderts als Tournai zum Bischofssitz wurde anstelle der vorhergehenden kleineren Kirche. Die Bauzeit bis zur Fertigstellung betrug 80 Jahre. Die mächtigen Türme des gewaltigen Sakralbaus ragen hoch über die Dächer von Tournai empor und machen das prachtvolle Gotteshaus schon von weitem sichtbar. Die Kathedrale Nôtre Dame besitzt fünf von ihnen, einen zentralen Vierungsturm und vier Glockentürme an ihren Ecken, jeweils 83m hoch. Neben den monumentalen Türmen ist auch das romanische Mittelschiff mit einer Länge von 48m und einer Breite von 20m von außergewöhnlicher Dimension. Der gesamte Kirchenbau erreicht eine Länge von 134m.
Steht man vor diesem gigantischen Gebilde aus blau-grauem Stein, kommt man sich sehr zwergenhaft vor.
Ursprünglich sollte die Kathedrale im 13. Jahrhundert abgerissen und als gotisches Gotteshaus neu errichtet werden. Dies geschah dann aber doch nicht, es wurden lediglich ein neuer, größerer Chor und zwei Seitenkapellen im gotischen Stil angefügt, was der Kathedrale ein äußerst interessantes Erscheinungsbild verleiht.
Errettung vor der Pest
Im 11. Jahrhundert fielen die wie durch ein Wunder geheilten Pestkranken von Tournai in Scharen in die Kathedrale ein, um der Heiligen Jungfrau für ihre Errettung zu danken. Seit dem Jahr 1092 wird dieser Dank am zweiten Sonntag im September in der jährlichen „Prozession von Tournai“ durch die Straßen der Stadt und zur Kathedrale Nôtre Dame wiederholt.
Imposanter Innenraum
Auch das Innere der Kathedrale Nôtre Dame versetzt jeden Besucher in Staunen. Durch die farbenprächtig bemalten Rosettenfenster dringt mystisches Licht in das prachtvolle Kirchenschiff, welches die 36m hohe Halle perfekt in Szene setzt. Erwähnenswert sind die aufwendig verzierten Kapitelle der vielen hundert Säulen, die 700 Jahre alten Wandmalereien und der prachtvolle Lettner, ein von der übrigen Kirche abgetrennter Teilbereich.
In der atemberaubenden Schatzkammer der Kathedrale Nôtre Dame kann der Schrein des Heiligen Eleutherius besichtigt werden, der die sterblichen Überreste es ersten Bischofs von Tournai enthält. Außerdem gibt es dort weitere Schätze, wie wertvolle Goldschmiede- und Elfenbeinarbeiten oder einen Wandbehang aus Arras aus dem 14. Jahrhundert zu bestaunen.
1999 wurde die Kathedrale Nôtre Dame durch einen Tornado schwer beschädigt, die darauffolgenden Restaurierungs- und Stabilisierungsarbeiten dauerten bis 2003.
Bewaffneter Raubüberfall auf die Kathedrale Nôtre Dame
Im Februar 2008 wurden im Zuge eines bewaffneten Überfalls auf die Kathedrale Notre Dame mehrere wertvolle Schätze gestohlen, darunter acht Kelche, zwei Bischofringe und drei Kreuze. Dies wäre noch nicht weiter schlimm gewesen, doch eines der Kreuze enthielt eine unbezahlbare Reliquie, einen Splitter des Kreuzes Jesu, der sich seit 1205 im Besitz der Kathedrale befand. Der Schaden wird auf 40 Millionen Euro geschätzt.