Wawel-Hügel in Krakau, Polen

Der Wawel-Hügel in Krakau war einst das Machtzentrum Polens. Im Königsschloss residierten die Herrscher des Landes und in der prunkvollen Kathedrale wurden sie gekrönt und beigesetzt.

Der prächtig bebaute Wawel-Hügel, oder auch nur „Wawel“ genannt, befindet sich in Krakau im Süden Polens am Flussufer der Weichsel. Die Burganlage auf dem Wawel war früher die Residenz der polnischen Könige in Krakau und zählt seit 1978 gemeinsam mit der Krakauer Altstadt zum Weltkulturerbe der UNESCO. Das einstige Machtzentrum Polens zählt heute zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten von Krakau und steht auf unserer Liste der Top 10 Sehenswürdigkeiten von Polen.

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Bauten und Höhlen im Wawel-Hügel

Das Wawel-Schloss in Krakau war früher die Residenz der polnischen Könige in Krakau und zählt gemeinsam mit der Krakauer Altstadt zum Weltkulturerbe der UNESCO, Polen - © VRD / Fotolia
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Der Wawel-Hügel ist etwa 28 Meter hoch und heißt übersetzt in etwa „trockene Kalksteinhöhle inmitten eines Sumpfes“, was auf die vielen Kammern und Gänge hinweist, die den völlig verkarsteten Wawel-Hügel wie einen Schweizer-Käse durchlöchern. Seine Höhlen wurden bereits in der Steinzeit bewohnt, der Platz auf dem Wawelhügel war seit dem frühen Mittelalter von einer Burganlage belegt. Über die Jahrhunderte wurde die Bebauung des Wawels immer komplexer und schließt heute Bauten aus der Romanik, Gotik, Renaissance und dem Barock ein.

Die bekannteste Höhle unter der Wawel-Burg ist die so genannte Drachenhöhle, die bis zu seinem Fuß reicht. Früher soll in ihr ein Drache gehaust haben, der vom Ritter Krak getötet wurde, der anschließend die Stadt Krakau gründete. Heute lebt der Drache in Form von Souvenir-Figuren und -Stofftieren weiter.

Wawel-Schloss

Das Wawel-Schloss in Krakau wurde im 14. Jahrhundert vom polnischen Könige Kasimir, dem Großen im gotischen Stil errichtet, Polen - © TTstudio / Shutterstock
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Das Wawel-Schloss wurde im 14. Jahrhundert vom polnischen Könige Kasimir dem Großen als Königssitz im gotischen Stil errichtet. Die Fassade des fantastischen Wawel-Schlosses wurde erst im 21. Jahrhundert renoviert und erstrahlt nun in neuem Glanz.

BILDER: Wawel-Schloss in Krakau

Fotogalerie: Wawel-Schloss in Krakau

Ausbau und Zerstörung des Wawel-Schlosses

Das Wawel-Schloss in Polen zählt seit 1978 gemeinsam mit der Krakauer Altstadt zum Weltkulturerbe der UNESCO - © Niyazz / Shutterstock
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Im 16. Jahrhundert wurden die besten Architekten, Maler und Bildhauer aus Deutschland und Italien von König Sigismund I. beauftragt, das königliche Schloss auf dem Wawel zu verschönern. Aus der einstigen Burganlage entstand ein prächtiger Renaissance-Palast, der jedoch 1595 durch ein Feuer zerstört wurde (leider war das Feuer im Winter und das Löschwasser war gefroren). Heute sind dadurch nur noch die Senator-Stiege und der Marmorkamin im Vogelsaal original.

Auch die schwedischen Invasionen Mitte des 17. und Anfang des 18. Jahrhunderts und die Besetzung durch die Preußen im Jahr 1794 trugen zur Zerstörung des Wawel-Schlosses bei (der geraubte Kronschatz wurde nie zurückgegeben). Ein Jahr darauf begann jedoch Wiederaufbau, Umbau zu einer Kaserne und Neubefestigung der Wawelburg durch die Österreicher.

1905 gab Kaiser Franz Josef I. auf Bitten der polnischen Bevölkerung seinen Soldaten den Befehl, den Wawel-Hügel zu verlassen und das Schloss nicht noch weiter zu verändern. Nach dem ersten Weltkrieg wurde das Wawel-Schloss zum Sitz des Präsidenten der jungen Republik Polen und nach dem Zweiten Weltkrieg zum Nationalmuseum.

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Besuch des Museums im Wawel-Schloss

Die Fassade des fantastischen Wawel-Schlosses in Krakau wurde im 21. Jahrhundert renoviert, Polen - © Maks Ershov / Shutterstock
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Die um einen Innenhof angelegte Burganlage besteht nach wie vor aus einer Vielzahl an Gebäuden, Türmen und Verteidigungsanlagen, die heute das Nationalmuseum von Krakau beherbergen. Neben den 71 prachtvollen Gemächern im Renaissance-Stil und dem prunkvollen arkadenbestückten Innenhof können auch die Schatzkammer und die Waffenkammer besichtigt werden. Außerdem sind in den historischen gotischen Räumlichkeiten auch internationale Kunstsammlungen, sowie die Kronjuwelen und Insignien der polnischen Herrscher aus dem 15. Jahrhundert ausgestellt.

Im Audienzsaal lohnt es sich einen Blick nach oben zu werfen. Die Decke bestand früher aus 164 hölzernen teilweise grotesken Menschenköpfen, von denen heute noch 30 auf den Besucher herabblicken. Ebenfalls erwähnenswert sind die 200 steinernen Türrahmen, aus denen der polnische Künstler Benedykt Sandomierski 200 einzigartige Meisterwerke schuf.

Einen weiteren Schatz des Wawel-Schlosses stellen die kunstvoll bemalten Ledertapeten und die berühmte Sammlung an über 100 kostbaren Wandteppichen aus dem französischen Arras dar, die wie durch ein Wunder die Plünderungen im Zweiten Weltkrieg überlebten. In der Jadwiga-und-Jogaila-Kammer ist heute nach das Schwert Szczerbiec zu besichtigen, welches für Krönungszeremonien verwendet wurde.

Rund um das Wawel-Schloss erstreckt sich ein 300 Quadratmeter großer Garten, der originalgetreu rekonstruiert wurde.

Wawel-Kathedrale

Die Kathedrale auf dem Wawel-Hügel in Krakau ist die wichtigste Kirche Polens und letzte Ruhestätte vieler polnischer Könige - © Anna Lurye / Shutterstock
© Anna Lurye / Shutterstock

Die Wawel-Kathedrale in Krakau ist die wichtigste Kirche Polens, Krönungsstätte der Könige und das Heiligtum der polnischen Katholiken. Mit den drei Schiffen, dem auf langen Stützpfeilern ruhenden Kreuzrippengewölbe und dem rechteckig geschlossenen Chor ist die Wawel-Kathedrale ein Parade-Beispiel der Krakauer Gotik, die in vielen anderen Basiliken in Krakau wieder zu finden ist. Karol Wojtyla, später besser bekannt als Papst Johannes Paul II., hat in der Leonhardskrypta seine erste heilige Messe gefeiert und betreute die Kathedrale von 1964 bis 1978.

Besuch der Wawel-Kathedrale

An den eisenbeschlagenen Torflügeln des Haupteingangstors zu Krakauer Kathedrale  prangt unübersehbar das Monogramm von König Kasimir dem Großen. Aufmerksame Beobachter entdecken die urzeitlichen Knochen, die an den schmiedeeisernen Ketten der Treppe angebracht sind. Sie stammen von einem Mammut, einem Wal und einem Wollnashorn und sollen Unheil aus der Kirche fernhalten. Der Legende nach bleibt die Kathedrale bestehen, so lange die Knochen an ihrem Platz bleiben.

Im Inneren der Kathedrale fällt sofort das zentrale Mausoleum des Heiligen Stanislaus  zwischen Haupt- und Querschiff ins Auge. Der prachtvolle silberne Sarkophag wird unter einem vergoldeten Baldachin von vier Engelstatuen getragen – geschaffen von Giovanni Trevano im 17. Jahrhundert.

Neben dem Heiligen Stanislaus sind auch fast alle Könige des Landes sowie polnische Nationalhelden und Künstler in der Kathedrale Notre Dame bestattet. Für viele Gräber wurde eine eigene Kapelle errichtet, insgesamt sind es 21 an der Zahl.

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Sigismund-Kapelle

Die goldene Kuppel an der Wawel-Kathedrale in Krakau markiert die prachtvolle Sigismund-Kapelle, die "Perle der Renaissance" in Polen - © Kaetana / Shutterstock
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Von 1517 bis 1533 wurde von Bartholomeo Berrecci aus Florenz auf Auftrag von König Sigismund I. die quadratische Sigismund-Kapelle erschaffen, die heute mit ihren Grabmälern und Plastiken von großem kunsthistorischen Wert ist. Als bedeutendstes Renaissance-Werk in Polen wird die Kapelle auch als „Perle der Renaissance nördlich der Alpen“ bezeichnet.

Mit ihrer goldenen Kuppel ist die Sigismund-Kapelle der auffälligste Anbau an der Südfassade. Ihr Inneres beherbergt eine einzigartige Ausstattung im italienischen Stil mit kunstvollen Ornamenten und einem silbernen Altar. In der Kapelle sind nicht nur der Auftraggeber selbst, sondern auch seine Nachkommen König Sigismund II August und Anna Jagiellonica bestattet.

Heiligkreuz-Kapelle

Die Heiligkreuz-Kapelle dient Kasimir dem Jagiellonen und seiner Gattin Elisabeth Rakuszanka, der „Mutter der Könige“, als letzte Ruhestätte. Die marmorne Statue des Kaisers wurde vom deutschen Künstler Veit Stoß geschaffen und zählt zu den bedeutendsten Meisterwerken der spätmittelalterlichen Bildhauerei. Das Grabmal Elisabeths hingegen ist nur eine Gedenkplatte im Fußboden.

Potocki-Kapelle

In der Potocki-Kapelle liegt der Bischof Filip Padniewski begraben. Sie ist die einzige Kapelle der Wawel-Kathedrale, die zur Gänze dem Klassizismus entspricht und wurde vom polnischen Bildhauer Jan Michałowicz gestaltet, dem damals größten Künstler der Spätrenaissance in Polen.

Kirchtürme und Sigismund-Glocke

Als Teil der Befestigungsanlage wurde in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts der berühmte Sigismund-Glockenturm mit der noch besser bekannten Sigismund-Glocke errichtet. Ihr Anblick lohnt den Aufstieg auf den Turm in jedem Fall!

Die wohl ehrwürdigste Glocke Polens wurde im 16. Jahrhundert aus ausrangierten Kanonen gegossen und wiegt stolze 12,7 Tonnen. Allein der Klöppel bringt über 350kg auf die Waage. An ihrer 2m hohen Flanke sind Reliefs mit dem Heiligen Sigismund und dem Heiligen Stanislaus sowie das polnische Wappen eingeprägt.

12 Männer waren damals nötig, um sie in Bewegung zu setzen, dafür dröhnt ihr voller Klang ganze 12 Kilometer weit. Früher wurde die Sigismund-Glocke zur Geburt von Königskindern geschlagen, heute ertönt sie an Feiertagen und zu wichtigen nationalen Ereignissen.

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Die beiden weiteren Türme der Wawel-Kathedrale sind der Uhrenturm mit seinem barocken Helm und der Silberglockenturm, der auch Vikarsturm genannt wird.

Tipp: Die Kathedrale kann kostenlos betreten werden, für den Aufstieg auf den Sigismund-Turm, die Königsgräber und das Kathedralen-Museum wird Eintritt verlangt.

„Verschwundener Wawel“

Neben den Bauten, die noch unübersehbar auf dem Wawel-Hügel thronen, wurden auch Überreste von nicht mehr sichtbaren Gebäuden gefunden. Von einigen gotischen Kirchen oder dem frühromanischen Palatium-Palast sind heute nur noch die Fundamente übrig. Von der geheimnisvollen Marien-Rotunde, einem kreisrunden Sakralbau, der zu den ersten Steinbauten auf dem Wawel-Hügel gehörte, ist heute in der Ausstellung „Verschwundener Wawel“ noch eine originale Steinwand zu besichtigen.

Tipp: Für die Besichtigung des Wawel-Schlosses, der Sigismund-Glocke, der Königsgräber und der Drachenhöhle wird Eintritt verlangt. Außerhalb der Saison sind manche Ausstellungen kostenlos zugänglich! Werden drei Ausstellungen gebucht, erhält man ohne Aufpreis eine vierte dazu.

Weiterführende Links:

Offizielle Seite des Wawel-Schlosses mit Preisen und Öffnungszeiten
Offizielle Website der Wawel-Kathedrale mit Preisen und Öffnungszeiten

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