Plovdiv, Bulgarien

Die zweitgrößte Stadt des Landes liegt bei vielen für den Bulgarien-Urlaub nicht auf dem Touristen-Radar. Schade, denn sie beeindruckt mit einer zauberhaften Altstadt, die einen Spaziergang durch die Epochen ermöglicht.

Nach der Hauptstadt Sofia ist Plovdiv die zweitgrößte Stadt Bulgariens und obwohl von Urlaubern weniger besucht als Reiseziel mindestens ebenso attraktiv. Ihre Nähe zum Rhodopen-Gebirge und die hervorragend erhaltene Altstadt mit zahlreichen archäologischen Stätten und Baudenkmälern machen Plovdiv zu einem sehenswerten Urlaubsort in Bulgarien.

Anzeige

Für 2019 wurde Plovdiv zur Kulturhauptstadt Europas gewählt und auch wir setzten Plovdiv auf unsere Liste der Top 10 Sehenswürdigkeiten von Bulgarien.

BILDER: Plovdiv

Fotogalerie: Plovdiv

Altstadt von Plovdiv – Spaziergang durch die Epochen

Das gesamte historische Zentrum von Plovdiv steht unter Denkmalschutz und gleicht einer Reise zu verschiedensten Völkern der Vergangenheit, Bulgarien - © pavel dudek / Shutterstock
© pavel dudek / Shutterstock

In Plovdiv fassten Zeit seiner Bestehung zahlreiche Völker Fuß. Das gesamte historische Zentrum von Plovdiv steht unter Denkmalschutz und gleicht einer Reise zu verschiedensten Völkern der Vergangenheit. Im historischen Kern sind noch römische Ruinen zu sehen, darum herum verlaufen die engen Gassen der bulgarischen Wiedergeburt.

Wer durch die verwinkelten Gassen schlendert, findet Jahrtausende alte Thrakergräber Seite an Seite mit römischen Bauten und majestätischen Bürgerhäusern aus der Zeit der bulgarischen Wiedergeburt (als das Land von den Türken wieder zurück an die Bulgaren ging). Nette Cafés und Restaurants schaffen für den Spaziergang durch die Epochen die passende kulinarische Untermalung.

Im flacheren Teil der Altstadt zeugen breite Boulevards von der jüngeren Vergangenheit und wieder einen Ring weiter draußen erinnern Plattenbauten an die sowjetische Herrschaft. Prächtig renovierte Baudenkmäler stehen in starkem Kontrast zu den verfallenen Siedlungen der Roma und anderer Minderheiten Plovdivs.

Tipp: Viele Einwohner Plovdivs bieten in ihren Wohnungen äußerst günstige Übernachtungsmöglichkeiten, die beim städtischen Touristenzentrum gebucht werden können und jeden Besucher in das bulgarische Alltagsleben eintauchen lassen.

Römische Bauten in Plovdiv

Mit seinen rund 7.000 Sitzplätzen wird das römische Amphitheater von Plovdiv, Bulgarien, auch heute wieder für Open-Air-Vorstellungen verwendet - © photosmatic / Shutterstock
© photosmatic / Shutterstock

Die Römer bauten Plovdiv zu einer blühenden Stadt aus, viele der damals errichteten Bauten sind bis heute erhalten. Das wohl eindrucksvollste Relikt aus dieser Zeit ist das Amphitheater zwischen den beiden Hügeln Taksim und Dzhambaz tepe, welches unter Kaiser Trajan Anfang des 2. Jahrhunderts errichtet wurde.

Mit seinen rund 7.000 Sitzplätzen wird das einst prächtig geschmückte Theater auch heute wieder für Open-Air-Vorstellungen verwendet. Hier findet zum Beispiel das jährliche Opernkunstfestival mit namhaften Orchestern aus aller Welt statt.

Anzeige

Der Hauptplatz von Plovdiv hatte diese Funktion auch schon in der Antike. Das Römische Forum, komplett mit Bibliothek, Odeon und Münzprägerei, entstand im 1. Jahrhundert unter Kaiser Vespasian. Wie die Bürger Roms damals lebten, kann im Irini-Haus an der Tsar Boris III Straße nachvollzogen werden. Das hervorragend erhaltene Wohnhaus aus dem 3. Jahrhundert beeindruckt vor allem durch seinen kunstvollen Mosaikschmuck.

Ebenfalls bemerkenswert ist das Römische Stadion unter dem Dzhumayata Platz. Es sind zwar nur noch Teile von ihm sichtbar, doch diese sind einzigartig, denn vom so genannten „Delphischen Stadion“ gibt es insgesamt nur 12 Stück. Einst war es 180 Meter lang und fasste 30.000 Zuschauer. In der Antike fanden hier Tierhetzen und Gladiatorenkämpfe statt, heute liegt es direkt an der Haupteinkaufsstraße von Plovdiv.

Osmanische Bauten in Plovdiv

Die Dzhumaya-Moschee ist das eindrucksvollste Vermächtnis der Osmanen in Plovdiv, Bulgarien - © photosmatic / Shutterstock
© photosmatic / Shutterstock

Das eindrucksvollste Vermächtnis der Osmanen ist die Dzhumaya-Moschee, deren reich verziertes Minarett über dem Zentrum der Stadt aufragt. Sie wurde im 15. bis 17. Jahrhundert errichtet und zählt damit zu den ältesten Moscheen der Balkanstaaten.

Auch die Chifte Banya aus dem Jahr 1582, in dem heute das Zentrum für Moderne Kunst untergebracht ist, und der Uhrturm auf dem Sahat Tepe Hügel stammen noch aus der Zeit der Türkenherrschaft.

Plovdiv-Häuser – Wahrzeichen der Altstadt

Die detailreich geschmückten Fassaden und der symmetrische Grundriss sind typische Merkmale der so genannten Plovdiv-Häuser, Bulgarien - © pavel dudek / Shutterstock
© pavel dudek / Shutterstock

So eindrucksvoll die antiken Baudenkmäler auch sein mögen, seinen einzigartigen Charme erhält Plovdiv durch die imposanten Villen, die zur Zeit der bulgarischen Wiedergeburt entstanden. Damals zogen viele reiche und gebildete Bürger nach Plovdiv. Aus deren großen Wohlstand entstanden prächtige Bauten und aus ihrer Reiselust architektonische Einflüsse aus ganz Europa.

Die prachtvollen Bürgerhäuser gelten heute als berühmtestes Wahrzeichen der Altstadt und werden nach wie vor als Wohnhaus genutzt. In manchen sind auch Restaurants, Cafés, Teile des Historischen Museums oder Kunstgalerien zu finden.

Die mit Ornamenten und Erkern detailreich geschmückten Fassaden und der symmetrische Grundriss sind typische Merkmale der so genannten „Plovdiv-Häuser“. Besonders schön präsentieren sich die Wiedergeburtshäuser Mavridi, Nedkovich, Stepan Hindliyan, Balabanova und Kyumyudzhieva, die auch im Inneren mit marmornen Ziehbrunnen, Decken- und Wandmalereien und holzgeschnitzten Möbeln den Wohlstand von damals zur Schau stellen.

Sie alle wurden für den Titel von Europas Kulturhauptstadt 2019 sorgfältig renoviert. Im Keller des Chindlijan Hauses ist sogar noch ein Hamam, ein traditionell türkisches Bad, zu bewundern.

Anzeige

Kirchen in Plovdiv

Die Renaissance-Kirche Sweta Bogorodiza in Plovdiv, Bulgarien, stammt aus dem Jahr 1880 und wurde von Joseph Schnitter entworfen - © photosmatic / Shutterstock
© photosmatic / Shutterstock

Zu den schönsten Kirchen in Plovdiv zählen die Kirche Sweta Nedelja mit herrlichen Wandmalereien, die orthodoxe Sveti-Konstantin-i-Elena-Kirche aus dem 4. Jahrhundert, deren kostbare Ikonen teilweise vom berühmten Maler Sachari Sograf geschaffen wurden, sowie die orthodoxe Erzbischofskirche Sveta Marina mit ihrer holzgeschnitzten Altarwand und dem unverkennbaren chinesisch anmutenden Glockenturm.

Die größte Kirche von Plovdiv ist die barocke Sveti Ludvig, oder St. Ludwigs-Kathedrale, die auch zu den größten katholischen Gotteshäusern Bulgariens zählt. Wie wurde von 1858 bis 1861 erbaut und nach dem französischen König Ludwig IX benannt. Einst wurde hier die erste Orgel des Landes installiert.

Museen von Plovdiv

Wer sich für Geschichte und Kultur von Plovdiv interessiert, sollte dem prächtigen Ethnografischen Museum einen Besuch abstatten, Bulgarien - © Victor Lauer / Shutterstock
© Victor Lauer / Shutterstock

Neben dem Naturwissenschaftlichen Museum und dem Historischen Museum, welches sich bis in die historischen Räumlichkeiten so mancher Plovdiv-Häuser erstreckt, ist auch das Archäologische Museum von Plovdiv sehenswert. Besonders eindrucksvoll ist der thrakische Goldschatz von Panagjurischte, ein kunstvoll gefertigtes Trinkservice aus dem 3. oder 4. Jahrhundert vor Christus, das aus rund 6 Kilogramm purem Gold besteht.

Wer sich für Geschichte und Kultur der Region interessiert, sollte dem Ethnografischen Museum einen Besuch abstatten. Ebenfalls in einem prachtvollen Wiedergeburtshaus von Argir Kujumdshioglu aus dem Jahr 1847 werden anhand von rund 40.000 Ausstellungsstücken die Bräuche und Traditionen Plovdivs vorgestellt.

Rund 12km von Plovdiv entfernt in der Nähe des Flughafens liegt mit dem Bulgarischen Luftfahrtmuseum das einzige seiner Art in Bulgarien. Es zeigt neben 2.800 anderen Exponaten rund 70 Hubschrauber, Flugzeuge, Radargeräte, Raketen und sogar die Sojus-Landekapsel des bulgarischen Kosmonauten Georgi Iwanow.

Geschichte von Plovdiv – Kulturhauptstadt 2019

Bulgariens zweitgrößte Stadt wurde – ebenso wie Rom – auf 7 Hügeln erbaut und ist eine der ältesten Städte Europas. Drei davon, werden heut von der denkmalgeschützten Altstadt eingenommen. Im Lauf der Jahrhunderte siedelten sich auf dem heutigen Stadtgebiet zahlreiche Völker an, darunter die Thraker, Kelten, Slawen, Römer, Byzantiner und Osmanen. Jedes Volk hinterließ seine Spuren in Kultur und Architektur und gab der Stadt einen eigenen Namen.

Rund 4000 vor Christus wurde sie vom Thraker-König Philip Macedon als Philippoupolis gegründet. Als die Römer die Herrschaft übernahmen nannten Sie die Siedlung Trimontium („Drei Berge“) und bauten sie zu einer florierenden Stadt aus. Die damals entstandenen Bauten, Straßen, Festungsmauern und Kanäle sind zum Teil bis heut erhalten.

Anzeige

Auf die Römer folgten die Byzantiner und Plovdiv erhielt damals den Namen Paldin. Von ihrer Herrschaft zeugt heute nur noch das Osttor der Stadtmauer namens Hisar Kapiya. Nachdem sie die Herrschaft über ihre Stadt bereits mehrmals verloren und wieder zurückeroberten, ging Plovdiv 1344 endgültig an die Bulgaren und nur 20 Jahre später an die Osmanen. Ab sofort hieß die Siedlung Filibe und ihre Architektur erhielt einen neuen – orientalischen – Touch.

Unter türkischer Herrschaft wurde Plovdiv zu einer multikulturellen Stadt, in der sich Bulgaren, Türken, Armenier, Roma, Venezianer, Juden, Österreicher und Deutsche niederließen. Etwa seit dem 15. Jahrhundert hat Plovdiv seinen heutigen Namen.

Weiterführende Links:

Offizielle Website von Plovdiv
Offizielle Website des Historischen Museums von Plovdiv
Offizielle Website des Archäologischen Museums von Plovdiv
Offizielle Website des Bulgarischen Luftfahrtmuseums

Anzeige
Anzeige
Anzeige
Anzeige