Das Gur Emir Mausoleum in der einstigen Hauptstadt Samarkand im Osten Usbekistans ist die prachtvolle letzte Ruhestätte des großen Usbekenherrschers Timur Lenk, seiner beiden Söhnen und Enkel. Es zählt zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten der historischen Hauptstadt.
Das prachtvolle Gur Emir Mausoleum in der historischen Stadt Samarkand im Osten Usbekistans wurde im Anfang des 15. Jahrhunderts erbaut und zählt neben der Bibi Chanum Moschee zu den großartigsten architektonischen Errungenschaften des berüchtigten Usbekenherrschers Timur Lenk, auch bekannt unter dem Namen Tamerlan. Dieser eroberte Ende des 14. Jahrhunderts große Teile Asiens und dehnte sein Reich von Syrien bis nach Indien aus.
Das Gur Emir Mausoleum („Gur Emir“ bedeutet etwa „Grab des großen Gebieters“) ist die letzte Ruhestätte von Timur selbst, seinen Söhnen Shahruh und Miranshah und seinen Enkeln Muhammed Sultan und Ach Ulugbek. Es wird auch das „Grab der Timuriden“ genannt.
Ursprünglich ließ Timur das Grabmal für seinen Lieblingsenkel Muhammed Sultan erbauen, der 1402 in der Schlacht bei Angora (Ankara) gegen die Osmanen gefallen war, doch auf Beschluss seiner Söhne wurde schließlich ein Jahr danach auch Timur selbst hier bestattet.
Nach dem Untergang der usbekischen Schaibaniden-Dynastie im 16. Jahrhundert verlor die einstige Handelsmetropole Samarkand an Bedeutung und die Prachtbauten wurden dem Verfall preisgegeben. Erst in den 1940er Jahren wurden erste Restaurierungsarbeiten durch die Sowjets vorgenommen. Mit der Unabhängigkeit Usbekistans im Jahr 1991 und dem Aufstieg des Timur zum Nationalhelden intensivierte sich auch die Pflege der von ihm errichteten Monumentalbauten.
Der Fluch des Timur – Legende oder Fakt?
Als die russischen Wissenschaftler zur eigentlichen Grabstätte des Timur vordrangen, warnte eine Inschrift auf seinem Grab, dass jeden, der seine Ruhe störte, großes Unglück überkommen werde. Die Archäologen ignorierten diese Drohung und exhumierten im Jahr 1941 die Gebeine des grausamen Usbekenherrschers. Sie wollten unter anderem herausfinden, ob er wirklich lahmte (Timur Lenk bedeutetet nämlich „Timur, der Lahme“; eines seiner Beine war übrigens tatsächlich kürzer als das andere). Kurz darauf fiel die deutsche Wehrmacht in der Sowjetunion ein. Nachdem die sterblichen Überreste Timurs ein Jahr später nach muslimischen Riten wieder bestattet wurden, folgte 1942 die Kriegswende, als bei der Schlacht von Stalingrad die deutschen Truppen vernichtend geschlagen wurden.
Spektakuläre Architektur des Gur Emir Mausoleums
Die Vorderfront des Gur Emir wird von einem gewaltigen 12m hohen Iwan (Torbogen) beherrscht, der von einem so genannten Pischtak, einer kunstvoll verzierten rechteckigen Schauwand, umrahmt wird. Der Eingang in das Gur Emir Mausoleum erfolgt durch eine seitliche Galerie, die direkt in den knapp 900m2 messenden Innenhof führt. Von der Chanaka auf der rechten und der Madrasa auf der linken Seite sind heute nur noch Fundamentreste übrig.
Gegenüber dem Portal befindet sich ein weiterer 12m hoher Pischtak, der das eigentlich Mausoleum, einen 35m hohen Bau mit einer gewaltigen, melonenförmigen Kuppel, verdeckt. Die Außenmauern und die 13m hohe kobaltblaue Kuppel sind mit atemberaubenden Mosaiken verziert. Auf dem gigantischen Schriftband unter der Kuppel ist in kufischer Schrift „Allah allein ist ewig“ zu lesen. Die 64 Rippen der Kuppel symbolisieren die Lebensjahre Mohammeds, jede einzelne ist mit türkisen, blauen, violetten und orangefarbigen Fliesen verziert.
Das Interieur des Gur Emir strotzt ebenfalls vor prachtvollem Dekor. Onyxfliesen, Stalaktitbänder, Jaspis, farbenprächtige persische Tapeten und Pappmaché-Reliefs sorgen für einen fantastischen Mix aus Blau und Gold. Am Boden befinden sich die Kenotaphe, die jeweiligen Ruhestätten der „Timuriden“. Timurs Grabmal ist nicht wie die der anderen aus Marmor, sondern aus dem dunkelgrünen Schmuckstein Nephrit gefertigt und trägt Inschriften, die seine Herkunft und sein Leben beschreiben. Die Krypta kann von außerhalb des Mausoleums betreten werden.
Im Inneren des Mausoleums fällt auf, dass die Kuppel nicht so hoch und anders geformt ist, als von außen erkennbar. Die Zweischaligkeit im Kuppelbau kam zur Zeit Timurs gerade in Mode.
An den Ecken des Innenhofs stehen noch zwei von den ursprünglich vier Schmuckminaretten, die mit spiralförmigen Mosaik-Bordüren verziert sind.
Nach Sonnenuntergang wird das Gur Emir Mausoleum von farbigen Scheinwerfern beleuchtet und erstrahlt weit über das nächtliche Samarkand.