Das malerische Orkhon-Tal am gleichnamigen Fluss beinhaltet als ehemaliges Machtzentrum der Mongolen und Sitz der Hauptstadt Dschingis Khans prachtvolle Städte, Klöster und historische Artefakte.
Die beeindruckende Kulturlandschaft des Orkhon-Tals erstreckt sich entlang des gleichnamigen Flusses, der mit 1.124 Kilometern Länge den längste Fluss der Mongolei darstellt. Die sanften grünen Hügel liegen gut 300km südwestlich der mongolischen Hauptstadt Ulan Bator. Seit 1992 zählen sie als 2.000 Jahre altes Nomaden-Land zum Welterbe der UNESCO. Gemeinsam mit seinen geschichtsträchtigen Sehenswürdigkeiten haben wir das Orkhon-Tal auf unsere Liste der Top 10 Sehenswürdigkeiten der Mongolei gesetzt.
Inhaltsverzeichnis
„Der Mittelpunkt der Welt“
Die Besiedlung des Orkhon-Tals geht an die 100.000 Jahre zurück, hier befindet sich die Wiege der asiatischen nomadischen Kultur. Viele Jahrhunderte lang galt das durch den Orkhon-Fluss fruchtbare Orkhon-Tal in der sonst kargen und trockenen Mongolei als Sitz der kaiserlichen Macht in der mongolischen Steppe.
Dem Orkhon-Tal wurde eine heilige Macht, „qut“ genannt, nachgesagt. Wer das Orkhon-Tal kontrollierte, wurde auch als von den Göttern ernannter Führer der Turkvölker angesehen. Genau aus diesem Grund wurden die jeweiligen Hauptstädte im malerischen Orkhon-Tal errichtet, in dem sich mit dem 20m hohen Orkhon-Wasserfall übrigens auch der höchste Wasserfall der Mongolei befindet.
Mit der Zeit entwickelte sich das gut 120.000 Hektar messende Orkhon-Tal zum wirtschaftlichen, religiösen und militärischem Zentrum der Mongolei – und blieb dabei immer im Einklang mit der es umgebenden atemberaubenden Natur. Kamele, Schafe und Ziegen, die auf den weiten Grasflächen des Orkhon-Tals grasten, repräsentierten die mongolische Kultur. Durch das Nomadentum wurde diese Lebensart auf weite Teile Asiens übertragen, später entwickelten sich daraus die ersten Siedlungen.
Noch heute pflegen die Nomaden im Orkhon-Tal ihre traditionelle Lebensweise. Neben den baulichen Schätzen des historischen Tals kann man so auch in die uralte Kultur der Mongolei eintauchen. Die sanften grünen Hügel sind außerdem für die Augen eine willkommene Abwechslung zum sonst schroffen Braun-Grau der wüsten Mongolei.
BILDER: Orkhon-Tal
Karakorum: Hauptstadt von Dschingis Khan
Auch Karakorum, die berühmte Hauptstadt des Mongolen-Herrschers Dschingis Khan aus dem frühen 13. Jahrhundert, liegt im Orkhon-Tal. Nachdem er 1206 zum Anführer über alle mongolischen Stämme ernannt wurde, gab Dschingis Khan im Jahr 1220 den Befehl zu ihrer Gründung.
Von hier aus baute er sein mächtiges Reich auf, das sich von Polen bis Korea zum damals größten Reich der Weltgeschichte mit 20 Millionen Quadratkilometern entwickelte. Später wurde es durch das britische Empire mit zahlreichen Kolonien lediglich auf den 2. Platz verdrängt.
Nach dem Zerfall des mongolischen Reiches im Jahr 1368 und der vollständigen Zerstörung durch die Chinesen war es mit der Blütezeit von Karakorum vorbei. Im 16. Jahrhundert geriet der einstige „Mittelpunkt der Welt“ komplett in Vergessenheit und wurde erst im Jahr 1889 wiederentdeckt.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die Überreste langsam zu Tage gefördert. Die Ruinenstadt wurde 1990 von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt und kann besichtigt werden. Ein Museum informiert anhand zahlreicher interessanter Ausgrabungsgegenstände über die turbulente Vergangenheit von Karakorum.
Unter anderem wird vermutet, dass sich hier der sagenumwobene Xanadu-Palast befand, der Sommersitz des Kublai Khan, der als mächtigster Khan der Geschichte gilt. Seine gewaltigen 550m langen quadratischen Mauern wurden vom Entdecker Marco Polo als Metapher für asiatische Opulenz bekannt.
Kloster Erdene Zuu im Orkhon Tal
Nicht weit vor den Toren von Karakorum befindet sich der Kloster-Komplex Erdene Zuu, an dem ebenfalls archäologische Ausgrabungen im Zuge der Suche nach dem ehemaligen Khan-Palast durchgeführt werden.
Das prunkvolle Klostergebäude von Erdene Zuu ist das älteste buddhistische Kloster der Mongolei, welches heute noch besichtigt werden kann. Erdene Zuu bedeutet so viel wie „Kostbarer Herr“, das Kloster erhielt diesen Namen von einem Abbild einer Gottheit, welches im Kloster dargestellt ist.
BILDER: Kloster Erdene Zuu
Fotogalerie: Kloster Erdene Zuu
Geschichte des Klosters Erdene Zuu
Das Kloster wurde im Jahr 1586 vom mongolischen Chalcha-Fürsten Abtai Sain Khan als erstes buddhistisches Kloster des Landes gegründet. Nach dem Besuch des 3. Dalai Lama entstanden der Gol Zuu und der Baruun Zuu-Tempel als erstes, sie sollten zukünftig das Zentrum des Lamaismus in der Mongolei darstellen.
Die Bauzeit der gesamten Klosteranlage betrug insgesamt über 300 Jahre, da es im 17. und 18. Jahrhundert immer wieder zerstört und wieder aufgebaut und erweitert wurde. Seine Blütezeit erlebte das Kloster Erdene Zuu in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Zu dieser Zeit beherbergte das quadratische Klostergelände auf einer Fläche von 400 mal 400 Meter 62 Tempel und an die 1.000 Mönche.
Viele der Tempel wurden aus den Steinen von Karakorum erbaut, nachdem diese von den Chinesen zerstört und nie wieder vollständig aufgebaut wurde. Im Jahr 1937 fiel das Kloster Erdene Zuu den stalinistischen Säuberungen unter dem kommunistischen Kommandanten Khorloogiin Choibalsan zum Opfer. Allein die Bibliothek soll vier Wochen lange gebrannt haben. Dasselbe Schicksal erlitten hunderte weitere Klöster in der Mongolei, 10.000 Mönche mussten ihr Leben lassen.
Verbliebene Tempel im Kloster Erdene Zuu
Von der einst prächtigen Tempelanlage im chinesisch-mongolischen Mischstil sind heute nur noch vier Tempel erhalten, die von einer beeindruckenden Mauer aus dem 17. Jahrhundert eingerahmt werden. Die Klostermauer wird von 4 prachtvollen Toren in jeder Himmelsrichtung durchbrochen und von 100 Stupas gekrönt.
Einer der Tempel ist dem Dalai Lama gewidmet, er wurde nach dem Besuch des 5. Dalai Lama errichtet. Die Goldene Stupa ist ebenfalls dem Dalai Lama gewidmet, diesmal dem 8. Mit 13 Metern ist die Goldene Stupa von Erdene Zuu die höchste Stupa der Mongolei.
Das blaue Dach des blauen Tempels weist einzigartige Konstruktionen auf, die ganz ohne Nägel gefertigt wurden. Auch bei der Errichtung der Shorgon Fence, einem Zaun aus Lärchenholz, wurden keine Nägel verwendet.
Besuch des Klosters Erdene Zuu
Betrachtet man die Pracht der verbliebenen Tempel, erscheint die Zerstörungswut der Sowjets umso furchtbarer. Seit 1990, nach dem Ende des Kommunismus, ist das Kloster wieder in Betrieb und einige Gebäude wurden einer Restaurierung unterzogen.
Die gesamte Anlage zu restaurieren ist kaum zu finanzieren, dennoch ist Erdene Zuu heutzutage eine wichtige Pilgerstätte. Die verbliebenen Tempel und die darin enthaltenen historischen Artefakte sind eine wichtige Touristenattraktion der Mongolei. Innerhalb des Geländes befinden sich neben den Räumlichkeiten der Mönche auch eine Dalai-Lama-Klosterschule und ein Museum.
Tipp: Wer auf dem Klostergelände von Erdene Zuu fotografieren oder filmen möchte, muss einen erhöhten Eintrittspreis bezahlen, die prachtvollen Innenräume der Tempel rechtfertigen dies jedoch. In Souvenirshops können Gebetsfahnen und -mühlen sowie Seidenschals und Räucherfahnen erstanden werden.
Weitere Klöster im Orkhon-Tal
Das ebenfalls spektakuläre Kloster Tuvkhum, welches sich in 2.600 Metern Höhe befindet, fiel ebenfalls zum Großteil den Kommunisten zum Opfer. Auch vom Mongolen-Palast auf dem Doit-Hügel aus dem 13. und 14. Jahrhundert, dem vermeintlichen Sitz des Ögedei Khan, sind nur noch einige Ruinen übrig.
Auch die historischen Städte Talyn Dorvoljin, Har Bondgor und Bayangol Am zeugen von der früheren Pracht des Orkhon-Tals.
Historische Orkhon-Monumente
Die Macht des Orkhon-Tales reicht bis ins 8. Jahrhundert zurück. Aus dieser Zeit wurde eine mit Runen beschriftete Stele des damaligen Herrschers Bilge Khan gefunden, die in drei verschiedene Sprachen übersetzt wurde. Zu den so genannten Orkhon-Monumenten gehört auch ein Denkmal des Kul Tigin, eines der beeindruckendsten Denkmäler des damaligen Göktürk-Reiches, die 1889 gefunden und vier Jahre später entziffert werden konnten.
Ebenfalls aus dem 8. Jahrhundert stammen die Ruinen des Khar Balgas, der ehemaligen Hauptstadt des Uyghur-Reiches. Die Überreste seiner Tempel, Paläste und Klostergebäude erstrecken sich über eine Fläche von 50km².